UN Watch stellt Erkenntnisse vor
Bericht im Bundestag: Hamas radikalisiert Kinder im UN-Bildungssystem
Am Mittwoch stellte Hillel Neuer, Vorsitzender von UN Watch, im Bundestag einen brisanten Bericht vor. Auf 218 Seiten dokumentiert er, wie die Hamas das Bildungssystem der UNRWA über Jahre unterwandert hat. Lehrer, Direktoren und Gewerkschaftsführer agierten zugleich als Hamas-Kader – mit fatalen Folgen für Generationen von Kindern in Gaza und im Libanon.

UNRWA ist für fast sechs Millionen Flüchtlinge zuständig. (Archivbild)
Foto: Gehad Hamdy/dpa
In Kürze:
- Nichtregierungsorganisation UN Watch legt Bericht über Hamas-Einfluss auf UNRWA-Schulen vor
- Kinder in Gaza und Libanon werden laut Untersuchung ideologisch indoktriniert
- UNO-Führung soll von den Zuständen gewusst, aber nicht gehandelt haben
- UNRWA bestreitet Vorwürfe und sieht geschlossene Schulen als „Keim für noch mehr Hass und Gewalt“
UN Watch ist eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Genf, deren Ziel es ist, Missstände bei den Vereinten Nationen aufzudecken. Insbesondere doppelte Standards gegenüber Israel werden immer wieder von der Organisation angeprangert. Die „Times of Israel“ bezeichnet UN Watch als eine pro-israelische Lobbygruppe.
Am Mittwoch, 17. September, hat der Vorsitzende von UN Watch, Hillel Neuer, im Bundestag in Berlin einen alarmierenden Bericht vorgestellt. Auf 218 Seiten legt der aus Kanada stammende Anwalt dar, wie stark es der terroristischen Hamas gelungen ist, auf das Bildungswesen der UNRWA Einfluss zu nehmen.
Das 1949 gegründete UN-Hilfswerk ist exklusiv für arabische Geflüchtete aus dem früheren „Mandatsgebiet Palästina“ zuständig. Es besteht neben dem regulären Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Im Januar 2025 hatte die Regierung in Jerusalem der UNRWA jedwede Tätigkeit in den von Israel kontrollierten Palästinensergebieten untersagt. Die USA haben im Januar 2024 ihre Zahlungen an die UNRWA eingestellt und dies mit Bedenken hinsichtlich einer Nähe zum Terrorismus begründet.
Hamas übte durch Multifunktionäre prägenden Einfluss auf UNRWA-Schulen aus
Der Bericht „Schulen im Griff des Terrors“, den Neuer nun vorgelegt hat, ist geeignet, diese zu bestätigen. Er zeichnet über mehrere Jahre hinweg nach, wie führende Kader der Hamas das Bildungssystem der UNRWA unterwandert und mittlerweile unter ihre Kontrolle gebracht haben. So hätten Hamas-Führungspersönlichkeiten zeitgleich als Schuldirektoren, Gewerkschaftsführer oder Lehrer fungiert.
In diesen Funktionen hatten sie dafür gesorgt, dass die Schulkinder schon frühzeitig ideologisch indoktriniert werden konnten. Im Unterricht und in Lehrmaterialien wurden Terrorismus glorifiziert und Kinder im bewaffneten Kampf geschult. Der Bericht arbeitet auch heraus, dass die mit der Angelegenheit befassten Entscheidungsträger der UNO die Situation kannten. Maßnahmen, um den Hamas-Einfluss auf das UNRWA-Bildungswesen zu beschränken, ergriffen sie jedoch nicht.
Die Untersuchung von UN Watch habe ergeben, dass „die Hamas die Klassenzimmer an sich gerissen und zu Inkubatoren des Hasses umgewandelt hat“. Über Jahre hinweg hätten Regierungen milliardenschwere Schecks für die UNRWA unterschrieben, in der Hoffnung, in Frieden und Toleranz zu investieren. Für Hillel Neuer steht fest:
„Geberstaaten müssen endlich der Realität ins Auge sehen, dass über Stellvertreter Terror finanziert haben.“
Gewerkschaften jahrelang von Terrorkadern instrumentalisiert
Der Bericht der in Genf ansässigen UN Watch arbeitet den Einfluss der Hamas schwerpunktmäßig anhand zweier Fallstudien heraus. Eine davon gilt dem führenden Funktionär Suhail Al-Hindi, der in der Zeit von 2006 bis 2017 den Grundstein für die Nutzbarmachung der UNRWA in Gaza gelegt hatte.
Im September 2005 hatte Israel den Gazastreifen geräumt und an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übergeben. Im Jahr 2006 gewann die Hamas die Kommunalwahlen. Nachdem eine Regierungsbildung mit der aus der PLO hervorgegangenen Fatah gescheitert war, kam es zu einem Bürgerkrieg. Die Hamas riss dabei die Macht in Gaza an sich, der PA verblieb nur noch die Hoheitsgewalt über ihre Verwaltungsgebiete in Judäa und Samaria – dem sogenannten Westjordanland.
Al-Hindi operierte in der Zeit von 2006 bis 2017 gleichzeitig als Führungskader der Hamas, Direktor einer UNRWA-Schule und der Gewerkschaft der UNRWA-Beschäftigten in Gaza. Dadurch hatte er einen weitreichenden Einfluss auf über 8.000 Lehrer und etwa 220.000 Schüler.
Früherer UNRWA-Schuldirektor stieg in oberste Ränge der Hamas auf
Als Al-Hindi 2017 seine Tätigkeit für die UNRWA beendete, ließ er sich dafür feiern, dass er die Einführung von Unterricht über den Holocaust in Gazas Schulen verhindert hatte, so der Bericht von UN Watch. Als Leiter der UNRWA-Gewerkschaft hatte er damals Druck auf Entscheidungsträger innerhalb der UN-Organisation ausgeübt.
Nach dem Ende seines Engagements für die UNRWA stieg Al-Hindi noch weiter auf in der Hierarchie der Hamas. Zuletzt hatte er die oberste Führungsetage der Hamas begleitet, als diese sich in Katar mit iranischen Geldgebern traf.
Eine zweite Fallstudie befasste sich mit Fateh Sharif, der eine ähnliche Funktion wie Al-Hindi wahrnahm – allerdings im Libanon. Er war dort Leiter einer UNRWA-Schule und als Chef der Lehrergewerkschaft für die Betreuung von 64 Schulen der Einrichtung zuständig. Diese umfassten 2.000 Lehrer und 39.000 Schüler. Sharif kam 2024 bei einem Drohnenangriff ums Leben.
UN Watch wertete eigene öffentliche Bekenntnisse von Protagonisten aus
In seiner ebenfalls über mehr als ein Jahrzehnt andauernden Amtszeit rühmte Sharif sich auf Social-Media-Accounts seiner engen Kontakte zur Hamas-Führung. Er postete auch zahlreiche Bilder, die ihn zusammen mit den Führern der Terrororganisation im Libanon zeigen. Auf diese Verwicklungen angesprochen, erklärte UNO-Sprecher Stéphane Dujarric noch 2024, keine Kenntnisse darüber haben zu wollen:
„Die meisten, die sich in Untergrundorganisationen engagieren, versuchen dies vor der Öffentlichkeit zu verbergen.“
Der Bericht von UN Watch zeigt auf, dass dies gerade nicht der Fall war. Auch in einer früheren Untersuchung vor niederländischen Abgeordneten konterte Hillel Neuer den Vorwurf einer Abgeordneten, nicht gegenrecherchiert und nicht das Gespräch mit der UNRWA gesucht zu haben: Die meisten Erkenntnisse, die im Bericht wiedergegeben würden, stammten von Beschäftigten der UNRWA. Man habe unter anderem deren eigene öffentliche Äußerungen in sozialen Netzwerken ausgewertet.
UNRWA bestreitet Vorwürfe: „Keim für noch mehr Hass und Gewalt“
UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini bestritt im Gespräch mit „Euronews“, dass die Hamas die Schulen in Gaza und im Libanon infiltriert habe. Eigene Untersuchungen hätten diesen Eindruck nicht bestätigen können.
Stattdessen beschuldigte Lazzarini Israel in einem Post auf X, durch den Krieg in Gaza eine Schulbildung für rund 660.000 Mädchen und Jungen zu verhindern. Er beschwor die Gefahr, dass diese „zu einer verlorenen Generation werden und damit den Keim für noch mehr Hass und Gewalt legen“.
In den von Israel kontrollierten Gebieten von Gaza bemühen sich derzeit zivile Organisationen wie das „Center for Peace Communications“ darum, Kindern nicht ideologisierte Bildung zu ermöglichen.
Im August 2024 trennte sich die UNRWA von 19 Mitarbeitern. Israel warf ihnen vor, in das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in den an Gaza angrenzenden israelischen Grenzgebieten involviert gewesen zu sein. Laut Lazzarini seien die Ermittlungen gegen die 19 Mitarbeiter „nicht eindeutig“, man habe sie aber trotzdem suspendiert. An jenem Tag töteten Terroristen etwa 1.200 Menschen und verschleppten 251 weitere als Geiseln. Von diesen sollen sich 63 nach wie vor in der Gewalt der Hamas befinden.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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