Impfkomitee in den USA neu besetzt: Wer sind die acht Mitglieder?
US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. hat das komplette Impfberatungsgremium des CDC neu aufgestellt. Statt der bisherigen 17 Mitglieder gehören dem Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) künftig nur noch acht Experten an. Der Schritt solle Transparenz fördern, Interessenkonflikte vermeiden und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Impfpolitik wiederherstellen, erklärte Kennedy.
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US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. hat die neue Besetzung der Impfstoffkommission ACIP bekanntgegeben. Mit unter ihnen befindet Dr. Robert Malone, ein Mitentwickler der mRNA-Technologie.
Foto: Samuel Corum, Drew Angerer/Getty Images, Collage: Epoch Times
Erst am Dienstag, 10. Juni, hatte US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. (RFK jr.) die bisherigen 17 Mitglieder des Impfberatungskomitees ACIP entlassen. Bereits einen Tag später stellte er dessen neue Besetzung vor. Künftig soll das Beratungskomitee des Seuchenschutzkomitees CDC nur noch acht Personen umfassen.
Diese Maßnahme soll helfen, das „Vertrauen der Öffentlichkeit in die Impfwissenschaft zurückzugewinnen“. Zudem soll es Transparenz erhöhen und Interessenkonflikte vermeiden. Der Schritt markiert eine deutliche Abkehr von der bisherigen Praxis des ACIP und stößt in der Öffentlichkeit auf höchst unterschiedliche Reaktionen.
Kennedy wirft bisherigen ACIP Lenkung durch Konzerninteressen vor
In einem Beitrag auf X begründet RFK jr. den Schritt mit der „schweren Verantwortung des Hinzufügens neuer Impfstoffe zu den Empfehlungen für die Kindheit“. Der Minister weist darauf hin, dass die Liste der empfohlenen Immunisierungen bis zum 18. Lebensjahr deutlich angestiegen sei. Im Jahr 1986 seien es noch 11 gewesen – mittlerweile seien 69 bis 92 Dosen empfohlen.
Yesterday, I retired 17 members of the Advisory Committee on Immunization Practices or ACIP, the @CDCgov external panel that wields the grave responsibility of adding new vaccines to the recommended childhood schedule. Over the coming days, I will use this platform to announce…— Secretary Kennedy (@SecKennedy) June 10, 2025
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Dem bisherigen ACIP wirft er ein „böswilliges Fehlverhalten“ vor. Dieses habe es systematisch versäumt, „adäquate Sicherheitsverfahren“ im Vorfeld der Empfehlung von Impfstoffen für Kinder zu implementieren. Damit meint er vor allem die Placebo-kontrollierten, randomisierten Doppelblindstudien, die als „Goldstandard“ für die klinische Prüfung neuer Arzneimittel und Impfstoffe gelten.
In den Phasen I-III der Entwicklung von Impfstoffen werden diese häufig zunächst an Erwachsenen getestet. Placebo-kontrollierte Studien finden bei Kindern dann statt, wenn es sich um neue Impfstoffe handelt. Dies war auch bei den Corona-Impfstoffen der Fall. Bestehen bereits wirksame Impfstoffe, werden neue Präparate jedoch gegen diese getestet, weil es als unethisch gilt, Placebos an Kinder auszugeben. Immerhin wäre das mit dem Risiko der Billigung einer vermeidbaren Erkrankung verbunden.
Minister versichert: „Keine ideologischen Impfgegner“ im Gremium
Der Minister versicherte in seinem X-Beitrag, keines der Mitglieder, die künftig im ACIP sitzen sollen, sei „ideologischer Impfgegner“. Es werde sich um „hoch angesehene Ärzte und Wissenschaftler“ handeln, die „äußerst wichtige Entscheidungen über die öffentliche Gesundheit treffen“.
Dies werde im Weg der „evidenzbasierten Entscheidungsfindung mit Objektivität und gesundem Menschenverstand“ erfolgen. Mittlerweile hat RFK jr. acht Namen genannt. Diese bringen eine breite fachliche Streuung mit, die von der Molekularbiologie über die Epidemiologie bis zum Bereich Public Health reicht.
Eines der neuen Mitglieder wird der Ernährungswissenschaftler Dr. Joseph R. Hibbeln sein, der bereits die National Institutes of Health (dt. Nationale Gesundheitsinstitute) geleitet hatte. Dr. Cody Meissner ist Kinderarzt, Professor an der Dartmouth Medical School und ehemaliges Mitglied im ACIP und im Impfstoffausschuss der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA). Er gilt als Experte im Bereich der Impfstoffbewertung bei Präparaten für Kinder.
Breites Spektrum an beruflichen Erfahrungen
Ein weiteres Neumitglied im ACIP ist fortan Martin Kulldorff. Er ist Epidemiologe und Biostatistiker, bis 2021 lehrte er an der Harvard Medical School. Er gilt als Spezialist für Impfstoffsicherheit und die Überwachung von Nebenwirkungen. In der Corona-Zeit ist er als Mitautor der Great-Barrington-Erklärung in Erscheinung getreten. Diese wandte sich gegen eine invasive Pandemiepolitik und forderte stattdessen einen gezielten Schutz vulnerabler Gruppen.
Bislang eher am Rande mit dem Thema Impfungen zu tun hatten die Neumitglieder Dr. Michael A. Ross und Dr. James Pagano. Ross ist Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie, Pagano ist Experte für Notfallmedizin. Mitglied im FDA-Impfstoffausschuss und Beraterin im Nationalen Impfstoff-Informationszentrum war demgegenüber Dr. Vicky Pebsworth. Sie ist auch Vorstandsmitglied in der Nationalen Vereinigung der katholischen Krankenschwestern und Expertin im Bereich öffentlichen Gesundheitswesen.
Ein weiteres Mitglied der ACIP wird fortan auch Dr. Retsef Levi sein, der am Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) lehrt und dessen Schwerpunkte Risikoanalyse und Datenmodellierung sind.
Mit Dr. Robert W. Malone wurde auch ein Mitentwickler der mRNA-Technologie in das Gremium berufen. Nach Differenzen mit Kollegen und Medien, die seinen Beitrag nicht ausreichend gewürdigt hätten, ging Malone in der Coronazeit scharf auf Distanz zu den Corona-Impfstoffen, die auf der Technologie beruhten.
Kennedy will Gremium „von wirtschaftlichen Interessen entkoppeln“
Seine in diesem Kontext getätigten Äußerungen stießen teilweise auf heftigen Widerspruch. Mit Blick auf seine künftige Rolle erklärte Malone, er werde seine Rolle „mit objektiver Strenge und ohne ideologische Scheuklappen“ ausfüllen. Ihm gehe es – wie auch Minister RFK jr. – um Wissenschaft, die „von wirtschaftlichen Interessen entkoppelt“ werden müsse.
Kennedy warf mehreren von ihm entlassenen Mitarbeitern vor, Geld von Pharmaunternehmen angenommen zu haben. Das ACIP sei dadurch in vielen Fällen als „bloßes Durchwinkorgan für industrielle Profitinteressen“ in Erscheinung getreten. Mitglieder hätten Beratungshonorare, gesponserte Reisen und Essenseinladungen von Pharmakonzernen angenommen. Noch deutlich höher seien jedoch die bezahlten Forschungsaufträge gewesen.
Für Pharmaunternehmen sind Prüfungsaufträge an renommierte öffentliche Forschungseinrichtungen ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung. Andererseits sind dadurch entstehende Verflechtung auch eine potenzielle Quelle von Intransparenz bis hin zu Gefälligkeitsarbeiten.
Ärzteverbände befürchten Ansehensverlust des ACIP
Die Mitglieder des ACIP seien künftig verpflichtet, neue Impfempfehlungen nur dann auszusprechen, wenn belastbare Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit vorlägen, erklärte RFK jr. angesichts der Neubestellung. Dr. Retsef Levi betonte gegenüber der englischsprachigen Epoch Times, dass es nicht darum gehe, die Arbeit der Vorgänger pauschal zu diskreditieren. Vielmehr gehe es darum, ein transparenteres und vertrauenswürdigeres Verfahren zu etablieren.
Ärzteverbände wie das American College of Physicians und die American Academy of Physician Associates haben bereits im Vorfeld die komplette Umstrukturierung im ACIP kritisiert. Der Schritt sei „gefährlich für das Vertrauen in die Impfmedizin“, es werde eine vertrauenswürdige Quelle der Orientierung für Ärzte, Eltern und Gesundheitsbehörden demontiert. Die Regierung wirft hingegen dem Vorgängerkabinett von Joe Biden vor, die ACIP politisch besetzt zu haben.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.