„Inszenierter“ Mordanschlag – Will Venezuelas Staatschef Maduro ablenken und seinen diktatorischen Griff festigen?

Venezuelas sozialistischer Staatschef Nicolás Maduro ist am Samstagabend nach offiziellen Angaben der Regierung knapp einem Bombenanschlag entgangen. Oppositionelle wie Medien hegen Zweifel an dem Attentat und vermuten eine Inszenierung, um von der wirtschaftlichen Krise abzulenken und um eine Legitimation für Maduro, seine diktatorische Macht weiter auszubauen.
Titelbild
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro (r) und sein Vizepräsident Tareck El-Aissami. 31. Januar 2017.Foto: JUAN BARRETO/AFP/Getty Images
Epoch Times7. August 2018

Venezuelas sozialistischer Staatschef Nicolás Maduro ist am Samstagabend nach offiziellen Angaben der Regierung knapp einem Bombenanschlag entgangen: Ausschnitte aus dem Staatsfernsehen zeigen Maduro bei einer Ansprache vor Tausenden von Mitgliedern der Nationalgarde, seine Frau duckt sich nach einem Knall mit erschrecktem Gesichtsausdruck und schaut nach oben. In einer weiteren Einblendung sieht man, wie auf dem Platz die Militärs plötzlich auseinander laufen. Was geschehen ist, bleibt vorerst unklar. Der Staatspräsident und seine Frau bleiben unverletzt.

In einer Live-Übertragung im Staatsfernsehen Venezuelas ist der angebliche Sprengstoffanschlag auf Nicolás Maduro zu sehen.

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Nur kurze Zeit später verkündete Maduro im Staatsfernsehen die offizielle Version. Mit zwei mit Sprengstoff bestückten Drohnen sei ein versuchter Mordanschlag auf den Präsidenten verübt worden. Er sei sicher, dass ihn „ultrarechte Kreise“ in Venezuela zusammen mit den „ultrarechten Kreisen“ Kolumbiens ermorden wollten. Ein Teil der Attentäter sei bereits gefasst worden.

Eine bisher unbekannte Gruppe „Soldados de Franelas“ (Flanell-Soldaten) habe angeblich auf Twitter geschrieben, sie habe den Drohnenanschlag verübt, berichtet die „Süddeutsche-Zeitung“.

„Es ging darum, zwei Drohnen mit (Sprengstoff) C4 zum Podest des Präsidenten zu fliegen, aber Scharfschützen der Ehrenwache schossen die beiden Drohnen ab, bevor sie ihr Ziel erreichten“, schrieb die Gruppe, die sich als patriotische Militärs und Zivilisten bezeichneten.

Als Hauptdrahtzieher des Mordanschlags bezeichnet Maduro jedoch den mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Präsidenten aus Kolumbien Juan Manuel Santos. Santos, der diesen Dienstag das Amt an seinen gewählten Nachfolger, den Konservativen Iván Duque übergibt, dementiert die Anschuldigungen. Santos ist ein Kritiker des autoritär regierenden Sozialisten Maduro und wirft Maduro vor, seit seiner Machtübernahme seien die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarsländern auf Eis gelegt.

Die Nachrichtenagentur AP berichtete, Feuerwehrleute vor Ort dementierten die Anschlagsversion. Es sei nur ein Gastank in einem nahe gelegenen Gebäude explodiert. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist in Venezuela schwer möglich. Viele Menschen in dem Krisenland zweifeln generell am Wahrheitsgehalt amtlicher Mitteilungen. Oppositionelle vermuten, dass Maduro den Anschlag inszeniert habe, um härter gegen seine Gegner vorgehen zu können.

„Wir warnen davor, dass dieses konfuse Ereignis als Ausrede genutzt werden kann, um das verfassungsmäßige Recht des Volkes auf Protest abzuschaffen“, zitiert die „Welt“ das Oppositionsbündnis Frente Amplio. Edgar Zambrano, Vizepräsident der Oppositionspartei AD, sagte: „Die Regierung will die Aufmerksamkeit von den Problemen des Landes, der humanitären Tragödie und der wirtschaftlichen Katastrophe ablenken.“ Bereits in den vorherigen Wochen habe Maduro bereits das Militär von mutmaßlichen Gegnern seiner Regierung bereinigt.

Kritiker werfen dem Staatschef vor, er wolle eine Diktatur errichten, berichtet die „FAZ“. Im vergangenen Jahr schaltete der Sozialist das von der Opposition kontrollierte Parlament aus, im Mai ließ er sich für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen. Die wichtigsten Oppositionsführer sind im Gefängnis, im Exil oder wurden von der Abstimmung ausgeschlossen. Die Wahl wurde von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und vielen Nachbarstaaten nicht anerkannt.

Seit der Machtübernahme Maduros ist das Land in eine wirtschaftliche Krise geraten. Laut „Tagesspiegel“ sei die Enteignung großer Unternehmen, die staatliche Festlegung von Preisen und Wechselkursen, der dramatische Niedergang der Ölproduktion aufgrund fehlender Investitionen und Korruption Ursachen für den Niedergang der venezolanischen Wirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte wegen der steigenden Inflation um ca. 1 Million Prozent bis zum Jahresende mögliche politische Umwälzungen, wie es im Jahre 1923 in Deutschland und Ende 1990er Jahre in Simbabwe erlebten.

Die Hyperinflation sei mittlerweile soweit fortgeschritten, dass sich sogar wohlhabende Menschen von ihrem Geld nur noch Lebensmittel kaufen könnten, schreibt der „Tagesspiegel“ in einem weiteren Bericht. Zudem seien bereits zwei Millionen Menschen in Nachbarländer wie Kolumbien geflüchtet. Die Benutzung der Metro sei kostenlos, weil die Fahrkartenautomaten nicht so schnell auf den Wertverlust der Währung umgestellt werden könnten. Wer sich operieren lassen wolle, müsse sich seine Medikamente selbst mitbringen. Wasser sei auch nicht zu jeder Zeit verfügbar. Es herrscht also ein Ausnahmezustand.

Mit Maduro befreundete sozialistische Staaten wie Bolivien, Kuba und Nicaragua solidarisierten sich mit dem Staatschef, heißt es im „Handelsblatt“. Das sei das Werk von „Terroristen“ und „Kriminellen“, sagte Nicaraguas Regierungssprecherin Rosario Murillo, die Frau von Staatschef Daniel Ortega. Auch die Türkei verurteilte den „Angriff“, der „große Sorge“ in Ankara ausgelöst habe. Aus der Türkei heißt es: „Wir verurteilten den abscheulichen Anschlag aus Schärfste“. (nh)



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