Neue Verhandlungen zwischen Israel und Hamas – Kritik an Militäroffensive im Gazastreifen
Im Nahen Osten haben einerseits in Doha neue indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas begonnen. Andererseits intensiviert Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen.
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Palästinenser räumen die Trümmer eines Hauses weg, das bei israelischen Angriffen im Flüchtlingslager Nuseirat im zentralen Gazastreifen am 18. Mai 2025 getroffen wurde.
Israels neue Militäroffensive im Gazastreifen ist international auf Kritik gestoßen. Unter anderem Deutschland äußerte sich besorgt über das israelische Vorgehen. Die israelische Armee will mit der Ausweitung der Offensive im Gazastreifen „alle Kriegsziele“ Israels erreichen, neben der Befreiung der Geiseln auch einen „Sieg über die Hamas“.
Netanjahu: Vorrücken „mit voller Kraft“
Die israelische Armee gab am 17. Mai bekannt, sie habe mit „umfassenden Angriffen“ begonnen und Soldaten verlegt, um die Kontrolle über weitere Teile des Gazastreifens zu erlangen. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor ein Vorrücken „mit voller Kraft“ angekündigt, um „den Einsatz abzuschließen“. Dies bedeute die „Zerschlagung“ und „Zerstörung“ der radikalislamischen Hamas.
Die Ausweitung der Offensive erfolgte wie angekündigt kurz nach dem Ende der Reise von US-Präsident Donald Trump durch die Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar und Vereinigte Arabische Emirate.
Die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde im Gazastreifen teilte mit, bei Angriffen seien mindestens 33 Menschen getötet worden. 22 Tote habe es in Al-Mawasi im Süden gegeben.
Neue indirekte Verhandlungen haben begonnen
Unterdessen begannen in Doha in Katar neue indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Der Hamas-Vertreter Taher al-Nunu sprach am Samstag von Gesprächen „ohne Vorbedingungen“.
Netanjahu erklärte, Israel sei offen für ein Abkommen zur „Beendigung der Kämpfe“. Als Bedingungen nannte er die Freilassung aller Geiseln, „die Verbannung der Hamas-Terroristen und die Abrüstung des Gazastreifens“. Vorherige Verhandlungen hatten nicht zu einem Durchbruch geführt.
Internationale Reaktionen
Das Auswärtige Amt in Berlin sagte, die erneute israelische Bodenoffensive sei „Grund zu tiefer Sorge“. Das aktuelle Vorgehen der israelischen Armee „könnte das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden, darunter auch der deutschen, die nach fast 600 Tagen noch immer in den Hamas-Kerkern um ihr Überleben fürchten müssen“, erklärte ein Sprecher. Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) telefonierte mit seinem israelischen Kollegen Gideon Saar.
Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag, erklärte, Israel habe das Recht, sich selbst zu schützen und zu verteidigen, ein Militäreinsatz Israels müsse aber unter den Bedingungen des humanitären Völkerrechts erfolgen.
„Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihre Bemühungen verstärkt, sich gegenüber der israelischen Regierung für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, einen Waffenstillstand und ein sofortiges Ende der Blockade humanitärer Hilfslieferungen einzusetzen“, so die Grünen-Fraktionschefin.
Die Bundesregierung sollte dabei die G7-Prinzipien bekräftigen. Diese seien keine Vertreibung, keine Besatzung, keine territoriale Verkleinerung sowie keine Entscheidung über die Zukunft Gazas ohne die Palästinenser.
Israelische Truppen am 18. Mai 2025 bei ihrem gepanzerten Fahrzeug in einer Stellung an der israelischen Grenze zum Gazastreifen.
Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Italien rief Israel auf, sein Vorgehen zu stoppen. „Genug mit den Angriffen“, sagte der italienische Außenminister Antonio Tajani. Der neue Papst Leo XIV. sagte nach seiner Amtseinführung in einem Gebet, im Gazastreifen seien „Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert“.
Bei einem Gipfel der Arabischen Liga in Bagdad rief UN-Generalsekretär António Guterres zu einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand auf.
In der Abschlusserklärung des Gipfels wurde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, „Druck auszuüben, um das Blutvergießen zu beenden und sicherzustellen, dass dringend benötigte humanitäre Hilfe ungehindert eintreffen kann“.
In Tel Aviv gingen am 17. Mai wieder Menschen für ein Abkommen und eine Freilassung der Geiseln auf die Straße.
Zehntausende fordern in Den Haag härteren Israel-Kurs
In Den Haag haben derweil Zehntausende zumeist in Rot gekleidete Demonstranten von der niederländischen Regierung eine härtere Gangart gegenüber Israel gefordert. Die Teilnehmer des Protestes gegen Israels Vorgehen im Gaza-Krieg reisten aus weiten Teilen der Niederlande an und versammelten sich zunächst auf einer großen Freifläche der Stadt. In einem langen Protestmarsch zogen die Demonstranten zum Friedenspalast und Sitz des Internationalen Gerichtshofs, der sich mit einer Völkermord-Klage gegen Israel beschäftigt.
Zehntausende Niederländer verlangen von ihrer Regierung einen schärferen Kurs gegenüber Israel.
Foto: Phil Nijhuis/ANP/dpa
Niederländische Medien berichteten von bis zu 70.000 Teilnehmern. Die Organisatoren sprachen von über 100.000 Demonstranten und damit der größten Kundgebung im Land seit 20 Jahren. Die Demonstration in Den Haag ist eine Initiative verschiedener Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen und propalästinensischer Gruppen, darunter Amnesty International und Ärzte ohne Grenzen. Die rot gekleideten Demonstranten wollten laut den Organisatoren eine symbolische rote Linie für die niederländische Regierung markieren. Diese müsse Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen mit konkreten Konsequenzen drohen, statt nur mit diplomatischen Verlautbarungen zu reagieren. (afp/dpa/red)
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