Beziehungsausbau: China schenkt Malediven 1.500 Tonnen tibetisches Gletscherwasser

Die Malediven haben eine Spende von über eine Million Flaschen Wasser erhalten – aus Peking. Eine akute Notlage lag nicht vor. Was bezweckt China?
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Der Präsident der Malediven, Mohamed Muizzu. Warum erhält sein Land Wassergeschenke aus China?Foto: Ishara S. Kodikara/AFP via Getty Images
Von 1. April 2024

Die Malediven haben eine chinesische Spende von 1.500 Tonnen Gletscherwasser aus Tibet erhalten. Das teilte die dortige Regierung am Dienstag mit. Die Spende von über einer Million Flaschen Wasser erfolgte inmitten der wachsenden bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und unmittelbar nach der Unterzeichnung eines Militärhilfeabkommens Anfang des Monats.

Experten bezeichnen die Spende Chinas als diplomatische Taktik und als Versuch, den vom Wassermangel dominierten Markt in dem Inselstaat zu erobern.

Die Versorgung mit Süßwasser auf den Malediven, wo 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus dem Tourismus stammen, ist prekär. Die einzigen verfügbaren natürlichen Wasserressourcen auf den Inseln sind Regen und Grundwasser. Die Grundwasserreserven sind fast erschöpft.

Der von Peking ernannte Vorsitzende der Autonomen Region Tibet (TAR), Yan Jinhai, traf sich im vergangenen Jahr mit dem Präsidenten der Malediven, Mohamed Muizzu, in der Hauptstadt Male und äußerte die Absicht, dem Inselstaat Wasser zur Verfügung zu stellen, wie die maledivische Zeitung „The Edition“ am Mittwoch berichtete.

„Damals erwog man, Wasser zu spenden, das aus den Gletscherregionen gewonnen wird. Es ist sehr sauber, klar und reich an Mineralien“, so „The Edition“.

Muizzu war nach einem Besuch in Peking im Januar, bei dem er 20 Abkommen mit China unterzeichnete, wegen seiner pro-chinesischen Haltung in die Schlagzeilen geraten. Die Nachricht von Chinas Wasserhilfe für die Malediven wurde in diesem Zusammenhang in den sozialen Medien diskutiert, wobei einige sogar spekulierten, dass das Wasser für den Konsum von Muizzu bestimmt war.

Der Außenminister der Malediven wies diese Behauptungen jedoch zurück, berichtete „The Times of India“. „Die Regierung der Malediven hat beschlossen, das Wasser zu nutzen, um den Inseln im Falle von Wasserknappheit zu helfen“, hieß es.

Wasser und Diplomatie

Die Wasserknappheit auf den Malediven verschärft sich seit vielen Jahren. Neben Regen und dem knapper werdenden Grundwasser ist das Land zunehmend auf Entsalzungsanlagen angewiesen.

In diesem dringlichen Zusammenhang erklärte K. Sidhartha, ein in Indien lebender Geowissenschaftler und Autor gegenüber The Epoch Times, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPC) ihre Wasserhilfe für die Malediven als diplomatische Taktik einsetze, um Unterstützung für ihre harte Politik in Tibet und Xinjiang zu gewinnen.

Eine akute Notlage für die Lieferung von 90 Seecontainern mit Wasser aus Tibet lag nicht vor. Sie erfolgte vielmehr unmittelbar nach der Unterzeichnung eines militärischen Beistandspakts zwischen den beiden Ländern. Kurz zuvor hatten die indischen Truppen Mali auf Betreiben Muizzus verlassen. Diese Ereignisabfolge gab Anlass zu zahlreichen Analysen.

Siddhartha zufolge verfolge China einen mehrteiligen Plan für die Malediven. China wolle die „Kontrolle der Malediven als Bollwerk gegen Indien im Indischen Ozean.“ Zudem solle sichergestellt werden, dass die Malediver kein Wort gegen die Gräueltaten der Uiguren verlieren. Auch solle das Schweigen des Landes über die chinesische Verfolgung der Tibeter und die Ausbeutung der tibetischen Ressourcen erkauft werden.

Den Markt für Premium-Wasser in Flaschen gewinnen

Dechen Palmo, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Umwelt und Entwicklung des Tibet Policy Institute (TPI) hebt einen weiteren Aspekt des Wassergeschenks hervor. China wolle damit einen Markt für seine Mineralwasserunternehmen schaffen, die größtenteils in Tibet ansässig seien. Der Bedarf der Malediven an Qualitätswasser – nicht nur für ihre Bevölkerung, sondern auch für ihre Tourismusindustrie – könnte sich für China als sehr lukrativ erweisen.

Sie sagte The Epoch Times, dass die TAR im Jahr 2014 eine Initiative mit dem Namen „Sharing Tibet’s Rivers with the World“ (Tibets Flüsse mit der Welt teilen) gestartet hatte und einen Vertrag mit 16 großen Unternehmen unterzeichnete, um die Wasserabfüllindustrie in Tibet zu erweitern.

Berichte über die chinesische Wasserabfüllindustrie mit Sitz in Tibet tauchten erstmals im Oktober 2015 auf, als die Regierung der TAR einen Zehnjahresplan, den „Tibet Autonomous Region Natural Drinking Water Industry Development Plan“, veröffentlichte.

Laut der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zielte der Plan darauf ab, „Wasser für den mittleren und gehobenen Verbrauch“ zu erschließen und sich dabei „auf die biologischen Ressourcen der Hochebene zu stützen und sich auf die Entwicklung von Getränkespezialitäten der Hochebene zu konzentrieren.“

Der Plan sah vor, bis 2020 eine Produktion von 5 Millionen Tonnen zu erreichen. Das Wassergeschenk aus Tibet könnte eine potenziell profitable Strategie sein, um seinen Markt dort zu erweitern, sagte sie.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „China Sends Over a Million Bottles of Tibet Glacier Water to Parched Maldives Amid Growing Bilateral Ties“. (deutsche Bearbeitung jw)



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