Lebensmittelkrise in China? Staats- und Parteichef Xi schwört Land auf Sparsamkeit ein

Chinas Staatschef Xi Jinping schwört das Land darauf ein, mit der Verschwendung von Nahrungsmitteln aufzuhören. Interne Experten gehen von einer drohenden Lebensmittelkrise im kommunistischen Land aus.

Die aufgrund chinesischer Vertuschungspolitik zur weltweiten Pandemie angewachsene Corona-Epidemie aus Wuhan zwang die Behörden dazu, die Menschen Ende Januar nach Hause zu schicken, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Auch die Bauern Chinas konnten nicht mehr auf ihre Felder. Als die Restriktionen im März gelockert wurden, kam es bald darauf zu extremen Witterungsbedingungen in weiten Teilen Chinas. Anfang Juni begann es dann in Zentralchina, im Süden und im Osten des Landes heftig zu regnen, während der Nordwesten und Nordosten in Teilen von Dürren heimgesucht wurde. Zudem mussten im Juni die Bauern in vielen Provinzen ihre Ernten gegen Heuschreckenschwärme und Heerwürmer verteidigen. Die Frage stellt sich: Wie sieht es mit Chinas Ernährung aus? Kommt eine Lebensmittelkrise?

Chinas Führer ruft zur Sparsamkeit auf

Eine kürzlich gehaltene Rede des chinesischen Führers Xi Jinping wirft Fragen zur Ernährungssicherheit Chinas auf. Xi Jinping riet den Bürgern, keine Nahrungsmittel zu verschwenden und in Fragen der Ernährungssicherheit wachsam zu bleiben, berichtete Chinas staatliche Nachrichtenagentur „Xinhua“.

Ein NTD-Experte für China-Angelegenheiten sprach von einem seltenen Schritt der Regimeführung.

Sein Unterton bedeutet, dass der oberste Führer alle zur Aufmerksamkeit aufruft und China wahrscheinlich eine Nahrungsmittelkrise haben wird.“

(Tang Jingyuan, China-Experte)

Tang sagt, man müsse verstehen, wie Beamte der Kommunistischen Partei Chinas kommunizieren, da sie oft das eine sagen, aber etwas anderes meinen.

Wenn der chinesische Führer die Beamten auffordert, die Einheit zu stärken, bedeutet dies sehr wahrscheinlich, dass es bereits interne Spaltungen gibt. Wenn Xi Jinping sagt, wir sollten Lebensmittel sparen, meint er tatsächlich, dass es wahrscheinlich nicht genug Lebensmittel gibt.“

(Tang Jingyuan)

Noch vor drei Wochen wurden Mitteilungen von Xi Jinping zur Ernährungssicherheit übermittelt.

Naturkatastrophen und Lagerprobleme

Durch die Überschwemmungen in diesem Jahr hat sich die Situation weiter verschlechtert. China hat sechs Hauptgetreideproduktionszonen im Süden: Anhui, Jiangxi, Hubei, Hunan, Sichuan und Jiangsu. Die meisten gehören zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten der diesjährigen katastrophalen Überschwemmungen.

Die Fluten überschwemmten große Teile der landwirtschaftlichen Nutzflächen. Auf diesen Feldern wird dieses Jahr im Grunde genommen nicht viel geerntet werden.“

(Tang Jingyuan)

Chinas staatlicher Getreidelagerhalter Sinograin ist einer der größten der Welt. Doch die Qualität der Lagerung ist fraglich. In Chinas sozialen Medien wird ein Video verbreitet, das den Mais von Sinograin zeigt. Die Frau im Video sagt, der Mais sei verschimmelt und mit großen Mengen von Fremdstoffen, wie Staub, vermischt.

Kornspeicher-Manager, die Regierung gibt Ihnen so viel Geld, um Lebensmittel vorrätig zu halten. Und das ist es, was Sie gelagert haben?“

(Mitarbeiterin von Sinograin)

In Südchina, in Guangzhou, können laut staatlichen Medien die dortigen Getreidevorräte eine Million Menschen ein halbes Jahr lang ernähren. Das Problem ist nur, dass die Stadt eine Bevölkerung von fast 15 Millionen hat.

Wenn es zu einer Nahrungsmittelkrise kommt, kann die gesamte Bevölkerung von Guangzhou nach den Zahlen der staatlichen Medien nur zwölf Tage lang mit Nahrungsmitteln versorgt werden.“

(Tang Jingyuan, China-Experte)

Dabei ist Guangzhou die Hauptstadt der reichsten Provinz Chinas. Laut Tang könnten andere Gebiete Chinas in noch schlechterer Verfassung sein.

Was bahnt sich da in China an?

Doch als im Juli Süd-, Südwest- und Zentralchina von den schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten erschüttert wurde, ließ sich Führer Xi 20 Tage lang nicht in der Öffentlichkeit sehen. Am 22. Juli tauchte er dann an einem ziemlich unerwarteten Ort auf – in der Provinz Jilin im Nordosten Chinas, einem wichtigen Getreideanbaugebiet. Xi inspizierte dort die landwirtschaftliche Produktion und drängte die örtlichen Behörden, die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung zu einer Priorität zu machen.

Einige Tage später, am 27. Juli, warnte Chinas Vizepremier Hu Chunhua die Gouverneure der Provinzen davor, die Aussaatflächen für landwirtschaftliche Nutzpflanzen schrumpfen zu lassen. Die Ernteerträge in diesem Jahr dürften nicht verringert werden. Er drohte Strafen bei Nichteinhaltung an – auch Entlassungen.

Bei der starken Betonung der Nahrungsmittelproduktion durch die höchsten Führer der Kommunistischen Partei stellt sich die Frage: Was bahnt sich da in China an? Gibt es Engpässe bei Getreide, wie Weizen, Mais oder Reis? Wie sieht es mit Schweinefleisch aus?

Preisrakete Schweinefleisch

Im Juli stiegen die Lebensmittelpreise um 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch der Preis für Schweinefleisch machte einen riesigen Sprung nach oben. Allein im Juli kletterte der Preis um zehn Prozent gegenüber dem Juni und erreichte im Jahresvergleich ein Plus von 85,7 Prozent. Selbst Gemüse kletterte um 6,3 Prozent gegenüber dem Juni nach oben.

So zumindest besagen es die Daten eines Berichtes des chinesischen Statistikamtes. Statistiken des chinesischen Landwirtschaftsministeriums zeigen, dass der Preis für Eier in den drei Wochen vom 9. bis zum 31. Juli um 34,1 Prozent gestiegen ist.

Doch wie geht es weiter?

Laut einem chinesischen Agrarexperten werde die gegenwärtige Knappheit „nicht so ernst sein, dass die Menschen keine Nahrung zu essen haben“. Der Schlüssel sei, dass es kein Futter für Vieh und Geflügel gebe. „Dann haben die Menschen nicht genug Fleisch zum Essen.“

Eine unfreiwillige Spende

In der vergangenen Woche kam es in der von Überschwemmungen stark betroffenen südchinesischen Provinz Jiangsu zu einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn. Beteiligt war dabei auch ein Lkw, der Schweinefleisch geladen hatte. Große Mengen an Schweinefleisch waren auf der Autobahn und auch auf der darunterliegenden Straße verstreut. Viele Einheimische kamen herbei, um sich an den herumliegenden Päckchen zu bedienen.

Von den ursprünglich geladenen zehn Tonnen Schweinefleisch auf dem Lastwagen gingen sieben verloren, ein Verlust von über 43.000 US-Dollar für die Firma. Die Leute hatten sogar die Hecktür des Lkws mitgenommen, die bei dem Unfall herausgerissen und fortgeschleudert worden war.

Mega-Importe und Zugriff auf Reserven

Das chinesische Regime tätigte kürzlich Rekordkäufe von US-Agrargütern. Am 29. Juli machte China mit fast zwei Millionen Tonnen seine bisher größte Bestellung von US-Mais. Riesenbestellungen gab es auch bei Soja und Weizen.

China verfügt über ein nationales System von Getreidereserven, um die Ernährungssicherheit aufrechtzuerhalten. Chinas staatliche Agri-Industries Holding gab am 3. August bekannt, dass die Zentralregierung kürzlich 3,6 Millionen Tonnen staatlich reservierten Reis auf den Markt gebracht hat. Dieser wurde zwischen 2014 und 2019 geerntet.

Reis, Mais und Soja

In 13 Provinzen Chinas wird Reis angebaut und alle diese Provinzen wurden im Juni und Juli von den Überschwemmungen heimgesucht. Dadurch waren alle drei Anbauperioden betroffen – entweder die Ernte oder die Anpflanzung. Herr Li stammt aus dem Bezirk Poyang, Provinz Jiangxi. Am 18. Juli sagte er der chinesischsprachigen Epoch Times:

Der frühe Reis in unserer Provinz war vor der Ernte ruiniert. Der Reis der Zwischensaison wurde durch die Überschwemmungen zerstört. Jetzt ist es zu spät, um den späten Reis zu pflanzen.“

(Bauer aus Jiangxi)

Die Preise für Mais stiegen im Jahresvergleich um 20 Prozent und erreichten ein Fünfjahreshoch. Soja stieg sogar allein innerhalb des letzten halben Jahres um 30 Prozent im Preis, wie das japanische Finanzunternehmen Nomura Holdings veröffentlichte. Laut Schätzungen des staatlichen China National Grain and Oils Information Centers (CNGOIC) von Anfang Juli werde die Versorgungslücke bei Mais im Finanzjahr 2020/2021 bei 25 Millionen Tonnen liegen. Chinesische Medien berichteten davon, dass aufgrund einer zweimonatigen Dürre zwei Drittel der Maisernten im Nordosten der Provinz Liaoning vertrocknet seien.

Dürren gefährden Weizenernte

Weizen wird hauptsächlich in Zentral- und Nordchina angebaut. Die Landwirte ernten nur einmal im Jahr ab Ende Mai. Ein Viertel der Landesproduktion von Weizen wird in der Provinz Henan erwirtschaftet, die von einer schlimmen Dürre heimgesucht wurde. Auch in den Provinzen Gansu, Xinjiang, Jilin, der Inneren Mongolei und anderen nördlichen Provinzen Chinas gab es Dürren. Die Innere Mongolei war zu über 50 Prozent betroffen, berichtete die Staatsagentur „Xinhua“ am 16. Juni. Dort wird hauptsächlich Weizen, Soja und Mais angebaut. In der Provinz Gansu wird es in diesem Jahr laut staatlicher „China News“ kaum Ernten geben.

Ich bin 50 Jahre alt. Ich hatte noch nie eine Dürre wie in diesem Jahr erlebt.“

(Bauer in Yuzhong, Provinz Gansu)

Und in Xinjiang, bei den Uiguren? In den sozialen Medien erschien am 17. Juli ein Video. Eine Frau filmte die großen Weizenfelder der Region:

Glauben Sie, dass diese gelbe Farbe geerntet wird? Sie sind alle abgestorben. Unsere Bauern haben in diesem Jahr überhaupt keine Ernte.“

(Einwohnerin von Xinjiang)

Am 5. August schätzte das staatliche CNGOIC, dass China von Juni 2020 bis Mai 2021 sechs Millionen Tonnen Weizen importieren müsse, die höchste Menge seit sieben Jahren.

Offizielle chinesische Daten sind immer mit Vorsicht zu genießen, was auf das politische System zurückzuführen ist. Profilierungssucht der Beamten auf allen Ebenen, Angst vor Bestrafung und der Schutz der eigenen Geschäfte sind Gründe dafür. Wie ist die wirkliche Situation Chinas? Möglicherweise weiß das nicht einmal Xi Jinping.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion