Was ist Qigong und wie findet man eine gute Praxis?

Joggen, Fitnessstudio, Yoga. Der Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden ist groß. Wer eine ganzheitliche Methode für Körper und Geist sucht, wird früher oder später auf Qigong stoßen.
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Die westlichen und östlichen Konzepte von gutherzigen Gedanken und Meditation sind identisch und werden in der modernen Medizin als positive Energiepsychologie bezeichnet. Im Bild: Eine junge Frau praktiziert die Meditationsübung von Falun Gong (auch Falun Dafa genannt).Foto: Epoch Times
Von 6. November 2022

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Weltweit erfreut sich Qigong einer immer größeren Beliebtheit. Die damit verbundenen körperlichen Übungen fördernden den Fluss und das Gleichgewicht der Energie im menschlichen Körper. Eine optimale Gesundheit ist das Ergebnis.

Viele Menschen wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung von Qigong. Häufig wenden sich chronisch und unheilbar kranke Menschen in der Hoffnung auf Heilung Qigong zu. Andere praktizieren die Übungen, um ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden zu verbessern.

Doch wie fördert Qigong eigentlich unsere Gesundheit? Um die therapeutische Wirkung von Qigong zu verstehen, muss man sich mit einigen Grundkenntnissen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) vertraut machen.

Die Lehre vom Qi und den Meridianen

Die traditionelle chinesische Medizin hat eine sehr klare Vorstellung vom Energiesystem des menschlichen Körpers: Solange der Mensch lebt, verfügt sein Körper über biologische Energie. Elektrokardiogramme und Elektroenzephalogramme können anzeigen, ob die biologische Energie vorhanden ist oder nicht. Die wahre Beschaffenheit der biologischen Energie kennen die Ärzte jedoch nicht. Sie bleibt dem menschlichen Auge verborgen, ein Mysterium.

Die traditionelle chinesische Medizin nennt diese biologische Energie „Qi“. Das Qi ist wie Luft – unsichtbar und nicht greifbar, aber lebensnotwendig für die Menschen.

Ähnlich wie das Blut, das durch die Blutgefäße kreist, bewegt sich das Qi über unsichtbare Kanäle. Dieses Kanalsystem ist sehr komplex, wie ein Netzwerk, das in der traditionellen chinesischen Medizin „Meridiane“ genannt wird. Wenn die Meridiane blockiert sind oder der Fluss in die entgegengesetzte Richtung läuft, führt dies zu verschiedenen Problemen im Körper.

Der TMC zufolge kommt es beim Qi auf das Gleichgewicht von Hitze und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit, Bewegung und Ruhe an. So liefert beispielsweise die Niere „kalte“ Energie, um die „heiße“ Energie des Herzens auszugleichen. Frauen in den Wechseljahren haben nicht genug Nierenenergie, die die Hitze ausgleichen könnte. Deswegen leiden sie unter Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen.

Qigong kann das Qi ins Gleichgewicht bringen, ähnlich wie Akupunktur und Kräutermedizin es tun. Anstelle von Kräutern und Nadeln gibt es beim Qigong jedoch langsame und sanfte Bewegungen sowie achtsame Meditation.

Vereinfacht gesagt, sollen die Qigong-Übungen die Zirkulation des Qi ermöglichen, um folgende Ziele zu erreichen:

  • den Fluss von Qi und Blut fördern und die Meridiane offen halten;
  • das Qi und das Blut in die richtige Richtung lenken;
  • die energetischen Eigenschaften von Qi und Blut aufrechterhalten, einschließlich des Gleichgewichts zwischen Hitze und Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit sowie Ruhe und Bewegung.

Eine emotional ungesunde Umgebung schadet dem Körper

Als energetische Wesen reagieren wir äußerst empfindlich und anfällig auf unsere Umgebung und die Menschen um uns herum. Wenn man beispielsweise jemanden körperlich angreifen und verletzten will, muss man diese Person berühren.

Wenn man eine Person jedoch energetisch verletzen will, geht das ganz ohne körperliche Berührung. Man muss ihr nur ein böses Wort sagen, sie gleichgültig ansehen oder schlecht behandeln. Das reicht schon aus, damit sich die Person körperlich oder mental unwohl fühlt.

Wer sich über eine lange Zeit in einer emotional ungesunden Umgebung aufhält, kann Energieblockaden und ein Ungleichgewicht entwickeln, was wiederum körperliche und mentale Funktionsstörungen zur Folge hat. Aus diesem Grund können bei einer Person, die früher ein Trauma erlitten hat, dauerhaft gesundheitliche Beschwerden auftreten.

Das Geheimnis der Langlebigkeit

Gesund ist der Körper hingegen, wenn der Mensch ruhig ist und Qi und Blut gut fließen. Deshalb sagen TCM-Ärzte, dass ein ruhiger Geist das Geheimnis der Langlebigkeit sei. Experten der traditionellen chinesischen Medizin betonen besonders die Notwendigkeit eines ruhigen Geistes und die Bedeutung von Atemregulierung und Gelassenheit. Das sind die Grundlagen, die eine TCM-Behandlung erfolgreich machen.

Allerdings ist das leichter gesagt als getan, denn es gibt viele Dinge auf der Welt, die unseren Geist beeinflussen können. Um einen ruhigen Geist zu erlangen, braucht es Übung.

Die Emotionen eines Menschen sind Reaktionen und Beurteilungen auf das, was um ihn herum geschieht. Wenn es etwas Schlechtes ist, wird er vielleicht wütend; wenn es etwas Gutes ist, ist er glücklich.

Was bestimmt also, wie wir die Geschehnisse beurteilen? Unsere Werte. Es ist eine Frage der eigenen Weltanschauungen und Überzeugungen – sie spielen eine wesentliche Rolle.

Tugend als Basis für die geistige Gesundheit

Die traditionelle chinesische Medizin legt besonders großen Wert auf „Tugend“, die an sich eine sehr gesunde unvergängliche Energie ist. Das Qi ist sehr instabil und wird ständig verbraucht. Da es sehr empfindlich ist, wird es leicht von Gefühlen und äußeren Faktoren beeinflusst. Dann fließt das Qi oft in die falsche Richtung oder gerät aus dem Gleichgewicht.

Es gibt einen Spruch, der lautet: „Wer Qi hat, der hat auch Krankheiten“. Viele Menschen haben ein Leben lang viel zu tun, und am Ende bleibt ihnen nichts anderes als Qi. Alle Emotionen sind Qi, auch Wut, Freude und viele andere.

Wenn ein Mensch nur seinem eigenen Körper Beachtung schenkt, aber nicht auf seine Überzeugungen, Emotionen, seinen Lebensstil oder zwischenmenschliche Beziehungen achtet, dann schadet das diesem Menschen früher oder später. Auch ein gesunder Körper wird irgendwann sterben. Wenn man also nur seinen Körper pflegt, wird man sich früher oder später leer und ängstlich fühlen. Letztendlich lebt der Mensch nicht um seines Körpers willen.

Die Essenz des menschlichen Lebens – oder die menschliche Seele, wie es in der TCM heißt – kann durch Tugend und Moral genährt werden. Tatsächlich sind die westlichen und östlichen Konzepte von gutherzigen Gedanken und Meditation identisch und werden in der modernen Medizin als positive Energiepsychologie bezeichnet.

Tugend ist eine wunderbare Art von Energie, die entsteht, wenn Menschen gütig handeln. Sie hat einen immerwährenden Einfluss auf unsere Seele. Diese Tugend wird auch Gong De genannt.

Mit anderen Worten: Gong ist nicht nur eine Übung. Es ist eine ewige Energie, die entsteht, wenn ein Mensch sich selbst verbessert. Sie ist direkt mit der Zukunft unserer Seele verbunden. Daher konzentriert sich eine wahre Qigong-Praxis sowohl auf das Innere als auch auf das Äußere: Sie bewegt nicht nur die Energie des Körpers, sondern kultiviert auch die geistige Gesundheit.

Die modernen Qigong-Praktiken als Behandlungsmethode

Wir wissen, dass es im Westen viele Übungsformen gibt, wie beispielsweise Yoga. In Asien gibt es auch viele Qigong-Schulen, von denen einige hohe Unterrichtsgebühren verlangen. Wie findet man in diesem Fall die richtige Qigong-Praktik für sich?

Heutzutage beruhen viele Yoga-, Meditations- und andere Praktiken auf den Konzepten der frühesten traditionellen Methoden zur Selbstverbesserung – auch Kultivierungswege genannt. Da die späteren Generationen die wahre Natur der Kultivierungswege nicht verstanden, pickten sie aus diesen Systemen nur die Inhalte heraus, die ihren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entsprachen.

Auf diese Weise entstanden aus den Kultivierungswegen verschiedene Methoden, die völlig neue Fachbegriffe nutzen. Folglich sind die vielen verschiedenen Yoga-Arten von heute zu einer Art Behandlungsmethode für die Menschen geworden. Deshalb ist es selbstverständlich, dass man für sie Geld verlangt.

Wahre Qigong-Praktiken sind kostenlos

Die ursprünglichen Kultivierungswege waren jedoch kostenlos. So verlangte Jesus für die Vermittlung seiner Methode zur Selbstverbesserung keine Gebühren. Er sagte den Menschen nur, was sie tun und lassen sollten. Auch Buddha und Laotse, die Begründer des Buddhismus beziehungsweise des Taoismus, verlangten von ihren Anhängern kein Geld.

Der Zweck dieser wahren traditionellen Kultivierungsmethoden ist es, die Seele der Menschen zu retten. Die körperlichen Vorteile, die sie bringen, sind nur ein Nebenprodukt, bilden aber nicht den Hauptschwerpunkt.

Deshalb ist es ratsam, sich für einen ursprünglichen, authentischen und vollständigen Kultivierungsweg zu entscheiden und nicht für eine veränderte, verbesserte und umgewandelte Methode. Denn wahre Qigong-Praktiken sind kostenlos. Sie zielen nicht darauf ab, an ihren Anhängern Geld zu verdienen; bei ihnen geht es auch nicht ausschließlich um Gesundheit und Fitness.

Es ist wichtig, ein ausgezeichnetes Kultivierungssystem zu finden, weil man davon auf allen Ebenen zu profitieren. Dazu gehört neben der biochemischen und energetischen Ebene auch die Seele. Es ist ein ganzheitliches, vollständiges und umfassendes System.

Über die Autoren

Jingduan Yang ist internationaler Experte für Akupunktur, chinesische Medizin, integrative Medizin und Psychiatrie aus Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Mehr Informationen auf www.YangInstitute.com

Health 1+1 ist eine chinesische Informationsplattform für Medizin und Gesundheit, die von Auslandschinesen betrieben wird. Mitarbeiter der Plattform schreiben regelmäßig für die chinesischsprachige Epoch Times und betreiben eine Sendung auf dem Kanal NTDTV. Dabei behandeln sie solche Themen wie die Vorbeugung, Behandlung und die neuesten Forschungsergebnisse zu COVID-19, Krebs, chronischen und anderen Krankheiten. Außerdem sprechen sie über die emotionale und geistige Gesundheit, die Immunität, die Krankenversicherung und andere Gesundheitsthemen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: What Is Qigong and How Do You Find a Good One? (redaktionelle Bearbeitung as)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 69, vom 5. November 2022.



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