„Terroristen wollen Krieg der Religionen“: Frankreichs Regierung ruft zum Zusammenhalt auf

Frankreichs Regierung fürchtet einen "Krieg der Religionen". Nach der gestrigen blutigen Geiselnahme in einer Kirche riefen Premier Valls und Präsident Hollande die Bevölkerung zum Zusammenhalten auf. Ein DPA-Bericht.
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"Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten": Francois Hollande.Foto: Thibault Camus/Archiv/dpa
Epoch Times27. Juli 2016

Nach dem offenbar islamistisch motivierten Angriff auf eine Kirche will sich die französische Regierung gegen eine Spaltung der Gesellschaft stemmen.

Ziel der Angreifer war nach Ansicht von Premierminister Manuel Valls, Franzosen gegeneinander aufzuhetzen und einen „Krieg der Religionen zu provozieren“. Er rief seine Mitbürger auf, zusammenzustehen. „Unsere Antwort ist die Demokratie.“

Auch Präsident François Hollande warnte: „Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten.“ Für heute hat der Staatschef Vertreter der Religionsgemeinschaften in den Élysée-Palast geladen. Anschließend berät er mit seinem Sicherheitskabinett über die Lage, danach folgt eine Kabinettssitzung.

Gestern waren zwei mutmaßliche Terroristen während der Morgenmesse in eine Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie eingedrungen und hatten Geiseln genommen. Sie verwundeten einen 86 Jahre alten Priester mit dem Messer tödlich an Hals und Brustkorb, ein Gemeindemitglied wurde schwer verletzt.

Hollande sprach von einem „schändlichen Terroranschlag“. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat über ihr Sprachrohr Amak für sich. Die Täter wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft erschossen, als sie sich mit dem Ruf „Allahu akbar“ (Gott ist groß) auf Polizisten vor der Kirche des 29 000-Einwohner-Orts in der Nähe von Rouen stürzten. Politiker wie Geistliche verurteilten den Angriff scharf.

Die muslimische Dachorganisation in Frankreich (CFCM) verdammte den „feigen und barbarischen Terrorakt“ und drückte ihre „totale Solidarität mit allen Christen Frankreichs“ aus.

Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, erinnerte am Abend vor dem Pariser Élysée-Palast an das christliche Gebot der Feindesliebe. „Seine Feinde lieben, ist das möglich?“, fragte Lebrun nach einem Treffen mit Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve. „Ich werde es versuchen, zumindest werde ich für sie beten.“ Er wolle sich nicht von Rache und Zorn überwältigen lassen.

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ob es konkrete Hinweise auf Kontakte der Täter zum IS gibt, sagten die Ermittler nicht. Nach Angaben von Staatsanwalt François Molins hatten die Angreifer Sprengstoffattrappen, Messer und eine Pistole bei sich. Einer von ihnen war den Behörden bekannt: Adel Kermiche stand in einem laufenden Ermittlungsverfahren wegen Terrorverdachts unter Aufsicht der Justiz und trug eine elektronische Fußfessel.

Kermiche hatte 2015 zweimal versucht, nach Syrien zu reisen. Er wurde einmal in Deutschland, einmal in der Türkei gestoppt und festgenommen. In Frankreich kam er daraufhin in Untersuchungshaft, wurde aber im März entlassen und durfte sein Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen – auch zur Tatzeit. Die Identifizierung des zweiten Mannes sei noch nicht abgeschlossen, sagte Molins.

Frankreichs Geheimdienstchef warnte bereits vor Nizza

Kurz vor dem Anschlag von Nizza hatte der französische Geheimdienstchef Patrick Calvar vor einem weiteren Terrorangriff von radikalen Islamisten in Frankreich gewarnt und gesagt: „Wir sind am Rande eines Bürgerkrieges.“ Die Situation in Frankreich sei auf Messers Schneide. Ein großer Terroranschlag könne ausreichen, um einen Krieg zwischen Rechtsradikalen und radikalen Islamisten auszulösen, so Calvar laut dem britischen „Express“, siehe hier.

Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Zuletzt tötete ein 31-jähriger Tunesier 84 Menschen, als er am Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Strandboulevard von Nizza raste. Die Polizei erschoss den Mann. Erst vergangene Woche hatte das Parlament den nach den Pariser Anschlägen vom 13. November verhängten Ausnahmezustand um weitere sechs Monate verlängert.



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