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„Trump Road“ soll Südkaukasus verbinden

Nobelpreis-Nominierung für Trump nach historischem Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan

US-Präsident Donald Trump hat am Freitag im Weißen Haus die Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans zusammengebracht – und damit womöglich einen jahrzehntelangen Konflikt im Südkaukasus beendet. Neben einem Waffenstillstand „für immer“ wurde ein Verkehrs- und Handelsprojekt vereinbart, das die Region grundlegend verändern könnte.

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Der US-Präsident Donald Trump (M.), der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev (l.) und der armenische Premierminister Nikol Pashinyan (r.).

Foto: Andrew Harnik/Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Armenien und Aserbaidschan beenden offiziell ihre Feindseligkeiten.
  • Wiederaufnahme von Handel, Reiseverkehr und diplomatischen Beziehungen
  • Geplanter Transitkorridor „Trump Road“ soll Enklave Nachitschewan anbinden
  • Kritik aus Iran und Russland wegen geopolitischer Auswirkungen

Am Freitag, 8. August, hat US-Präsident Donald Trump möglicherweise das Ende eines der längsten zwischenstaatlichen Konflikte der vergangenen Jahrzehnte besiegeln können. Im Weißen Haus in Washington, D.C. haben die Präsidenten von Armenien und Aserbaidschan im Beisein Trumps eine Erklärung unterzeichnet. Nikol Paschinjan und Ilham Alijew einigten sich darauf, die wechselseitigen Kampfhandlungen „für immer“ einzustellen.
Außerdem verpflichteten sie sich, bilateralen Handel, Reiseverkehr und diplomatische Beziehungen wieder aufzunehmen und wechselseitige Souveränität und territoriale Integrität zu respektieren. Bereits im März hatten sich beide Staaten auf zentrale Eckpunkte eines Friedensabkommens geeinigt. Einige Fragen blieben dabei jedoch noch offen.

Präsidenten von Armenien und Aserbaidschan schlagen Trump für Nobelpreis vor

Nun hat Trump sich und die USA verbindlich als Vermittler und als wesentlichen Faktor bei der Umsetzung des unterschriebenen Abkommens verankert. Die beiden Politiker, so äußerte der US-Präsident mit Blick auf die gemeinsame Erklärung, würden künftig ein „großartiges Verhältnis“ haben. Er fügte hinzu:
„Wenn es einen Konflikt gibt, werden sie mich anrufen, und wir werden das klären.“
Aserbaidschans Staatsoberhaupt Alijew erklärte sogar, er und Paschinjan würden den US-Präsidenten nun gemeinsam für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

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Die Eckpunkte der gemeinsamen Erklärung waren unter Vermittlung US-amerikanischer Diplomaten offenbar schon vor dem Termin im Weißen Haus geklärt. Anna Kelly, eine Sprecherin des Weißen Hauses, hatte die Unterzeichnung schon im Vorfeld angekündigt.

Konflikt reicht in Endphase der Sowjetunion zurück

Ein zentraler Streitpunkt zwischen beiden Ländern war das Schicksal der aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan. Zwischen dieser und dem aserbaidschanischen Kernland gibt es keine direkte Verbindung. Der Transit musste entweder über iranisches Gebiet erfolgen – und zwischen Baku und Teheran besteht ein gespanntes Verhältnis – oder umständlich über Georgien und die Türkei.
Für Armenien war die Verbindung zwischen Aserbaidschan und der Enklave ein Faustpfand, das nach der Rückeroberung weiter Teile von Bergkarabach verblieben war. Im Herbst 2023 hatte Baku mithilfe der Türkei dieses mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet eingenommen. Eriwan hatte dieses im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion besetzt. In dem von 1992 bis 1994 andauernden Krieg, in dem es auch zu Massakern und Vertreibungen an Zivilisten kam, starben zwischen 28.000 und 38.000 Menschen.
Der 1994 vereinbarte Waffenstillstand erwies sich als brüchig, es kam entlang der Demarkationslinie immer wieder zu Provokationen. Im Jahr 2020 eskalierten diese erneut zu einem Krieg, in dem Aserbaidschan vor allem dank türkischer und israelischer Drohnentechnologie die Oberhand gewinnen konnte.

Politische Karte von Aserbaidschan mit der Hauptstadt Baku, Staatsgrenzen, wichtigsten Städten, Flüssen und Seen. Englische Beschriftung. (Illustration)

Foto: PeterHermesFurian/iStock

„Trump Road“ durch die armenische Provinz Sjunik

Um den damals vereinbarten Waffenstillstand zu stabilisieren, entsandte Russland Friedenstruppen. Die EU steuerte einige zivile Kräfte bei. Nach mehrfachen Zwischenfällen startete Baku im Herbst 2023 eine erneute Großoffensive und konnte weitere Teile Bergkarabachs einnehmen. Am Ende gelang es Armenien und Aserbaidschan, sich zu Beginn des Jahres auf Grundzüge eines Friedensabkommens zu einigen.
Bezüglich der Grenzziehung waren sich beide Staaten bereits einig. Offen blieb bis zuletzt jedoch die Frage der Verbindung in die Enklave. Nun soll eine „Trump Road for International Peace and Prosperity“ (TRIPP) entstehen. Diese wird parallel zur iranischen Grenze über armenisches Gebiet führen.
Das Konzept für den Korridor folgt im Wesentlichen jenen Vorschlägen, die vonseiten der Türkei in den vergangenen Jahren vorgebracht worden waren. Diese hatte einen „Sangesur-Korridor“ vorgeschlagen, der durch die südliche armenische Provinz Sjunik verlaufen sollte. Die Türkei teilt eine 10 Kilometer lange gemeinsame Grenze mit Nachitschewan, und Aserbaidschan gehört zu ihren engsten Verbündeten. Ankara sieht den Korridor als wichtigen Schritt hin zur Schaffung einer Landbrücke nach Aserbaidschan und weiter zum Kaspischen Meer.

Iran und Russland wittern westliche Einflussversuche

Die Transitroute wird nun in Form eines gemeinsamen Projekts zwischen Armenien und den USA verwirklicht. Erwogen wird die Gründung eines US-geführten Logistikunternehmens. Dieses soll als neutraler Betreiber die Transitroute betreiben. Auf diese Weise soll Aserbaidschan der direkte Zugang zu seiner Enklave gesichert werden, ohne die Souveränität Armeniens zu beeinträchtigen.
Kritik kam aus dem Iran. Ali Akbar Welajati, ein Berater des obersten geistlichen Führers des Mullah-Regimes, sprach von einer angeblich geplanten „Landblockade gegen den Iran und Russland im Süden der Region“. Gegenüber der „Tasnim News Agency“ erklärte er, die Route solle den Iran vom Südkaukasus abschneiden.
Auch aus Russland, das lange zwischen den beiden früheren Sowjetrepubliken vermittelt hatte, kam Kritik. Das Außenministerium in Moskau ließ über die Nachrichtenagentur „TASS“ verlauten, dass man die Bemühungen kritisch sehe. Der Westen wolle im Südkaukasus offenbar einen „Ankerpunkt“ schaffen, um eine „geopolitische Konfrontation“ zu entfachen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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