Streit um Wagenknecht-Potenzial: Forsa-Chef Güllner nennt INSA-Zahlen „abenteuerlich“

Das INSA-Institut hat eine erste Sonntagsfrage unter Einschluss der von Sahra Wagenknecht initiierten Partei BSW gestellt. Demnach könnte diese auf Anhieb mit 12 Prozent rechnen. Forsa-Chef Güllner hält die Zahlen für abwegig.
Die Vorstandsmitglieder des Vereins «Bündnis Sahra Wagenknecht - Für Vernunft und Gerechtigkeit» Lukas Schön (l-r), Amira Mohamed Ali, Sarah Wagenknecht, Ralf Suikat und Christian Leye.
Die Vorstandsmitglieder des Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit“ Lukas Schön (v.l.n.r.), Amira Mohamed Ali, Sahra Wagenknecht, Ralph Suikat und Christian Leye.Foto: Soeren Stache/dpa
Von 25. Oktober 2023

Für Kontroversen sorgt die am Montag, 23. Oktober, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Partei BSW. Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“, das vorerst noch als Verein agiert, soll im Januar 2024 offiziell gegründet werden. Im Deutschen Bundestag kann es bislang bereits auf zehn bisherige Politiker der Linkspartei zählen. Unterdessen sorgt das neue politische Projekt für einen handfesten Streit unter den Demoskopen von INSA und Forsa.

Binkert: BSW würde Parteienlandschaft auf den Kopf stellen

Das INSA-Institut hat am Dienstag zwei Ergebnisse von Sonntagsfragen präsentiert. Bei der regulären Fassung haben sich im Vergleich zur Woche davor kaum substanzielle Veränderungen ergeben. CDU und CSU würden zusammen leicht zulegen und auf 28,5 Prozent kommen. Die AfD verliere demnach einen Punkt und kommt auf 22. Die SPD läge mit 16,5 Prozent (minus 0,5) vor den gleichbleibenden Grünen mit 13. FDP (5,5 Prozent; minus 0,5) und Linke (fünf Prozent, plus 0,5) müssten um den Verbleib im Bundestag fürchten.

Allerdings hat INSA-Chef Hermann Binkert noch eine weitere Sonntagsfrage durchgeführt – diesmal mit Beteiligung der Wagenknecht-Partei.

INSA: Wagenknecht könnte Ampel eine parlamentarische Mehrheit beschaffen

Dieser zufolge käme das BSW aus dem Stand auf 12 Prozent der Stimmen und könnte bis auf einen halben Prozentpunkt zu den Grünen aufschließen. Alle anderen Parteien würden gegenüber der Vorwoche verlieren: CDU/CSU lägen bei 26,5 Prozent, die SPD käme auf 15,5. Mit 5,5 Prozent würde die FDP auf das gleiche Ergebnis kommen wie ohne die Wagenknecht-Option. Die AfD würde hingegen deutlich verlieren und käme nur noch auf 18 Prozent. Die Linkspartei würde mit vier Prozent scheitern.

Mit dem 12-Prozent-Ergebnis könnte das BSW eine parlamentarische Mehrheit der Ampel stützen, so Binkert weiter. Eine Jamaika-Koalition wäre hingegen nicht mehr möglich. In ostdeutschen Ländern wie Sachsen und Thüringen wären sogar gemeinsame rechnerische Mehrheiten von BSW und AfD möglich.

Binkert sieht ein Viertel der erklärten Wagenknecht-Wähler von der AfD kommen, 13 Prozent von der Linkspartei. Jeweils ein weiteres Fünftel käme aus den Lagern der Sonstigen und der Nichtwähler.

Forsa verweist auf Scheitern des „Aufstehen“-Projekts

Forsa-Chef Manfred Güllner hingegen hält diese Zahlen für „absolut abenteuerlich“. Gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND) äußerte er, das BSW liege derzeit „deutlich“ unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde.

Das Potenzial Wagenknechts, Wähler von Union und AfD zu gewinnen, sei nicht allzu groß, so der Forsa-Chef:

Nach unseren Erkenntnissen könnte Wagenknecht einen geringen Teil der bisherigen Linken-Wähler anziehen und auch nur wenige Stimmen von der AfD holen.“

Letztgenannte binde „zu einem großen Teil das rechtsradikale Potenzial […], das es in Deutschland immer gegeben“ habe. Außerdem sei bereits das Wagenknecht-Projekt „Aufstehen“ gescheitert. Bei diesem 2018 ins Leben gerufenen Projekt hatte sich das persönliche Engagement der Politikerin jedoch in überschaubaren Grenzen gehalten. Zudem war die Zersplitterung des Parteiensystems noch nicht so ausgeprägt.

Güllner sieht Potenzial von Wagenknecht bei maximal 20 Prozent

Einer am Dienstag veröffentlichten Forsa-Umfrage zufolge würden nur drei Prozent der Befragten „auf jeden Fall“ BSW wählen. Weitere 17 Prozent würden Wagenknecht „vielleicht“ die Stimme geben. Für 74 Prozent komme diese Option „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ infrage. Die Union sieht Güllner derzeit bei 31 Prozent, die AfD bei 22, Grüne und SPD jeweils bei 14 Prozent. FDP (fünf Prozent) und Linke (vier Prozent) könnten aus dem Bundestag fliegen.

Civey hingegen hat die Bürger nach ihren Einschätzungen bezüglich der Erfolgsaussichten der Wagenknecht-Partei bei den Landtagswahlen im Herbst 2024 befragt. Für Thüringen trauen 32 Prozent der Befragten dem BSW ein Ergebnis zwischen fünf und zehn Prozent zu. Weitere 40 Prozent sehen die Wagenknecht-Partei sogar mehr oder minder deutlich über zehn Prozent. Nur 20 Prozent glauben an ein Scheitern.

Wähler von AfD und Grünen glauben an ein Scheitern des BSW

In Brandenburg trauen 31 Prozent der neuen Partei einen Einzug mit bis zu zehn Prozent zu, 35 Prozent sogar mit einem noch höheren Anteil. Allerdings rechnet jeder Vierte wiederum mit einem Scheitern des BSW an der Fünf-Prozent-Hürde.

Für Sachsen rechnen ebenfalls 31 Prozent mit der Wagenknecht-Partei im Landtag, 33 Prozent sogar mit mehr als zehn Prozent. Mit 28 Prozent ist dort allerdings auch der Anteil derjenigen am höchsten, die glauben, dass das BSW die Fünf-Prozent-Hürde verfehlt.

Unter den Befragten, die Wagenknechts Partei ein besonders hohes Ergebnis zutrauen, sind vor allem Wähler der Linkspartei. Demgegenüber sind sich Wähler von AfD und Grünen am ehesten in der Einschätzung einig, dass das BSW scheitern wird.



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