SZ-Chefredakteur entschuldigt sich für Netanjahu-Karikatur

Eine kürzlich in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte Netanjahu-Karikatur sorgt für Aufruhr. Doch es ist nicht das erste Mal, dass die SZ in der Kritik steht, antisemitisch zu agieren.
Titelbild
Süddeutsche Zeitung, Verlagshaus in München.Foto: iStock
Von 16. Mai 2018

Am Dienstag, 15. Mai,  hat die Süddeutsche Zeitung eine Karikatur veröffentlicht, die den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in Gestalt der Sängerin Netta zeigt, der Gewinnerin des Eurovision Song Contest (ESC). Allerdings sind typische jüdische stereotype Körpermerkmale nach typischer antisemitischer Propaganda betont – große Ohren, große Nase, große Lippen und in der Hand trägt er eine Rakete mit einem Davidstern. Darüber in einer Sprechblase der Ausspruch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Dieter Hanitzsch fertigte die Zeichnung für SZ an.

Das ist nicht die erste Karikatur, die mehr als einen antisemitischen Beigeschmack hat, wie ein Artikel der t-online.de Redaktion deutlich macht, auch wenn anders als durch „t-online.de“ dargestellt, nicht ein und derselbe Zeichner für zwei der Karikaturen verantwortlich ist.

So wird beispielhaft das Gedicht von Günther Grass „Was gesagt werden muss“ aufgeführt, das 2012 in der SZ erschien, wo Grass eine einseitige Parteinahme zugunsten Israels in der Öffentlichkeit kritisiert.

SZ nutzte Zeichnung ohne Rücksprache politisch

2013 war es eine Zeichnung zum Text „Der Niedergang des liberalen Zionismus“, der über die Leserschaft der SZ hinaus für Aufruhr sorgte.

Auf Welt Online schrieb Henryk M. Broder damals dazu: „So weit wie die Süddeutsche Zeitung ist bis jetzt noch keine bürgerliche Zeitung in Deutschland gegangen. In dieser Karikatur tritt ‚Israel‘ an die Stelle des ‚Juden‘, die Süddeutsche Zeitung setzt dort an, wo der Stürmer 1945 aufhören musste.“ Welt.

Der Text der SZ war damals mit dem Bild eines spitzzähnigen, fetten Monsters, dem eine Kellnerin ein reichhaltiges Frühstück bringt, illustriert. Die Bildunterschrift dazu lautete: „Deutschland serviert. Seit Jahrzehnten wird Israel, teils umsonst, mit Waffen versorgt. Israels Feinde betrachten das Land als einen gefräßigen Moloch. Peter Beinart beklagt, dass es dazu gekommen ist.“

Die Karikatur stammt von Ernst Kahl. Sie war ursprünglich in der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ erschienen, und das ohne jeglichen politischen oder religiösen Zusammenhang. Kahl habe entsetzt reagiert, als er erfuhr, dass sein Bild durch die Bildunterschrift inhaltlich entstellt worden war, so die „Zeit“. Zumal er, laut t-online.de, nicht einmal wegen der Verwendung gefragt worden war.

Zögerliche Entschuldigung durch die SZ

Erst zögerlich gab es damals von der Münchner Redaktion eine Stellungnahme: „Die Süddeutsche Zeitung bedauert, dass es zu solchen Missverständnissen kommen konnte. Die Veröffentlichung der Zeichnung in diesem Kontext war ein Fehler.“, so die SZ.

Im Jahr 2014 war es eine Karikatur, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg als Krake zeigt, die für Diskussionen sorgte. Auch diese Karikatur zeigt überspitzt betonte jüdische stereotype Körpermerkmale – eine lange Nase und dicke Lippen.

Burkhard Mohr sagte, er sei „erschüttert, dass eine meiner Karikaturen nun in diesem Licht erschienen ist“. Antisemitismus und Rassismus seien ihm völlig fremd, berichtete damals der Tagesspiegel.

Schließlich verwendete die SZ 2015 irrtümlich ein Bild des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zur Illustration eines Artikels über die Deutsche Bahn, berichtet t-online.de

Karikaturen als Form der Meinungsäußerung

Die Süddeutsche Zeitung zählt zu den Zeitungen, die Karikaturen regelmäßig als Form der Meinungsäußerung abdrucken. In jeder Ausgabe ist auf Seite vier eine Karikatur zu sehen.

Im täglichen Wechsel zeichnen dort Luis Murschetz, Oliver Schopf, Dieter Hanitzsch, Pepsch Gottscheber, Wolfgang Horsch, Burkhard Mohr und Sinisa Pismestrovic.

Die Ermordung der Kollegen des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo 2015 in Paris hat auch die SZ-Zeichner verunsichert. „Man ist als Karikaturist nicht mehr frei“, sagt Hanitzsch. „Es ist diesen Leuten gelungen, dass man darüber nachdenkt, was man selbst macht“, heißt es in einem Kommentar der SZ.

Doch am Dienstag ging man erneut zu weit.

SZ-Chefredakteur gibt Stellungnahme

Wolfgang Krach, Chefredakteur der SZ gab gestern einer Stellungnahme zu der Netanjahu-Karikatur ab, dort  heißt es unter anderem:

„Der Karikaturist zeichnete den Schriftzug des Eurovision Song Contest und benutzte dabei statt des „v“ einen Davidstern. Der Stern ist auch auf einer Rakete abgebildet, die Netanjahu in der Hand hält. Dies hat innerhalb und außerhalb der SZ-Redaktion zu Diskussionen geführt. Der Karikaturist Dieter Hanitzsch sagt, er habe mit seiner Darstellung lediglich darauf hinweisen wollen, dass das nächste ESC-Finale 2019 in Jerusalem stattfinden soll. Trotz dieser Intention des Karikaturisten kann man die Zeichnung auch anders verstehen und als antisemitisch auffassen. Ihre Veröffentlichung war deshalb ein Fehler, für den wir um Entschuldigung bitten.“

 

 



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