
„Nazi-Auto“: Tesla-Kritik von Berlins Senatorin sorgt für parteiübergreifenden Eklat
Mit einem umstrittenen Kommentar über Tesla hat Berlins Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe eine politische Kontroverse ausgelöst. Ihre Aussage auf der Plattform X, wonach Tesla ein „Nazi-Auto“ sei, stieß nicht nur bei Koalitionspartner CDU, sondern auch innerhalb der SPD auf scharfe Kritik.

Das Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin wird drei Jahre alt. Der Absatz in Deutschland sinkt, Tesla ist dennoch zuversichtlich (Archivbild).
Foto: Patrick Pleul/dpa
Mit Äußerungen über Tesla und dessen Gründer Elon Musk hat Berlins Senatorin für Arbeit und Gleichstellung, Cansel Kiziltepe, Unmut unter ihren eigenen Parteifreunden ausgelöst. In einem Beitrag auf Elon Musks Kurznachrichtendienst X hat die SPD-Politikerin am Mittwoch, 23. April, einen Beitrag des RBB über die Absatzentwicklung von E-Autos geteilt.
In diesem hieß es, Hersteller von E-Autos erlebten derzeit ein Absatzhoch – mit Ausnahme von Tesla. Die Senatorin kommentierte die Schlagzeile mit den Worten:
„Wer will auch ein Nazi-Auto fahren?“
CDU wirft Kiziltepe „Relativierung“ vor – Minister stellt sich vor Tesla-Standort
Die Worte der Senatorin blieben nicht unwidersprochen. Kritik kam aus den Reihen der CDU, mit der die Sozialdemokraten in Berlin eine Koalition bilden. Aber auch in der eigenen Partei waren einige führende Exponenten nicht glücklich mit der Aussage.
Wenige Tage vor dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus sah unter anderem Berlins CDU-Fraktionschef Dirk Stettner die Wortwahl als unangebracht. Er sprach von einer gefährlichen Relativierung des Naziterrors und damit auch des Holocausts“. Er fügte hinzu:
„Die Senatorin sollte das dringend klarstellen, dass sie dies in keiner Weise intendierte.“
Auch Kiziltepes Parteikollege, Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller, forderte diese auf, die Äußerung zurückzunehmen. Er hatte vor allem die Tesla-Gigafactory in Grünheide im Blick und deren derzeit etwa 12.500 Beschäftigte. Keller äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur:
„Ein solcher Nazi-Vergleich verletzt die Menschen, die dort arbeiten, und ist für eine Arbeitssenatorin völlig unangebracht.“
Pikanterie: Die Senatorin war in den 2010er-Jahren selbst für die Volkswagen AG tätig. Deren Geschichte geht auf eine Gründung durch die nationalsozialistische Organisation „Kraft durch Freude“ im Jahr 1937 zurück.
Gigafactory Grünheide bereits im Vorjahr Terror-Ziel
Kiziltepe löschte später ihren Ausgangspost. Stattdessen schob sie zwei andere hinterher. In einem davon führt sie eine derzeitige Absatzflaute bei Tesla auf die „rechtsextremen Positionen seines Anteilseigners Elon Musk“ zurück. Kunden würden diese dem Unternehmen zuschreiben, weil Musk 13 Prozent daran halte.
An ihren Einschätzungen zu dem US-Milliardär halte sie „ausdrücklich fest“, äußerte sie in ihrem zweiten Beitrag. Allerdings fügte sie hinzu:
„Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass ich die Mitarbeitenden oder die Kunden Musks für dessen politische Positionen verantwortlich mache.“
In den vergangenen Wochen war es am Rande politischer Kampagnen in Europa und Nordamerika vielfach zu Übergriffen und Vandalismus gegen Fahrzeuge oder Autohäuser von Tesla gekommen. Die Generalstaatsanwältin in den USA, Pam Bondi, hat Ermittlungen wegen Verdachts des „inländischen Terrorismus“ aufgenommen.
Im März 2024 hatten mutmaßliche Linksextremisten einen Anschlag auf einen Hochspannungsmast in Brandenburg mit der Intention verübt, die Stromversorgung des Werks in Grünheide zu unterbrechen.
Tesla-Standort vorerst sicher – politische Kampagnen könnten aber Konsequenzen haben
Die Tesla-Produktionsstätte in Grünheide ist die Erste ihrer Art in Europa und ein wesentlicher Teil der globalen Produktionsstrategie des Konzerns. Derzeit beträgt die jährliche Produktionskapazität etwa 360.000 Fahrzeuge. Es gab zumindest in der Vergangenheit auch Pläne, diese auf eine Million auszuweiten.
Im Landkreis Oder-Spree hat die Ansiedlung von Tesla ein BIP-Wachstum von 23,2 Prozent bewirkt. Im Jahr 2022 nahm die Gemeinde Grünheide 6 Millionen Euro an Gewerbesteuer ein. Tesla hatte 5,8 Milliarden Euro in den Standort investiert, was diesen bis auf Weiteres als sicher erscheinen lässt. Die Nähe zum Berliner Autobahnring und zum Flughafen BER sowie ein bestehender Bebauungsplan machen aus Sicht von Tesla den Standort attraktiv.
Allerdings hatten die zuletzt sinkenden Absatzzahlen zuletzt zu einem Abbau von 400 festen und 300 Leiharbeitsstellen im Werk in Grünheide geführt. Mittelfristig erscheint der Standort aufgrund der hohen Investitionen als sicher. Perspektivisch könnten politische Kampagnen jedoch zu Veränderungen in der Geschäftsstrategie führen, die auch Auswirkungen auf den Standort Grünheide haben könnten.
Strategie des Konzerns wird sich von Besserverdienenden in EU und Nordamerika wegbewegen
Als potenzieller alternativer Standort käme Polen in Betracht – mit deutlich niedrigeren Lohn- und Grundstückskosten, qualifizierten Arbeitskräften und einer guten Verkehrsanbindung von Städten wie Breslau/Wrocław oder Stettin/Szczecin. Die Infrastruktur insgesamt ist im Berliner Umland jedoch noch stärker entwickelt, und auch die Sprachbarrieren sind für Führungskräfte geringer.
Auch Tschechien oder Ungarn bieten Investoren Kostenvorteile, außerdem sind die Umweltauflagen geringer. Allerdings ist das Angebot an Fachkräften dort im Verhältnis geringer, und auch bei der Infrastruktur ist Berlin/Brandenburg besser ausgestattet.
Zielmarktstrategisch werden die ideologisch motivierten Kampagnen tendenziell dazu beitragen, dass Tesla günstigere Modelle für ein weniger elitäres Publikum entwickelt. In diesem Segment ist das politische Bewusstsein weniger bedeutend, allerdings stellen chinesische Anbieter wie BYD aufgrund ihres Preises eine Konkurrenz dar. Auch geografisch wird sich Tesla noch breiter aufstellen und die Zielmärkte diversifizieren. Märkte mit Potenzial finden sich unter anderem in Indien, der Golfregion oder Lateinamerika.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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