Punktabzug für fehlende Sternchen*:Innen: Studenten monieren ideologischen Zwang

An den Universitäten in Deutschland herrscht ideologischer Zwang. Eine akademische Elite drückt anderen ihre Meinung auf – wer nicht spurt, wird abgestraft. Jedenfalls sagen das so jetzt Hamburger Studenten. Aber auch anderswo, wie in Berlin, hat sich das Gendern an den Universitäten längst etabliert. Eine Analyse.
Gendersprache
Experten prognostizieren ein Ende der Gendersprache.Foto: iStock
Von 21. Februar 2023

Über Sternchen, dritte Toilette und Transtamponagen ist eine hitzige und emotionale Debatte entbrannt. Für die einen ist es Sprachverhunzung und Ausdruck von Bevormundung, für andere ist Gendern und Co. gelebter Ausdruck von Gleichstellung und mehr Gerechtigkeit.

Instrumentarium der Intoleranz

Gendersternchen, Unterstrich und großes „I“ mitten im geschriebenen oder im gesprochenen Wort, eine Art „Kunstpause“, die Worte abhackend unterbricht: Sternchen-Pause-Innen. Oder auch die geschlechtsneutrale Endung, mit der die Gruppe der Studenten jetzt heißen soll: „an der Universität Studierenden“.

Studenten an der Universität Hamburg beklagen, dass es dort an mehreren Fakultäten eine Art Genderpflicht durch die Hintertür gebe: Wer nicht gendert, müsse mit Punktabzügen und somit schlechteren Noten rechnen.

Gegenüber dem „Fokus“ ist von einer indirekten Verpflichtung zur Verwendung von gendergerechter Sprache die Rede. Mehrere Professoren und Dozenten sollen von Studenten ausdrücklich verlangen, in Klausuren und Prüfungen gendergerecht zu schreiben. Wer das nicht tut, müsse mit Punktabzug rechnen. Studenten, die diese Vorwürfe erheben, berichten der „Mopo“ von zusätzlichem Stress und der Angst vor Punktabzug und Nichtbestehen wichtiger Prüfungen.

Das ist kein Einzelfall in Hamburg, die Studenten kommen alle aus verschiedenen Fachbereichen: Bildungswissenschaften, Deutsch und Sport. Die Studenten wollen mit ihrer Beschwerde anonym bleiben, denn sie fürchten, dass es Folgen für sie haben könnte, wenn sie öffentlich darüber sprechen, dass – so ihre Sicht – gendergerechte Sprache an der Uni regelrecht verlangt wird – schweigen wollen sie aber nicht über diese „Genderpflicht durch die Hintertür“.

„Warum wird das von uns verlangt?“

„Es wird uns das Leben schwer gemacht“ moniert laut Fokus eine Lehramts-Studentin diese „Gender-Pflicht“ an der Hamburger Uni: „Es kostet Zeit und nervt“, damit seien deutlich längere Texte und Zeitaufwand wegen der Suche nach neutralen Wörtern gemeint. „Es hört sich für Außenstehende vielleicht banal an. Aber die Umsetzung der genderneutralen Sprache verursacht relevante Mehrarbeit.“ Die befragten Studenten gaben an, nichts gegen das Gendern an sich zu haben, „es sollte nur keine Pflicht sein.“

Milde formulierte Aufforderungen der Dozenten zum Gendern gebe es zuhauf, so die Studenten, es gibt Lehrende, die Gendern voraussetzen bzw. verlangen, wobei viele Studenten sich diesen Forderungen automatisch anpassen würden. Hier käme dann das Machtgefälle zwischen Professoren und Studenten zum Tragen, merkbar vor allem dann, wenn man „mal den Mund aufmacht“.

Wohlformulierte Ausreden: Genderpflicht durch die Uni-Hintertür

Die „Mopo“ hatte daraufhin bei einer der von den Studenten benannten Dozentin nachgefragt: „In meinem Merkblatt zum Verfassen einer Hausarbeit, das ich den Studierenden zur Verfügung stelle, empfehle ich das Verwenden geschlechtergerechter Sprache, verlange es aber nicht.“ Punktabzug gebe es nicht, wenn sich die Studenten anders entschieden.

Auch die Uni selbst antwortet, dass es staatlichen Stellen nicht gestattet sei, sprachliche Normierungen für die Studierenden durchzusetzen und dass die Freiheit, selbst darüber zu entscheiden, in welcher Form Genderaspekte sprachlich berücksichtigt werden, selbstverständlich den Studierenden zustehe. Gleichwohl setze sich die Bildungsstätte für die „gleichberechtigte Teilhabe und Mitwirkung aller Mitglieder und Angehörigen der Universität, unabhängig ihres Geschlechts“ ein. Dazu gehöre auch die Berücksichtigung auf der Sprachebene. Gendern könne keinesfalls Einfluss auf die Bewertung einer wissenschaftlichen Leistung haben. Sollte es doch zu Konflikten zwischen Studierenden und Lehrenden kommen, stünde der offizielle Beschwerdeweg zur Verfügung.

Freiwilliger Zwang beim Gendern

Auf die Argumentationen „Gendern sei nicht von oben verordnet“, als Pflicht oder Kür an der Uni Hamburg vorgegeben, posten die Studenten derweil fleißig auf der communitybasierten Social-Media-Plattform Reddit:

So User 5hinigami:

 

Es ist keine Pflicht. Du bekommst nur eine schlechtere Note.“ 🤡

Ein praktischer Tipp, wahrscheinlich eher sarkastisch gemeint, zum erwarteten Gender-Neusprech in wissenschaftlichen Arbeiten von User Jin-RohWolfpack:

 

Disclaimer unter rein. „Der Verfasser lehnt die ‚Gendergerechte‘ Schreibweise ab wie von der deutschen Gesellschaft für Rechtschreibung empfohlen, beugt sich aber dem Druck durch den Prof.“

Noch mehr Ironie, und in gewisser Weise ein Schlagen mit den eigenen Gender-Waffen schlägt User Povertjes vor:

 

Gendergerechtigkeit ist dem Autor sehr wichtig, weshalb in dieser Arbeit ausschließlich das generische Maskulinum verwendet wird.“

User YDafuqDoUCare spricht so gar für eine Boykottierung aus:

 

Einfache Möglichkeit: Stimmt mit den Füßen ab. Studiert woanders.“

Da könnten die Studenten allerdings vom Regen direkt in die Traufe kommen.

Ohne Gender-Sprech keine Mitbestimmung

Als der woke Hotspot in Forschung, Lehre und Studium scheint sich Berlin herauskristallisiert zu haben. Innerhalb einer Generation scheint sich hier das Gender-Rad gedreht zu haben. Während vor zwanzig Jahren, als der erste Queer-Theory-Lehrstuhl in Hamburg als Unterbereich von Genderwissenschaften eingerichtet wurde, der „Spiegel“ noch ironisierend vom „Schwuchtel-Diplom“ sprach und fragte, „Was ist das? Und: Was macht man damit?“ (Epoch Times berichtete), hat es die Thematik nur zwanzig Jahre später mit einem Queer-Beauftragten in den Bundestag geschafft und die Unis fest im Griff, wahlweise bis in den hintersten Winkel des stillen Örtchens.

Von den fast zweihundert Gender-Professuren (in etwa so viel wie in der Pharmazie) an insgesamt zehn deutschen Universitäten sind nicht nur mit 36 Professuren die zweitmeisten in Deutschland vergeben. Längst wurden auch Toiletten genderneutral umgebaut und der „Studierendenausschuss“ an der TU forderte Tampons auf allen Uni-Toiletten, inklusive auf den Herrentoiletten.

An der Freien Universität Berlin (FU) wurde jetzt ein Antrag im „Studierendenparlament“ wegen fehlender Gendersprache nicht zur Debatte zugelassen. Die Hochschulgruppe (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) hatte einen Antrag ohne Gendersprache eingereicht und das war der Anlass, dass dieser nicht zur Debatte zugelassen wurde. Die Bezeichnung von „Studenten“ erfülle aufgrund des „generischen Maskulinums“ nicht die Kriterien der Geschäftsordnung.

Die Genderpflicht gilt schon seit 2014 im „Studierendenparlament“ von Berlin und geht auf einen Antrag der Juso-Hochschulgruppe (Studentenverband der SPD und Jusos) zurück. Nunmehr wird das einfache Gendern vom Gendern 2.0 liquidiert. Seit 2014 behandle man Anträge, die das generische Maskulinum oder das Binnen-I verwenden, zukünftig vom „Stupa“ nicht mehr.

Generation Woke: Zwang statt Überzeugung

Die Publizistin Birgit Kelle legte daraufhin der „Freien Universität Berlin“ nahe, ihren Namen zu ändern. Sie ist damit nicht frei, „und verhindert sogar einen freien Diskurs!“. Die Vorgehensweise der „Generation Woke“ beruhe auf Zwang statt Überzeugung.

Mindestens an fünfzehn deutschsprachigen Hochschulen wird Studenten schon das Gendern vorgeschrieben, recherchierte die „FAZ“, so in Leipzig, Dresden, Tübingen, München, Aachen, Saarbrücken, Bremen und mehrfach in Berlin, außerdem an mehreren österreichischen und schweizerischen Hochschulen.

Inklusive schlechterer Bewertungen von Studenten, die sich dem Gendern verweigern, wie aus München, Kassel und Giessen berichtet und was nun auch in Hamburg befürchtet wird. Meistens geht die Aufforderung von einzelnen Dozenten oder Fakultäten aus, die damit vermutlich ihre Kompetenz überschreiten. In den vor die Hochschulleitungen getragenen Fällen wurden sie meistens zurückgepfiffen, berichtet die „Faz“.

Als in den 1970er-Jahren die Genderwissenschaften in die Unis Einzug hielten, unter anderem mit dem hehren Ziel, Bewusstheit für mehr Geschlechtergerechtigkeit und weniger Diskriminierung von Frauen zu bewirken, hätte wohl niemand gedacht, dass sich das Gender-Rad an den Unis innerhalb weniger Jahrzehnte so drehen würde:

Der Vorsitzende vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an der FU Berlin, Daniel Pessine, fasst zusammen: „Der Genderzwang ist ein ideologisches Kampfmittel der Identitätspolitik. Es wird genutzt, um eine gesellschaftspolitische Deutungshoheit im studentischen Raum zu erreichen und andere Ansichten moralisch abzuwerten.“

„Umerziehung stoppen“: Verpflichtendes Einhalten der deutschen Sprache gefordert.

Aber auch in Hamburg weht dem Gendern an den Universitäten mittlerweile eine „steife Brise“ entgegen. Unter dem Motto „Umerziehung stoppen“ bekommt eine Anti-Gender-Initiative Rückenwind von der Hamburger CDU, welche die Volksinitiative „Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ tatkräftig unterstützt.

Die fordert ein striktes Verbot von Sternchen, Doppelpunkten und Unterstrichen im Amtsdeutsch und ein verpflichtendes Einhalten der deutschen Sprache in der amtlichen Kommunikation.

Am 7. Februar 2023 wurde die Anti-Gender-Volksinitiative offiziell im Rathaus angemeldet, das ist der Startschuss einer Unterschriften-Sammlung, für die in einem ersten Schritt zehntausend benötigt werden.

Schützenhilfe bekommt die Initiative vom bekannten Hamburger Anwalt Gerhard Strate (72), der hart mit den beklagten Neuerungen ins Gericht geht: „Die sogenannte Gendersprache ist versuchte Nötigung.“ Sprache sei Kultur-Gemeingut und entwickle sich, linguistische Eingriffe mittels massiver Propaganda hingegen „sind Kennzeichen totalitärer Systeme und haben in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz“.



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