Israel greift weiter Ziele in Gaza an – Eskalation befürchtet

Die Lage an der Grenze zu Gaza bleibt angespannt. Israelische Streitkräfte greifen in dem Küstenstreifen weitere Ziele an. In Israel heulen vielerorts die Sirenen - auch in Jerusalem.
Rauch und Feuer steigen nach einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt aus einem Gebäude.
Rauch und Feuer steigen nach einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt aus einem Gebäude.Foto: Ahmed Zakot/SOPA/ZUMA/dpa
Epoch Times7. August 2022

Die israelische Armee hat in der Nacht zu Sonntag erneut mehrere Ziele im Gazastreifen angegriffen. Verteidigungsminister Benny Gantz habe am Abend die Streitkräfte angewiesen, die operativen Bemühungen fortzusetzen, teilte sein Büro mit.

Ziel der Angriffe ist die Organisation Islamischer Dschihad (PIJ), die nach der Hamas die zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen ist. Die militanten Palästinenser reagierten mit massivem Raketenbeschuss. Eine Antwort auf Vermittlungsversuche Ägyptens stand bis zum Morgen weiter aus.

Zahl der Toten im Gazastreifen steigt

Seit Beginn der israelischen Luftangriffe am Freitag starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 29 Menschen. Mindestens 253 seien verletzt worden. Unter den Toten sind demnach neben weiteren PIJ-Mitgliedern sechs Kinder und zwei Frauen.

Palästinensische Berichte, wonach das israelische Militär für den Tod von fünf Kindern und einem Erwachsenen im Flüchtlingslager Dschabalia verantwortlich gemacht wird, wies Israel zurück. „Basierend auf Militärdaten scheint es, dass das Ereignis auf eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihads zurückgeht“, teilte das Militär mit.

Das israelische Militär hatte am Freitag die großangelegte Militäraktion „Morgengrauen“ gegen den Islamischen Dschihad gestartet. Dabei wurden der Militärchef Taisir al-Dschabari und weitere PIJ-Mitglieder getötet. Al-Dschabari war dem Militär zufolge verantwortlich für Raketenangriffe aus dem Küstenstreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten. Der israelische Regierungschef Jair Lapid sagte nach Angaben seines Büros, die Operation werde „so lange weitergehen, wie notwendig“. Man bemühe sich dabei, dass Unbeteiligte nicht zu Schaden kommen.

Nach weiteren Angaben aus Tel Aviv soll auch ein weiterer Militärchef im Gazastreifen gezielt getötet worden sein. Der südliche Kommandeur des Islamischen Dschihads, Chalid Mansur, sei bei einem Luftangriff in der Stadt Rafah ums Leben gekommen, teilte das Militär mit. Zwei weitere ranghohe Dschihad-Mitglieder seien dabei ebenfalls getötet worden, darunter Mansurs Stellvertreter.

Israelische Armee: „Führung wurde neutralisiert“

In der Nacht zu Sonntag teilte die israelische Armee mit, sie habe einen erfolgreichen Schlag gegen den Islamischen Dschihad geführt. „Die hochrangige Führung des militärischen Flügels des Islamischen Dschihads in Gaza wurde neutralisiert“, teilte der Leiter der Operationsabteilung, Generalmajor Oded Basiok, mit – ohne näher zu erläutern, was neutralisieren genau bedeutet.

Eine Bestätigung der militanten Palästinenserorganisation lag zunächst nicht vor. Es sei nach palästinensischen Angaben unklar, ob der südliche Kommandeur des Islamischen Dschihads, Chalid Mansur, bei dem Angriff in der Stadt Rafah ums Leben kam, hieß es. Rettungskräfte suchten demnach in der Nacht auf Sonntag in den Trümmern nach Überlebenden.

2019 hatte Israel bereits Al-Dschabaris Vorgänger, Baha Abu al-Ata, getötet. Darauf folgten massive Raketenangriffe. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Weitere Spannungen befürchtet

Erstmals hat es auch in Jerusalem Raketenalarm gegeben. Nach Militärangaben heulten im Umkreis der Stadt am Morgen die Warnsirenen. Einwohner berichteten von Explosionen.

Es war befürchtet worden, dass sich heute – dem jüdischen Fasten- und Trauertag Tischa BeAv – die Lage weiter zuspitzen könnte. Religiöse Juden betrauern an dem Tag die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem.

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas-Organisation hatte am Abend dazu aufgerufen, die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg „zu verteidigen und sich den israelischen Übergriffen auf die heilige Stätte entgegenzustellen“. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Bislang hatte sich die Hamas im jüngsten Konflikt mit Israel zurückgehalten.

Das Nachbarland will schlichten

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte am Samstag, seine Regierung bemühe sich, Kämpfe und andere Gewaltakte zwischen beiden Seiten zu vermeiden, wie die staatliche Nachrichtenseite „Al-Ahram“ berichtete. Berichten aus Gaza zufolge sollen sich auch die Vereinten Nationen und Katar um Vermittlung bemühen.

Der Eskalation vorangegangen war die Festnahme eines Anführers des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft. Berichten zufolge soll es konkrete Pläne eines Angriffs auf israelische Zivilisten gegeben haben.

Israels Streitkräfte hatten sich im vergangenen Jahr einen elftägigen Konflikt mit militanten Palästinensern im Gazastreifen geliefert. Nach palästinensischen Angaben starben dort 255 Menschen, in Israel kamen israelischen Behörden zufolge 13 Menschen ums Leben. Mehr als 4000 Raketen wurde aus dem Gazastreifen abgefeuert. Ägypten vermittelte eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas.

Während des Sechstagekrieges 1967 hatte Israel unter anderem das Westjordanland und den Gazastreifen erobert. Die Hamas hatte 2007 in dem Küstenstreifen gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Staaten begründen die Maßnahme mit Sicherheitsinteressen. (dpa/red)



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