Elon Musk gibt dem WEF einen Korb – auch Soros kommt nicht

Das WEF in Davos muss in diesem Jahr auf mehrere prominente Gäste verzichten. Tesla-Gründer Elon Musk bleibt ebenso fern wie George Soros.
Titelbild
Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, hält eine Rede während einer Sitzung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos am 17. Januar 2023.Foto: FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images
Von 17. Januar 2023

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Noch bis zum Freitag wird das jährliche Treffen des „Weltwirtschaftsforums“ (WEF) in Davos andauern. Am gestrigen Montag, 16. Januar, hat die Veranstaltung begonnen, an der etwa 2.700 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teilnehmen. Diesmal werden allerdings einige klingende Namen auf der Gästeliste fehlen. Unter ihnen ist der bekannte US-Milliardär und Investor George Soros, der lediglich die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz besucht. Eine weitere Absage kommt von Tesla-Gründer Elon Musk.

WEF eine „Gaunerbande“ und „Sekte“?

Bereits im Dezember hatte Twitter-Erwerber Musk auf seiner Plattform angekündigt, er werde einer Einladung zum WEF nicht Folge leisten. Als Begründung nannte er, dass das zu erwartende Programm des Treffens „boring as f***“ („stinklangweilig“) anmute.

Am vergangenen Wochenende reagierte er auf einen Artikel von Michael Shellenberger und Izabella Kaminska auf „Substack“. Darin hatten die Autoren das WEF als „Gaunerbande“ und „Sekte“ bezeichnet. Es sei intransparent und verfolge gefährliche Ziele. Sein Gründer Klaus Schwab betätige sich als Einflüsterer der Mächtigen und versuche auf diesem Wege Einfluss zu nehmen.

An den Treffen des WEF nehmen unter anderem Politiker, Konzernmanager, Zentralbanker, Führungskräfte von Wall-Street-Banken und Prominente teil. Schwab zeigt sich auch regelmäßig auf internationalen Gipfeltreffen – unter anderem in Europa, Asien und Nordamerika. Das WEF ist in der Schweiz als gemeinnützige Stiftung anerkannt und hat kürzlich den Status einer internationalen Organisation zugesprochen erhalten.

Musk: „S in ESG steht für satanisch“

Elon Musk hatte zwar auf Twitter einige Darstellungen über vermeintliche Ziele des WEF zurückgewiesen, allerdings veröffentlichte er am Wochenende auch ironisch anmutende Tweets. Am Vorabend des diesjährigen Treffens erklärte er:

Ich denke, ein gemischtes Regierungs- und Wirtschaftsforum hat seinen Wert. Das WEF ist mir zwar unheimlich, aber ich bin mir sicher, dass alles in Ordnung ist…“

Über das umstrittene ESG-Programm, das die ausdrückliche Unterstützung des WEF hat, erklärte er:

Das S in ESG steht für satanisch.“

Die sogenannte Umwelt-, Sozial- und Governance-Agenda soll Anreize für Unternehmen oder öffentliche Institutionen schaffen, um bestimmte Standards in den genannten Bereichen zu gewährleisten. Im Gespräch sind etwa Vergünstigungen wie Steuererleichterungen oder eine Berücksichtigung beim Rating der Kreditwürdigkeit.

Schwab sieht eine solche Abkehr von rein fiskalischen Kennzahlen als Ausdruck des „Stakeholder“-Kapitalismus. Dieser solle das rein auf Anteilseigner zugeschnittene Führungskonzept des „Shareholder Value“ ablösen und externe Interessen berücksichtigen. Kritiker sehen in dem Konzept hingegen ein Einfallstor für ideologische Vorgaben und im Extremfall eine Einstiegsdroge zum Sozialkreditsystem.

WEF klagt über Falschdarstellungen rechtsgerichteter Medien

Das WEF hatte Elon Musk 2008 in die Liste seiner „Young Global Leaders“ aufgenommen. Der Tesla-Gründer erklärte jedoch, eine Einladung der Stiftung schon zum damaligen Zeitpunkt abgelehnt zu haben.

Auf Twitter machte er sich jüngst auch über die Beschwerden des WEF-Geschäftsführers Adrian Monck lustig. Dieser hatte im vergangenen August in der kanadischen Zeitung „The Globe and Mail“ über Anfeindungen vonseiten rechtsgerichteter Gruppen geklagt. Diese und russische Bots hätten unter Federführung des Messageboards „4chan“ eine Kampagne gegen das WEF gestartet.

Man habe auf diese Weise Aussagen wie „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“ und das Schlagwort vom „Great Reset“ zur Grundlage einer Verschwörungserzählung gemacht. Der Fortgang der Ereignisse biete „wertvolle Einblicke in die Art und Weise, wie Fehlinformationen entstehen, und warum es wichtig ist, ihre Verbreitung nicht aufrechtzuerhalten“.

Elon Musk scherzte darauf bezogen am Montag auf Twitter:

Es sollte eine Spielshow geben: ‚4chan oder Davos, wer hat es gesagt?‘“

Tweet zur Werbekampagne aus dem Jahr 2016 heute noch verfügbar

Auch Shellenberger und Kaminska verweisen in ihrem Beitrag darauf, dass nicht 4chan dem WEF die Aussage „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“ untergeschoben habe. Tatsächlich sei diese authentischer Bestandteil einer Werbekampagne des WEF aus dem Jahr 2016 gewesen.

Auch wenn diese heute in weiten Teilen aus dem Internet verschwunden ist, existiert beispielsweise noch ein Bezug habender Tweet, in dem es heißt:

Ich besitze nichts, habe keine Privatsphäre und das Leben war noch nie besser.“

Urheberin der Aussage ist Ida Auken, eine Theologin und frühere Umweltministerin von Dänemark. Noch heute im Netz vorhanden ist ein Beitrag auf „Forbes“, in dem sie darlegt, was es mit dieser Aussage auf sich hat.

Robotaxis und fliegende Mietautos für alle

Tatsächlich geht es dabei nicht darum, Menschen mit staatlichen Zwangsmitteln zu enteignen. Der Text deutet so etwas nicht an und lässt nicht erkennen, dass er ein solches Vorgehen als legitim betrachtet.

Auken zeichnet das Bild einer Zukunft, in der es praktisch nur noch wenig Sinn mache, ein eigenes Auto zu besitzen oder Essensvorräte zu halten. Es wäre demnach einfacher und praktikabler, eine Künstliche Intelligenz zum Einkaufen zu schicken oder ein Robotaxi zu bestellen.

Insofern sind die Beschwerden des WEF über anderslautende Aussagen nachvollziehbar. Auch wenn es fraglich sein dürfte, ob es wirklich realistisch ist, von einem flächendeckenden Netz an autonom fahrenden Taxis oder fliegenden Autos im Jahr 2030 auszugehen.

Auf „Überflüssige“ und Systemgegner warte immerhin nicht der Gulag, sondern diese würden „eine andere Art von Leben außerhalb der Stadt“ führen:

Einige haben kleine Selbstversorgergemeinschaften gebildet. Andere sind einfach in den leeren und verlassenen Häusern in kleinen Dörfern des 19. Jahrhunderts geblieben.“

Neuauflage von Schlafburschenwesen und Dorfsystematisierung?

Darüber hinaus finden sich jedoch auch abseits möglicher Unterstellungen durchaus erklärungsbedürftige Aussagen in dem Text. Die Idealstadt, die Auken vorschwebt, kennt nämlich keine Rückzugsräume:

In unserer Stadt zahlen wir keine Miete, weil jemand anders unseren freien Platz nutzt, wenn wir ihn nicht brauchen. Mein Wohnzimmer wird für Geschäftstreffen genutzt, wenn ich nicht da bin.“

Der Gedanke an eine Wiederkehr des Schlafburschenwesens des späten 19. Jahrhunderts liegt bei solchen Ausführungen möglicherweise nicht ganz fern. Oder jener an Konzepte zur „Dorfsystematisierung“ im Rumänien Nicolae Ceaușescus. Dieser wollte dörfliche Strukturen durch „agroindustrielle Zentren“ ersetzen, in die Bewohner „freiwillig“ umziehen konnten. Kritiker sprachen damals eher von einem Plan zur Dorfzerstörung zugunsten von Wohnsilos mit Gemeinschaftstoiletten.

Auken schildert auch, sie ärgere sich in ihrer Modellstadt ab und zu „über die Tatsache, dass ich keine wirkliche Privatsphäre habe“. Sie fährt fort mit den Worten:

Nirgendwo kann ich hingehen, ohne registriert zu werden. Ich weiß, dass alles, was ich tue, denke und träume, irgendwo aufgezeichnet wird. Ich hoffe nur, dass das niemand gegen mich verwenden wird.“

Musk kommentiert Schwab-Warnung vor globalem Cyberangriff

Elon Musk reagierte auch auf ein Video, das ein anderer Twitter-Nutzer geteilt hatte. In diesem ist ein Ausschnitt einer Schwab-Rede zu sehen. Darin warnt dieser vor einem globalen Cyberangriff, dessen Folgen „die COVID-19-Krise wie eine kleine Störung aussehen lassen“ könnte.

Ein solcher Angriff, so Schwab, würde „die Stromversorgung, das Transportwesen, die Krankenhausversorgung, unsere Gesellschaft als Ganzes zum Erliegen bringen“. Der Clip ist begleitet von beängstigender Musik und provokativen Bildern.

Musk antwortete darauf mit einem Popcorn-Emoji und dem Satz:

Dieser Film schreibt sich von selbst.“

Privatjet statt klimaschonender Anreise

Das Motto des diesjährigen WEF-Treffens lautet: „Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt“. Zu den thematischen Schwerpunkten gehört etwa der Themenkomplex Inflation und Rezession. Unter den Diskussionsteilnehmern sind unter anderem Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Podien befassen sich unter anderem mit der Wiederbelebung des Handels und der Zukunft der Geldpolitik. Insgesamt sind 56 Finanzminister, 30 Minister für Wirtschaft und Handel sowie 19 Notenbankchefs in Davos vertreten.

Weitere Panels widmen sich Fragen des Klimaschutzes und der Sicherstellung von Ernährung und Energieversorgung. Der WEF rief zwar die Teilnehmer dazu auf, klimaschonend mit der Bahn anzureisen, allerdings deutet vieles darauf hin, dass in den meisten Fällen doch Privatjets in der einen oder anderen Weise involviert waren.

Deutsche Bundesregierung prominent vertreten

Im Rahmen des Schwerpunkts zur Geopolitik wird der Ukraine-Krieg im Vordergrund stehen. Schwab hatte alle russischen Teilnehmer ausgeladen, die zuvor an der Tagung teilgenommen hatten. Stattdessen werden ukrainische Vertreter um Unterstützung und Hilfe beim Wiederaufbau werben. Auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird sprechen. Der als Vertreter einer realistischen Außenpolitik geltende Ex-US-Außenminister Henry Kissinger wird zum Thema „Historische Perspektiven auf den Krieg“ sprechen.

Aus Deutschland nehmen auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an der Tagung teil. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist ebenfalls vertreten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist dem Themenkreis Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel gewidmet. In den Debatten soll es unter anderem darum gehen, wie die Zukunft der Arbeit in der Post-Corona-Welt aussehen könne. Zudem geht es um Faktoren zum Erhalt der Arbeitszufriedenheit.

Zumindest eine Branche dürfte sich während der Tagung nicht über mangelnde Auslastung beklagen. Wie der Wiener „exxpress“ berichtet, waren die Escortagenturen in Davos schon Wochen vor dem Treffen restlos ausgebucht.



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