Israel rückt verstärkt gegen Hamas vor

Nach drei Wochen massiver Luftangriffe weitet Israels Militär seinen Kampf gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen aus. Die Zahl der Toten steigt. Der Überblick.
Israelische Panzer fahren entlang der israelischen Grenze zum Gazastreifen in Stellung.
Israelische Panzer fahren entlang der israelischen Grenze zum Gazastreifen in Stellung.Foto: Maya Alleruzzo/AP/dpa
Epoch Times30. Oktober 2023

Während Israels Militär im Gazastreifen verstärkt mit Panzerverbänden und Kampfflugzeugen gegen die islamistische Hamas vorrückt, wird die humanitäre Lage für die Menschen dort immer furchtbarer.

Obwohl Israel mit Nachdruck die noch im Norden des Gazastreifens verbliebenen Zivilisten, darunter Patienten in Krankenhäusern, aufrief, sich in den Süden in Sicherheit zu begeben, halten sich etwa beim Schifa-Krankenhaus nach TV-Berichten weiterhin Tausende von Menschen auf. Nach israelischer Darstellung dient das Krankenhaus auch als Hamas-Kommandozentrum.

Bodentruppen rücken weiter vor

Bei ihrem Vorstoß im Gazastreifen haben die israelischen Bodentruppen nach eigenen Angaben Dutzende Terroristen getötet. Wie das israelische Militär auf Telegram mitteilte, hatte sich der Gegner in Gebäuden und Tunneln verbarrikadiert und versucht, die israelischen Soldaten anzugreifen.

Ein von den Bodentruppen angeleitetes Kampfflugzeug habe ein Gebäude der islamistischen Hamas, in dem sich mehr als 20 der Terroristen aufhielten, bombardiert. In den vergangenen Tagen seien mehr als 600 Terrorziele angegriffen worden, darunter Waffendepots, Dutzende Abschusspositionen für Panzerabwehrraketen sowie Verstecke und Stützpunkte der Hamas, teilte das israelische Militär mit.

Wie der US-Fernsehsender CNN unterdessen auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen berichtete, ist das israelische Militär inzwischen etwa drei Kilometer in den abgeriegelten Gazastreifen vorgestoßen. Statt eines plötzlichen Großangriffs setzt Israels Militär offenbar eher auf eine allmähliche Ausweitung seiner Bodeneinsätze gegen die Hamas.

Chefankläger warnt Israel und Hamas

Der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof, Karim Khan, warnte derweil Israel wie auch die Hamas vor Verstößen gegen das Völkerrecht. „Ich möchte Israel gegenüber klar betonen, dass es ohne weitere Verzögerung erkennbare Anstrengungen unternehmen muss, um sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung Grundnahrungsmittel erhält, Medizin, Narkosemittel“, sagte Khan in Kairo mit Blick auf die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen.

Und an die Adresse der in Gaza herrschenden Hamas und aller, „die dort die Kontrolle haben“: Die Hilfe müsse die Zivilbevölkerung erreichen „und nicht missbraucht oder von ihr abgezweigt“ werden, warnte der Chefankläger.

Israel will Hilfslieferungen erleichtern

Israel will derweil die Lieferung humanitärer Hilfsgüter nach Gaza nach eigenen Angaben erleichtern. Elad Goren von der zuständigen Cogat-Behörde sagte Journalisten am Sonntag, die Hilfslieferungen sollten in den kommenden Wochen „dramatisch erhöht“ werden. Die Wasserversorgung im Gazastreifen sei „nicht auf dem normalen Level“, aber ausreichend für humanitäre Bedürfnisse. Nach israelischen Erkenntnissen gebe es keinen Mangel an Lebensmitteln im Gazastreifen.

US-Präsident Joe Biden telefonierte wegen der katastrophalen Lage am Sonntag mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Gegenüber Netanjahu habe er deutlich gemacht, dass „unverzüglich“ deutlich mehr humanitäre Hilfe nach Gaza gelangen müsse, teilte die Regierungszentrale in Washington mit. Im Gespräch mit Al-Sisi hätten sich die beiden Staatsoberhäupter unter anderem dazu verpflichtet, die Hilfslieferungen nach Gaza „von heute an erheblich zu beschleunigen und kontinuierlich zu erhöhen“.

Ein Konvoi aus 33 Lastwagen mit Hilfsgütern gelangte am selben Tag einem israelischen Medienbericht zufolge in den Gazastreifen. Seit Kriegsbeginn war es der bisher größte Tageskonvoi. Dennoch reicht dies laut Hilfsorganisationen längst nicht aus, um die mehr als 2,2 Millionen Einwohner zu versorgen. Nötig seien pro Tag 100 Lastwagen.

Zahl der Toten steigt

Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker angerichtet. Israel hat seitdem mehr als 1400 Tote zu beklagen. Mehr als 230 Menschen wurden verschleppt. Die Opferzahlen im Gazastreifen stiegen unterdessen im Zuge von Israels heftigen Gegenschlägen weiter. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden seit Kriegsbeginn vor gut drei Wochen mehr als 8000 Menschen getötet. Die Zahl kann nicht überprüft werden.

UN-Generalsekretär António Guterres rief unterdessen erneut zu einem sofortigen „humanitären Waffenstillstand“ und der Freilassung der über 230 Geiseln auf. Im Gazastreifen spiele sich „vor unseren Augen eine humanitäre Katastrophe“ ab, so Guterres auf der Plattform X. Am Wochenende plünderten Menschen in Gaza UN-Lebensmittellager. „Dies ist ein besorgniserregendes Zeichen, dass die zivile Ordnung nach drei Wochen Krieg und einer festen Belagerung Gazas langsam zusammenbricht“, erklärte Thomas White, UNRWA-Leiter im Gazastreifen.

Kämpfe auch an Israels Nordgrenzen

Derweil beschoss Israels Armee nach eigenen Angaben als Reaktion auf Raketenangriffe erneut Ziele auch im benachbarten Syrien. Ein Kampfflugzeug habe „militärische Infrastruktur“ auf syrischem Boden getroffen, teilte Israels Militär in der Nacht mit.

Die Lage an den nördlichen Außengrenzen Israels ist seit dem Massaker der Hamas und den darauffolgenden Gegenangriffen Israels höchst angespannt. So wurden am Sonntag auch aus dem Libanon mehrere Raketen nach Angaben der israelischen Armee auf Israel abgefeuert. Als Reaktion seien Ziele der libanesischen Hisbollah angegriffen worden. (dpa)



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