Eine „politische Goldgrube“ mit Seltenen Erden

In Kiruna, hoch im Norden Europas, könnte die Zukunft europäischer Smartphones, E-Autos und Windturbinen liegen. Schweden hat „bedeutende Vorkommen“ Seltener Erden entdeckt – geopolitisch gesehen ist das für die EU wie eine Goldmine.
Titelbild
Andree Muntingh, ein Minengeologe von Steenkampskraal (SKK), zeigt, wo sich das Monazit-Riff (dunkleres Gestein) mit den Seltenerdmineralien befindet.Foto: Rodger Bosch/AFP via Getty Images
Von 15. Januar 2023

Die Lösung für die Abhängigkeit Europas von China bei wertvollen Seltenen Erden könnte tief unter den zerklüfteten Weiten Nordschwedens, weit oberhalb des Polarkreises, begraben liegen.

Das schwedische Eisenerzunternehmen LKAB teilte am Donnerstag mit, dass es in Lappland „bedeutende Vorkommen“ von Seltenen Erden entdeckt habe, die für die Herstellung von Smartphones, Elektrofahrzeugen und Windturbinen unerlässlich sind.

Das staatliche Unternehmen, das in Kiruna, fast 1.000 Kilometer nördlich von Stockholm, Eisenerz abbaut, erklärte, dass es dort auch mehr als 1 Million Tonnen Seltene Erden gibt. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um die größte bekannte Lagerstätte dieser Art in Europa. Allerdings könnte es mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis der Abbau beginnt, warnt die Firma.

Ministerien: Schweden eine „Goldmine“

Die schwedische Industrieministerin Ebba Busch nannte Schweden nach der Entdeckung eine „Goldmine“. Ihre Ankündigung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Europäische Kommission einem Gesetzesvorschlag über kritische Rohstoffe den letzten Schliff gibt, der zur Entwicklung zuverlässiger und solider Lieferketten beitragen soll.

Die Europäische Kommission stuft aufgrund Chinas marktbeherrschender Stellung Seltene Erden mit dem höchsten Versorgungsrisiko ein. Das gilt sowohl für den Bergbau über die Weiterverarbeitung zu Zwischenprodukten und reinen Metallen bis hin zu NdFeB-Magneten (NeodymEisen-Bor). Dazu beigetragen hatten auch Chinas temporäre Exportverbote.

Seltene Erden spielen heute im Leben fast aller Menschen auf der Welt eine Rolle, sei es bei Computerfestplatten, Personen- oder Lastenaufzügen und Nah- und Fernverkehrszügen. Besonders wichtig sind sie für den schnell wachsenden Bereich der „grünen Energie“, bei der Windturbinen und Elektroautomotoren eine große Rolle spielen.

Doch die EU hinkt ihren Konkurrenten auf dem Markt weit hinterher. Sie bezieht rund 98 Prozent ihrer Seltenen Erden aus China, während in Europa nichts davon abgebaut wird.

Der Europäischen Kommission zufolge wird sich die Nachfrage bis 2030 aufgrund des digitalen und des „grünen“ Wandels der Wirtschaft in der EU verfünffachen.

Binnenmarktkommissar Thierry Breton warnte, dass das Ziel der EU, der erste „klimaneutrale“ Kontinent zu werden, ohne einen sicheren und nachhaltigen Zugang zu Rohstoffen gefährdet ist.

„Unser zweifacher grüner digitaler Übergang wird durch das Funktionieren unserer Lieferketten leben oder sterben“, sagte er. „Nehmen wir China mit seinem Quasi-Monopol bei Seltenen Erden und Permanentmagneten, dessen Preise allein im letzten Jahr um 50–90 Prozent gestiegen sind. Die Versorgung mit Rohstoffen ist zu einem echten geopolitischen Instrument geworden.“

„Unabhängigkeit von Russland und China wird in der Mine beginnen“

Auch die EU ist bestrebt, aus der Vergangenheit zu lernen und einseitige Abhängigkeiten, wie beispielsweise bei Russland in Bezug auf Öl und Gas, zu verringern.

„Das muss sich ändern“, sagte Busch, als die EU-Kommissare nach Kiruna reisten, um den Beginn der sechsmonatigen rotierenden EU-Präsidentschaft Schwedens zu feiern. „Kurzfristig müssen wir unseren Handel diversifizieren, aber langfristig können wir uns nicht nur auf Handelsabkommen verlassen. Die Elektrifizierung, die Selbstversorgung der EU und die Unabhängigkeit von Russland und China werden in der Mine beginnen.“

LKAB, das auch kohlenstofffreie Eisenerzprojekte entwickelt, teilte mit, dass die Vorkommen Seltener Erden in der Nähe der weltgrößten unterirdischen Eisenerzmine gefunden wurden, die es in Kiruna betreibt. Die Erschließung wird erst in einigen Jahren beginnen, auch wenn die Genehmigungen sehr schnell erteilt werden.

„Wenn wir uns ansehen, wie andere Genehmigungsverfahren in unserer Branche funktioniert haben, wird es mindestens 10 bis 15 Jahre dauern, bis wir tatsächlich mit dem Abbau beginnen und Rohstoffe auf den Markt bringen können“, sagte LKAB-CEO Jan Moström. „Wir müssen die Genehmigungsverfahren ändern, um einen verstärkten Abbau dieser Art von Rohstoffen in Europa zu gewährleisten.“

Seltene Erden umfassen 17 Elemente

Der Name Seltene Erden bezeichnet eigentlich Metalle und umfasst 17 Elemente. Dazu gehören beispielsweise Neodym, Samarium, Praseodym, Dysprosium, Terbium, Gadolinium, Cer, Dysprosium und Lanthan, die zur Herstellung von Smartphones, Permanentmagneten, Flachbildfernsehern, Batterien und Windkraftanlagen notwendig sind.

Derartige Erzvorkommen sind auf der ganzen Welt zu finden, werden jedoch aus Kostengründen nicht abgebaut. Die Hauptförderung wichtiger Seltener Erden befinden sich in China, den Vereinigten Staaten, Australien und Russland. Die anderen Erze finden sich in Kanada, Indien, Südafrika und Südostasien. Chinesische Lagerstätten machten 2018 etwa 82 Prozent der weltweit abgebauten Seltenen Erden aus (112.000 Tonnen Seltene Erdenoxid), erklärte das Institut für Seltene Erden und Mineralien AG.

„Im derzeit bestehenden Handelskonflikt zwischen China und den USA stehen Seltene Erden auch im Fokus, aufgrund der für die Rüstungsindustrie strategischen Bedeutung (Verwendung z. B. in Radar- und Waffensystemen)“, erklärt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags in einem Gutachten von 2022.



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