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Sicherheitsrisiken

Abhängigkeiten bei Halbleitern und Pharma: USA prüfen Lieferketten

Die USA prüfen, ob Abhängigkeiten bei Chips und Medikamenten die nationale Sicherheit gefährden. Drohen bald Zölle auf Importe – und eine Abkopplung von China?

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Halbleiterfertigung mit 3D-Rendering-Roboterarmen mit Siliziumwafern.

Foto: iStock

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Lesedauer: 5 Min.

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat zwei Untersuchungen eingeleitet, um zu klären, ob bestimmte Importe die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden. Im Fokus stehen Schlüsselbereiche wie Halbleiter und pharmazeutische Wirkstoffe – Produkte, deren Verfügbarkeit im Ernstfall entscheidend sein kann.

Rechtsgrundlage: Präsident kann Importe beschränken

Die rechtliche Grundlage bildet Abschnitt 232 des Trade Expansion Act von 1962. Dieses Gesetz erlaubt es dem Präsidenten, Handelsmaßnahmen wie Zölle oder Einfuhrverbote zu verhängen, wenn bestimmte Importe als sicherheitsgefährdend eingestuft werden. Solche Untersuchungen wurden unter der Trump-Administration bereits bei Stahl und Aluminium durchgeführt. Wie das US-Handelsministerium bekannt gab, betreffen die nun gestarteten Verfahren die strategischen Zukunftsbereiche Halbleiter sowie Arzneimittel und deren Vorprodukte.

Abhängigkeiten bei Halbleitern und Pharma

Im Halbleiterbereich wird unter anderem geprüft, ob die heimische Industrie die aktuelle und künftige Nachfrage nach Chips und Produktionsausrüstung decken kann. Im Fokus stehen sowohl ältere als auch modernste Chips, elektronische Bauteile, Siliziumscheiben und Maschinen zur Herstellung dieser Komponenten. Zudem wird analysiert, in welchem Ausmaß US-Importe auf bestimmte Länder konzentriert sind, wie stark die USA auf ausländische Produktion und Montage angewiesen sind und ob Exportbeschränkungen anderer Länder – etwa von China – die Versorgung gefährden könnten.
Auch bei Arzneimitteln geht es um mehr als nur Fertigprodukte. Die Untersuchung umfasst unter anderem Wirkstoffe, Grundsubstanzen, medizinische Notfallmittel sowie davon abgeleitete Produkte. Die Regierung will herausfinden, ob die amerikanische Industrie den eigenen Bedarf decken kann – heute und in Zukunft. Zudem wird geprüft, ob staatlich gelenkte Überproduktion oder unfaire Preispraktiken aus dem Ausland – etwa subventionierte Preise – die Wettbewerbsfähigkeit der US-Pharmaindustrie beeinträchtigen.
Die Untersuchungen sollen laut Handelsministerium zeigen, inwieweit die heimische Industrie noch in der Lage ist, die eigene Nachfrage zu decken. Dabei werden nicht nur bestehende Kapazitäten, sondern auch zukünftige Anforderungen berücksichtigt. Auch die Rolle ausländischer Produzenten, die durch staatliche Subventionen Marktverzerrungen verursachen, wird beleuchtet. Die Trump-Administration sieht in der Rückverlagerung der Produktion einen zentralen Bestandteil der nationalen Sicherheitsstrategie.

Zölle von bis zu 25 Prozent im Gespräch

Bereits jetzt werden konkrete Maßnahmen vorbereitet: Laut einer Ankündigung im Federal Register – dem Amtsblatt der US-Bundesregierung – erwägt die Regierung Importzölle zwischen 10 und 25 Prozent auf Halbleiter- und Arzneimittelimporte. Eine Entscheidung könnte noch im Frühjahr fallen. Die Maßnahmen wären Teil der Reindustrialisierungspolitik der Vereinigten Staaten.
Einige Produkte sollen von den Zöllen zunächst ausgenommen bleiben. So veröffentlichte die Zollbehörde am 11. April neue Leitlinien, nach denen Smartphones, Laptops, Server, Tablets und ähnliche Elektronikartikel von den Strafzöllen befreit werden – auch wenn sie häufig aus China stammen. Diese Ausnahmen gelten nicht für Halbleiter und verwandte Produkte, die weiterhin unter die neuen Maßnahmen fallen sollen.

Internationale Reaktionen und Spannungen

Die internationale Reaktion auf die Ankündigungen ließ nicht lange auf sich warten. Zahlreiche Staaten haben Berichten zufolge Verhandlungen mit den USA aufgenommen, in denen sie eigene Einfuhrzölle auf amerikanische Produkte senken oder abschaffen wollen, um Gegenzölle zu vermeiden. Andere Länder hingegen, insbesondere China, prüfen Gegenmaßnahmen.
China hat bereits reagiert und Zölle in Höhe von 125 Prozent auf bestimmte US-Produkte verhängt. Peking kündigte zudem an, die Entwicklung weiterhin „genau zu beobachten“ und sich weitere Schritte vorzubehalten. China ist einer der wichtigsten Hersteller pharmazeutischer Vorprodukte weltweit und dominiert weite Teile der globalen Halbleiter-Lieferkette.
In den USA stößt das Vorgehen der Regierung auf gemischte Reaktionen. Industrieverbände warnen vor Versorgungsengpässen, höheren Kosten und Störungen in globalen Lieferketten. Besonders im Pharmabereich könnten neue Zölle die ohnehin angespannte Versorgungslage weiter verschärfen. Ökonomen mahnen, eine zu schnelle Entkopplung von internationalen Zulieferern könne die Sicherheit nicht erhöhen, sondern gefährden – insbesondere so lange ausreichende Produktionskapazitäten im Inland noch nicht aufgebaut sind.

Strategisches Ziel: Die Rückkehr zur wirtschaftlichen Selbstbestimmung

Die Untersuchungen sind Teil einer umfassenden Strategie zur Stärkung der industriellen Eigenständigkeit der USA. Bereits seit Jahren verfolgen politische Entscheidungsträger in Washington das Ziel, zentrale Industriezweige wie Halbleiterproduktion und Arzneimittelherstellung wieder stärker im Inland zu verankern. Förderprogramme wie der „CHIPS Act“ bilden dabei nur einen Baustein. Die jetzigen Maßnahmen signalisieren, dass die US-Regierung zu weitergehenden Schritten bereit ist und Konflikte mit globalen Handelspartnern in Kauf nimmt.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel von Aldgra Fredly, der in der Englischen Epoch Times unter dem Titel „Trump Admin Launches National Security Probe Into Pharma, Semiconductor Imports“ erschienen ist.
 

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