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Seit dem Hamas-Überfall

Studie: Juden in Deutschland fühlen sich alleingelassen und benachteiligt

Seit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel erleben Juden in Deutschland massive Anfeindungen, Ausgrenzung und Diskriminierung. Dies besagt eine Studie über die Auswirkungen des Überfalls.

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Ein Mann trägt eine Kippa mit eingearbeiteten israelischen und deutschen Fahnen (Symbolbild).

Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

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Lesedauer: 3 Min.

Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel vor zwei Jahren erleben Jüdinnen und Juden in Deutschland einer Befragung zufolge massive Anfeindungen, Ausgrenzung und Diskriminierung.
In einer Studie über die Auswirkungen des Hamas-Überfalls auf Deutschland berichteten die Befragten über soziale Isolation und Ausgrenzung in allen Lebensbereichen – zum Beispiel in Schulen, Hochschulen, am Arbeitsplatz oder in Arztpraxen: Dies geht aus dem Zwischenbericht der Untersuchung hervor, den die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin vorstellte.
Beispielhaft wird in der Studie die Aussage einer in Deutschland lebenden Jüdin im Alter von Ende 30 zitiert. „Wahrscheinlich werden wir irgendwie noch eine Weile überleben, aber es gibt immer weniger Räume dafür“, berichtete die in der Ukraine geborene Frau. „Es fühlt sich auch für mich an wie so eine Schlinge, die sich langsam einfach zuzieht.“

Vertrauens- und Freiheitsverlust

Nach Angaben der Autorinnen handelt es sich um die bundesweit erste Studie dieser Art. Generell habe sich in den Einzel- und Gruppenbefragungen ein Vertrauensverlust jüdischer Menschen in ihr bisheriges Umfeld gezeigt, erklärte die Antidiskriminierungsstelle.
Einige Befragte verbergen demnach inzwischen ihre jüdische Identität, um sich vor Angriffen und Diskriminierung zu schützen. Auch auf die psychische Gesundheit der Befragten habe der Hamas-Angriff und seine Folgen erhebliche Auswirkungen. Betroffene berichteten von Depressionen, Schlafstörungen, Angstzuständen und Panikattacken.
Die Studie befasste sich mit den Auswirkungen des Hamas-Angriffs auf „jüdische und israelische Communities in Deutschland“. Dafür nahmen laut den Autorinnen mehr als 110 Jüdinnen und Juden über ein Jahr hinweg an qualitativen Forschungsinterviews teil.
Die Autorinnen Marina Chernivsky vom Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung und Friederike Lorenz-Sinai von der Fachhochschule Potsdam forderten „einen umfassenden Diskriminierungsschutz, der die Kategorien der israelischen Herkunft und der hebräischen Muttersprache einschließt und Jüdinnen und Juden wirksam vor Diskriminierung“ schütze.
Ihre Befunde zeigten, „dass jüdische und israelische Communities in Deutschland zunehmend an gleichberechtigter Teilhabe gehindert werden und Exklusion sowie Diskriminierung in nahezu allen öffentlichen Alltagssphären und institutionellen Kontexten erfahren“, sagten die Wissenschaftlerinnen.

Zentralrat der Juden: Das Studienbild erstaunt nicht

Die Studie zeichne „ein bedrückendes Bild, das Jüdinnen und Juden aber keinesfalls erstaunt“, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.
„Die dramatische Zuspitzung des Antisemitismus in den vergangenen zwei Jahren hat zur Folge, dass Jüdinnen und Juden zunehmend von einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind.“
Derartige Erfahrungen „bedeuten den Verlust von Freiheit und schüren Angst“, erklärte Schuster. „Es ist Zeit, dieser Diskriminierung etwas entgegenzusetzen.“
Die Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, mahnte: „Wir müssen die Ängste und Sorgen von Jüdinnen und Juden ernst nehmen. Sie müssen spüren, dass der Rechtsstaat für sie da ist.“ Nötig sei „zum einen eine konsequente Strafverfolgung, zum anderen aber auch einen besseren Schutz vor Diskriminierung im Alltag“.
Ataman forderte auch mehr Beratungsangebote und ein „besseres Antidiskriminierungsrecht, das bei Antisemitismus wirkt“. Zum Beispiel seien israelische Staatsangehörige in Deutschland wegen einer Rechtslücke im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz momentan nicht ausreichend vor Diskriminierung geschützt. (afp/ks)

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