Ex-Marineoffizier: „Die chinesisch-russischen Militärübungen im Indopazifik beunruhigen alle“

Erst Luftwaffenübungen mit atomwaffenfähigen Bombern, dann Marineübungen zum Vernichten feindlicher U-Boote. China und Russland trainieren gemeinsam für den Ernstfall gegen den gemeinsamen Feind – Japan und die USA –, warnt ein Ex-Marineoffizier gegenüber Epoch Times.
Titelbild
Russlands Präsident Wladimir Putin im Videochat mit Chinas Staatschef Xi Jinping im Kreml in Moskau am 30. Dezember 2022.Foto: Mikhail Klimentyev/SPUTNIK/AFP via Getty Images
Von 11. Januar 2023

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Russland und China haben vom 21. bis 27. Dezember 2022 gemeinsame Marineübungen im Ostchinesischen Meer durchgeführt. Offenbar lief alles zur vollen Zufriedenheit von Wladimir Putin. Bei einem anschließenden Telefonat am 30. Dezember mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping gab Russlands Präsident bekannt, die militärischen Beziehungen zu Peking verstärken zu wollen.

Ende November hatten die beiden Länder bereits gemeinsame Luftübungen absolviert und damit sowohl Japan als auch Südkorea beunruhigt. Dabei flogen atomwaffenfähige russische und chinesische Bomber über das Japanische Meer und das Ostchinesische Meer.

Klare Warnung an die USA und Japan

Und das war auch genauso beabsichtigt, sagt Ex-US-Marineoffizier Grant Newsham auf eine Epoch-Times-Anfrage. Die Militärübungen zwischen den russischen und chinesischen Streitkräften richten sich strategisch gegen die USA und Japan. Auch wenn es kein konkretes Abkommen dazu gebe. Newsham arbeitet aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Japan Forum for Strategic Studies.

„Chinesische Flugzeuge landen auf russischen Luftwaffenstützpunkten und umgekehrt. Das zeigt den Grad der erreichten militärischen Integration … auch auf eine mögliche Zusammenarbeit in Zukunft“, meint Newsham. Das müsse man unbedingt weiter im Auge behalten.

Die Botschaft der Militärübungen sei eindeutig: „Haltet euch zurück, ansonsten werdet ihr größere Probleme bekommen, als ihr euch ausmalen könnt“, meint der Strategie-Experte. „Wenn die freien Nationen klug sind, werden sie sich zusammentun und die Schwachstellen Pekings und Moskaus ausnutzen“.

Russlands und Chinas Schwachstelle nutzen

Denn auch zwischen den beiden Großmächten gebe es Interessenkonflikte, darunter Chinas Machtanspruch auf eine große Region im Osten Russlands. Diese sei aus Pekings Sicht China vor einigen Jahrhunderten zu Unrecht entrissen worden. Und auch Putin sei sich sehr bewusst, dass China dieses Gebiet zu gegebener Zeit zurückzuerobern will.

Aber im Moment ist mehr zu gewinnen, wenn man mit Russland zusammenarbeitet“, sagt Newsham.

Nach Ansicht des Strategen sei es für China ganz leicht, das russische Gebiet einzunehmen, da Russlands Ferner Osten nur dünn besiedelt ist.  „Es gibt Dutzende von Millionen Chinesen, die bereit, willens und in der Lage sind, sich dort niederzulassen“, sagt er. „Putin muss sich im Grunde jeden Morgen sorgen, ob auf seiner Seite der Grenze mittlerweile fünf Shenzhen errichtet wurden.“

Anti-U-Boot-Kriegsführung

Bei der gemeinsamen Marineübung von Russland und China ging es Newsham zufolge hauptsächlich um eine „Anti-U-Boot-Kriegsführung [ASW]“. Gemeint ist damit das Aufspüren, Lokalisieren und Zerstören von feindlichen U-Booten. In diesem Fall würden die Manöver auf amerikanische und japanische U-Boote abzielen. Das Gleiche gelte aber auch für U-Boote eines jeden anderen Gegners.

„Die amerikanischen und japanischen U-Boot-Kräfte sind für China und Russland [und jeden anderen Feind] ein großes Problem“, sagt Newsham. „In diesem Bereich sind wir immer noch im Vorteil. Daher wollen die Chinesen und die Russen ihre ASW-Fähigkeiten verbessern, um diesen amerikanischen/japanischen Vorteil zu verringern“.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das eine Gruppe von russischen und chinesischen Kriegsschiffen im Ostchinesischen Meer zeigt. Es zeigt russische Matrosen, die mit ihren chinesischen Kollegen Mandarin sprechen und wie russische Schiffe Raketen abfeuern.

Gemeinsame Interessen

Newsham sagt, dass die U-Boot-Bekämpfung kein einfaches Gebiet sei. Die Besatzungsmitglieder müssten ständig geschult werden, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Die gemeinsamen Militärübungen zwischen Russland und China gebe es bereits seit einem Jahrzehnt – vor allem in der Nähe ihrer Länder.

„Russlands Hauptaugenmerk richtet sich nach Westen in Richtung Europa. Aber es will auch seine Position im Osten (Nordostasien) behaupten. Chinas Hauptaugenmerk liegt auf Ostasien. Es will den asiatisch-pazifischen Raum dominieren und/oder kontrollieren und die Amerikaner verdrängen“, so Newsham.

Gleichzeitig verfolge Peking Interessen in Europa, die aber im Moment eher wirtschaftlicher Natur seien. Russlands und Chinas Zusammenarbeit sei also von gegenseitigem Nutzen.

Russlands Rolle bei Taiwan-Krieg

Beide würden sich politisch, aber auch in puncto Propaganda unterstützen. Besonders nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sei Moskau auf die finanzielle Unterstützung von Peking angewiesen.

„Natürlich verhandelt Peking hart. Und wenn die Zeit gekommen ist und China Taiwan angreift, wird Russland helfen“, so Newsham. Russland muss nur einige See- und Luftstreitkräfte verlegen, um ein für Peking dienliches Ablenkungsmanöver zu starten. Das würde Amerika und Japan davon abhalten, Taiwan so zu unterstützen, wie sie es gern hätten.

Im Fall, dass China Taiwan angreift, seien russisches Öl, Energie und vor allem Lebensmittel laut Newsham auch für China von wesentlicher Bedeutung.

„Jeder ist beunruhigt über die sich vertiefenden militärischen Beziehungen zwischen China und Russland – und über die operativen Vorteile, die sich daraus für das chinesische Militär und die russischen Streitkräfte ergeben“, sagte er.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „‚Everybody Is Alarmed‘ by Joint China-Russia Military Drills in Indo-Pacific: Ex-Marine“ (deutsche Bearbeitung nh)



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