Israel bietet neue Feuerpause an – Allianz der Schifffahrt wächst

Israel und die Hamas verhandeln über eine neue Feuerpause. Deutschland unterstützt die Mission zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer – eine zeitnahe Beteiligung der Bundeswehr ist jedoch eher nicht in Sicht.
Mitglieder des Zivilschutzes führen Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines Wohnhauses im Gazastreifen durch.
Mitglieder des Zivilschutzes führen Such- und Rettungsmaßnahmen in den Trümmern eines Wohnhauses im Gazastreifen durch.Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Epoch Times20. Dezember 2023

Im Gaza-Krieg mehren sich die Anzeichen für eine neue Feuerpause. Israel hat in den laufenden Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge eine Kampfpause von mindestens einer Woche angeboten.

Wie das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete, erwarte Israel im Gegenzug von der Hamas die Freilassung von mehr als drei Dutzend Geiseln. Israels Präsident Izchak Herzog hatte am Vortag selbst eine neue Kampfpause in Aussicht gestellt. Der UN-Sicherheitsrat verschob unterdessen erneut eine Abstimmung über eine neue Resolution zum Krieg auf Bitten der USA.

Multinationale Allianz der Schifffahrt

Nach Angriffen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen auf Schiffe hofft die US-Regierung, dass sich an der von ihr initiierten neuen Militärallianz zum Schutz von Schiffen auf dem Roten Meer weitere Länder daran beteiligen.

Die Bundesregierung erwägt die Beteiligung zum Schutz der Seefahrt im Roten Meer. „Die Notwendigkeit, hier tätig zu werden, erkennen wir an und unterstützen den US-Ansatz“, hieß es nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ am Dienstag in Regierungskreisen.

Der „Spiegel“ berichtete, Vertreter des Kanzleramts, des Auswärtigen Amtes und des Bundesverteidigungsministeriums hätten sich darauf verständigt, die Mission „Operation Prosperity Guardian“ zu unterstützen. Weil dafür aber ein Bundestagsmandat nötig wäre und die deutsche Marine kurzfristig kein geeignetes Schiff entbehren könne, werde nicht mit einer raschen Beteiligung der Bundeswehr gerechnet.

Israel: Für Feuerpause Freilassung von Geiseln

Israel erwarte im Gegenzug für eine neue Feuerpause die Freilassung der restlichen noch in Gaza festgehaltenen Frauen sowie Männer über 60 Jahre und anderer Geiseln, die krank oder schwer verwundet seien und dringend medizinische Hilfe benötigten, berichtete „Axios“ unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie eine weitere informierte Quelle.

Bei einer einwöchigen Feuerpause waren im November 105 Geiseln freigekommen. Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch mindestens 109 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Die Hamas gebe zudem Leichen mehrerer entführter Menschen nicht heraus.

Israels Staatschef Isaac Herzog sagte am Dienstag, sein Land sei bereit „zu einer neuen humanitären Pause und zusätzlicher humanitärer Hilfe, um eine Freilassung der Geiseln zu ermöglichen“. Hamas-Chef Ismail Hanijeh wurde derweil in Ägypten zu Gesprächen über eine Feuerpause und einen Gefangenenaustausch erwartet.

Der in Katar lebende Hanijeh werde am Mittwoch eine „hochrangige“ Hamas-Delegation in Ägypten anführen, verlautete aus dem Umfeld der Palästinenserorganisation. Geplant sind demnach unter anderem Gespräche mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel.

Bei den Treffen solle es darum gehen, „die Aggression und den Krieg zu stoppen, um eine Vereinbarung für eine Freilassung von Gefangenen und ein Ende der Belagerung des Gazastreifens vorzubereiten“, hieß es aus den Hamas-Kreisen weiter. Es gehe auch um eine Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen, einen Rückzug der israelischen Armee aus dem Palästinensergebiet und eine Rückkehr der Bevölkerung in den Norden des Gazastreifens.

Islamischer Dschihad veröffentlicht Geisel-Video

Nach der Hamas hat israelischen Medienberichten zufolge nun auch die Terrororganisation Islamischer Dschihad ein Video von israelischen Geiseln veröffentlicht. In dem Video seien ein 79 Jahre alter Mann und ein 47-Jähriger zu sehen, berichtete die „Times of Israel“ am Dienstagabend. Beide Männer würden darin warnen, dass sie aufgrund der Angriffe des israelischen Militärs jeden Moment sterben könnten, hieß es.

Unter welchen Umständen das Video entstand und wann es gedreht wurde, war zunächst unklar. Auch die Nachrichtenseite Ynet berichtete über das Video. Demnach waren die Männer am 7. Oktober aus einem Kibbuz im Grenzgebiet in den Gazastreifen verschleppt worden.

USA sprechen von neuer Phase

Die USA pochen derweil auf den Beginn einer neuen Phase im Gaza-Krieg. Derzeit kämpfe Israels Armee mit „hoher Intensität“, künftig werde es aber gezieltere Einsätze gegen die islamistische Hamas in dem abgeriegelten Küstenstreifen geben, hatte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, kürzlich bei einem Besuch in Tel Aviv gesagt.

Wann genau die neue Phase beginnen soll, sagte er nicht. Laut Medien wird aber damit in den nächsten Wochen gerechnet.

Israel erwägt humanitäres Lager

Israel erwägt nach Ende der derzeitigen Kampfphase im Norden des Gazastreifens die Errichtung eines humanitären Lagers. Wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie einem mit den Plänen vertrauten Vertreter internationaler humanitärer Hilfseinsätze berichtete, seien die Planungen noch im Anfangsstadium.

Es sei der erste Hinweis darauf, dass Israel sich Gedanken darüber mache, wie palästinensische Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen zurückkehren könnten.

Dort eroberte Israels Armee nach eigener Darstellung jetzt die Hamas-Hochburg Dschabalia. Man habe „die operative Kontrolle“ über den Ort erlangt, hieß es am Dienstag. Verteidigungsminister Joav Galant will die Bodenoffensive nun ausweiten.

Laut der „Times of Israel“ könnte das Zentrum Gazas oder die Stadt Rafah im Süden gemeint sein, in der sich auch der Grenzübergang zu Ägypten befindet. Von dort gelangen Hilfslieferungen nach Gaza, auch wenn sie laut Hilfsorganisationen bei weitem nicht ausreichen, um die Zivilbevölkerung ausreichend zu versorgen.

Am Dienstag reisten über den Grenzübergang zudem etwa 100 weitere Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass nach Ägypten aus, darunter auch rund 20 Deutsche, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde hervorging.

UN-Sicherheitsrat vertagt Abstimmung

Der UN-Sicherheitsrat hat erneut die Abstimmung über eine neue Resolution zum Gazakrieg vertagt. Nun soll erst am Mittwoch über den Text abgestimmt werden, wie am Dienstag aus diplomatischen Kreisen in New York verlautete. Der jüngste, von der Nachrichtenagentur AFP eingesehene Entwurf der Resolution fordert zur „Aussetzung“ der Kampfhandlungen auf.

Angesichts von Uneinigkeiten hatte der UN-Sicherheitsrat die Abstimmung bereits von Montag auf Dienstag vertagt. Diese Verschiebung war von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beantragt worden, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen.

Am 8. Dezember war die Verabschiedung einer UN-Resolution für eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ am Veto der USA gescheitert. Die USA hatten ihre Ablehnung damit begründet, dass eine Waffenruhe der Hamas in die Karten spielen würde.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bislang bei den Kämpfen in Gaza mehr als 19.600 Menschen getötet. Die Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Auslöser war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, bei dem Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel mehr als 1.200 Menschen ermordeten. Rund 240 Menschen wurden nach Gaza verschleppt.

Raketen aus dem Libanon

Die israelische Armee fing unterdessen eigenen Angaben zufolge erneut im Norden Israels mehrere Raketen aus dem Libanon ab und feuerte auf die Abschussstellung. Wie die Armee am späten Dienstagabend mitteilte, beschoss daraufhin ein Kampfflugzeug sowohl den Raketenwerfer als auch eine „terroristische Zelle“. Zudem sei eine militärische Anlage der Hisbollah-Miliz getroffen worden.

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppen wie der Hisbollah. Israels Militär hatte die eng mit dem Iran verbundene Hisbollah am Vortag vor einer Verschärfung der Kampfhandlungen an der Grenze gewarnt. „Wir sind heute näher an einem Krieg als gestern“, sagte ein Militärsprecher. (afp/dpa/red)



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