Verwirrung um Bachmut: Laut Russland eingenommen – Selenskyj dementiert

Wer hat momentan die Kontrolle über die hart umkämpfte Stadt, die vollkommen in Trümmern liegt?
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Während Wolodymyr Selenskyjs überraschenden Besuchs am 21. Mai beim G7-Gipfel in Hiroshima.Foto: Louise Delmotte, Pool/Getty Images
Epoch Times21. Mai 2023

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Das Schicksal der seit Monaten hart umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut bleibt weiterhin unklar. Die Regierung in Kiew dementierte am Sonntag russische Angaben, die Stadt sei vollständig gefallen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte russischen Truppen und der Söldnergruppe Wagner am Samstag zur Einnahme Bachmuts gratuliert. Am Sonntag waren dann Äußerungen Selenskyjs beim G7-Gipfel in Hiroshima zunächst als mögliches Eingeständnis der russischen Einnahme interpretiert worden.

Ein Sprecher Selenskyjs wies jedoch zurück, dass der ukrainische Präsident den Verlust der Stadt eingeräumt habe. Der Präsident habe vielmehr „die Einnahme von Bachmut dementiert“, sagte er.

Der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrsky, sagte am Nachmittag, seine Truppen würden noch „einen unbedeutenden Teil“ von Bachmut kontrollieren. Dies ändere aber nichts „an der Bedeutung seiner Verteidigung“. Ukrainische Truppen rückten weiter an den Flanken in den Vororten vor.

Der Sprecher der Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, sagte laut „Welt“ am Sonntag im ukrainischen Fernsehen: „Unsere Soldaten halten Befestigungsanlagen und einige Räumlichkeiten im Südwesten der Stadt“. Seiner Meinung nach seien es vielmehr Prigoschins Truppen (die Wagner-Gruppe), die am Ende seien und aufgeben wollten. Denn laut Tscherewatyj müssten sie befürchten, von den ukrainischen Verteidigern eingekesselt zu werden.

Bachmut laut Selenskyj „nicht von Russland besetzt“

Nach Abschluss des G7-Gipfels am Nachmittag äußerte sich der ukrainische Präsident Selenskyj folgendermaßen: Es sei richtig, dass Russen „in Bachmut sind“. Die Stadt sei aber „nicht von Russland besetzt“. Während des G7-Gipfels hat nachfolgende Äußerung Selenskyjs zunächst für Verwirrung gesorgt.

Ein Reporter hatte ihn gefragt, ob Bachmut sich noch in der Hand der Ukraine befinde. Direkt danach hatte er kurz nachgeschoben, dass die Russen behaupteten, sie hätten Bachmut eingenommen. Die Antwort Selenskyjs „Ich denke nicht“, war zunächst von einigen auf den Teil bezogen worden, ob Bachmut sich noch in der Hand der Ukraine befinde. Nachfolgend das Video des Reporters:

Die Schlacht um Bachmut gilt als längste und verlustreichste des Russland-Ukraine-Krieges, der vor 15 Monaten begann. Damals hatte die Stadt noch 70.000 Einwohner, inzwischen liegt sie weitgehend in Trümmern.

Laut Selenskyj habe die Stadt einen hohen Symbolcharakter, die er nicht aufgeben wolle. Er verglich Bachmut mit dem 1945 durch eine Atombombe zerstörten Hiroshima. „Die Fotos von Hiroshima erinnern mich an Bachmut“, sagte er. „Absolut nichts ist mehr am Leben, alle Gebäude sind zerstört.“

Wagner-Chef Prigoschin kritisiert russische Militärführung

Nachdem Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am Samstag die Eroberung Bachmuts verkündet hatte, kritisierte er zugleich die russische Militärführung: „Wir haben nicht nur mit den Streitkräften der Ukraine gekämpft, sondern auch mit der russischen Bürokratie, die uns Knüppel zwischen die Beine geworfen hat“, sagte Prigoschin in einem Video.

Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow hätten den „Krieg zu ihrem persönlichen Vergnügen“ gemacht. Ihre Launen und die Militärbürokratie hätten dazu geführt, „dass fünfmal so viele Soldaten gestorben sind, wie hätten sterben müssen“.

Bei Präsident Putin bedankte er sich hingegen dafür, dass dieser den Wagner-Kämpfern Gelegenheit gegeben habe, für Russland zu kämpfen. Das sei eine „große Ehre“ gewesen, betonte Prigoschin, der als enger Vertrauter Putins gilt.

Die Wagner-Gruppe habe der „zerzausten russischen Armee geholfen, wieder zu sich zu finden“. Er wolle Bachmut nun den regulären Truppen überlassen. Nach Darstellung Prigoschins kämpften die Wagner-Truppen seit dem 8. Oktober um die Kontrolle über Bachmut – jetzt stehe eine Erholungsphase an. Seine Männer seien aber bereit, weiter für Russland zu kämpfen.

Selenskyjs überraschender Besuch beim G7-Gipfel

Wolodymyr Selenskyj war am Samstag überraschend beim G7-Gipfel in der japanischen Stadt Hiroshima eingetroffen. Dort signalisierte US-Präsident Biden erstmals seine Bereitschaft, der Abgabe westlicher Kampfjets wie der in den USA hergestellten F-16 zuzustimmen.

 Selenskyj hat mir versichert, dass sie diese nicht nutzen werden, um auf russisches Territorium vorzudringen“,

sagte Biden am Sonntag nach einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef. Die Flugzeuge könnten aber „überall dort“ eingesetzt werden, „wo sich russische Truppen innerhalb der Ukraine und dem Gebiet befinden“.

Allerdings ist dies bisher noch eine eher hypothetische Frage. Vorerst geht es nämlich nur um die voraussichtlich Monate dauernde Ausbildung ukrainischer Piloten. Hierzu haben sich mehrere europäische Staaten in einer Kampfjet-Koalition bereit erklärt, darunter Großbritannien und die Niederlande. Konkrete Zusagen für eine F-16-Lieferung gibt es noch nicht.

Darauf verwies auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Ende des G7-Gipfels. Er sprach von einem „längerfristigen Projekt“. Der Kanzler sah in der Kampfjet-Koalition eher eine Botschaft an Russland, dass die Unterstützung der Ukraine nicht nachlassen werde und Moskau seine Truppen zurückziehen müsse.

US-Regierung kündigt weitere 346 Millionen Militärhilfe an

Die US-Regierung kündigte während des G7-Gipfels weitere Militärhilfe für die Ukraine im Wert von 375 Millionen Dollar (346 Millionen Euro) an. Laut dem Weißen Haus umfasst das Paket Munition für Himars-Mehrfachraketenwerfer, Artilleriegeschosse, Antipanzerlenkraketen, Wärmebildsysteme und gepanzerte Fahrzeuge. „Wir werden nicht wanken“, sagte Biden. „Putin wird unsere Entschlossenheit nicht brechen.“

Als „unerschütterlich“ bezeichneten die G7-Staaten in ihrer Gipfelerklärung ihre humanitäre, finanzielle und auch militärische Unterstützung der Ukraine. Sie vereinbarten eine Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau, um bisherige Lücken zu schließen. Dabei soll auch der milliardenschwere Handel mit russischen Rohdiamanten „beschränkt“ werden.

Bei dem kurzfristigen G7-Besuch nutzte Selenskyj die Gelegenheit, auch mit Vertretern aus Staaten zu sprechen, die sich im Ukraine-Konflikt nicht klar gegen Russland positioniert haben. Der als Gast eingeladene indische Regierungschef Narendra Modi, dessen Land weiter Öl und Rüstungsgüter aus Russland importiert, sagte Selenskyj: „Ich verstehe ihren Schmerz und den Schmerz der ukrainischen Bürger sehr gut.“ (afp/dpa/il)



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