„Kulturkampf im Klassenzimmer“: Klagen über Abschottung und radikalen Islam in Wiens Einwanderercommunity

Ein jüngst erschienenes Buch und ein Bericht, den die Rechercheplattform „Addendum“ einsehen konnte, haben die Debatte über die Integrationspolitik in Österreich neu angefacht. Insbesondere in der Bundeshauptstadt Wien sei die Tendenz hin zur Parallelgesellschaft ungebrochen. Dadurch verschärfe sich auch das gesellschaftliche Konfliktpotenzial.
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Je mehr muslimische Schüler an einer Schule sind, umso deutlicher zeigen sich Tendenzen kultureller Abschottung.Foto: istock
Von 19. Oktober 2018

Die in Wien lebende Lehrerin Susanne Wiesinger hat jüngst ihr Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ veröffentlicht und damit reichlich Staub aufgewirbelt. Die Analyse beschäftigt sich mit dem zunehmenden Einfluss eines radikalen Islams an Schulen und mit Parallelgesellschaften, die sich innerhalb muslimischer Einwanderercommunitys mehr und mehr zu verfestigen scheinen.

Die Schilderungen der Lehrerin in ihrem Buch decken sich weitgehend mit jüngst veröffentlichten Erkenntnissen der Rechercheplattform „Addendum“, die ihrerseits auf einem 93-seitigen Bericht der Politikwissenschaftlerin Nina Scholz und dem Historiker Heiko Heinisch beruhen. Dieser entstand bereits im April 2018 anhand von Gesprächen mit Vertretern der Justiz, der Exekutive sowie der Lehrerschaft. Die Analyse war allerdings, wie „Addendum“ in Erfahrung gebracht haben will, nicht zur Veröffentlichung bestimmt, sondern hätte später in eine breit angelegte Studie zum Thema Parallelgesellschaft einfließen sollen. Dies sei auch so im Integrationskapitel des Regierungsprogramms festgeschrieben.

Dem Bericht zufolge, so schreibt die „Neue Kronen Zeitung“, glichen vor allem einige Viertel mit stark vertretener türkischer Einwanderercommunity einer abgeschlossenen Parallelwelt. Aber auch innerhalb der Einwandererbevölkerung aus Serbien, Tschetschenien oder Afghanistan vollziehen sich ähnliche Tendenzen. In Bezirken wie Favoriten, Ottakring, Simmering, Rudolfsheim-Fünfhaus, Brigittenau sowie der Leopoldstadt könnten Einwanderer ihren Alltag fristen, ohne auch nur ein Wort Deutsch sprechen zu müssen.

Kontakte zur Mehrheitsgesellschaft auf ein Minimum reduzierbar

Die Infrastruktur aus türkischen Geschäften, türkischen Praxen von Ärzten und Anwälten oder auch islamischen Bildungseinrichtungen habe zur Folge, dass Einwanderer bei Bedarf ihren Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft auf ein Minimum reduzieren könnten. Problematisch beginne das vor allem dort zu werden, wo diese Parallelgesellschaften sich auch gleichsam hoheitliche Aufgaben wie jene der Rechtspflege aneignen würden.

So will eine Richterin Ansätze einer sogenannten Paralleljustiz erkannt haben, die in erster Linie bei familienrechtlichen Angelegenheiten zu beobachten sei. Frauen würden etwa bei vermeintlich einvernehmlichen Scheidungen im Hintergrund oftmals massiv unter Druck gesetzt und unterdrückt, schreibt die „Krone“. Aber nicht nur das Zivilrecht, sondern auch das Strafrecht sei betroffen. Einigten sich die Familien von Betroffenen nach Körperverletzungen oder ähnlichen von Amts wegen zu verfolgenden Delikten vor einem Community-internen religiösen Schiedsgericht, entzögen sich die Beteiligten vor dem staatlichen Gerichten ihren Pflichten, zur Feststellung des Sachverhalts beizutragen. Am Ende würden viele Straftaten nicht geahndet, weil keine ausreichenden Beweise vorhanden wären.

Der für viele der Betroffenen zentrale Ehrbegriff von Einwandererfamilien aus mehrheitlich muslimischen Ländern, der Familie, Außenwelt und Staat strikt voneinander trenne, gehe Richtern und Polizeibeamten zufolge auch „mit einer gewissen Ablehnung des geltenden staatlichen Rechtssystems einher“. Dies verstärke die Tendenzen in Richtung von Parallelgesellschaften.

Die Abschottung erhöhe das Konfliktpotenzial mit Außenstehenden. In Parks oder auf öffentlichen Plätzen entstünden „Revierkämpfe“ zwischen Familien oder Communitys, die notfalls gewaltsam ausgefochten würden.

Sozialer Anpassungsdruck im Sinne des Islam

Zudem würden sich die Inhalte der häuslichen Erziehung von Kindern auch immer mehr an den Schulen manifestieren – mit einem dadurch verbundenen höheren Maß an sozialer Kontrolle und Durchsetzung islamischer Regeln, auch gegenüber Außenstehenden.

„Je mehr muslimische Schüler an einer Schule sind, umso deutlicher zeigen sich Tendenzen kultureller Abschottung, Widerstände gegen bestimmte Unterrichtsinhalte und Versuche identitär islamischer Peergroups, Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Familienhintergrund zu einem ‚islamkonformen‘ Lebensstil zu nötigen“, heißt es in der Studie. Trage also etwa ein Mädchen kein Kopftuch, werde es als „Nutte“ beschimpft.

Auch im Fastenmonat Ramadan werde nichtmuslimischen Mitschülern „Respekt“ vor dem islamischen Gebot abverlangt und diese oftmals abgewertet oder genötigt, auf Nahrungszufuhr in der Gegenwart der muslimischen Kinder zu verzichten. Einige Familien hielten auch ihre Töchter vom gemischtgeschlechtlichen Schwimmunterricht fern. Die Möglichkeit, einen Burkini zu tragen, entschärfe die Situation nur teilweise. Eine AHS-Lehrerin berichtet auch über „politische Missionierung“ im Klassenzimmer. Es sei ein „Wahnsinn“, dass die türkische Außenpolitik zunehmend auch in den Schulklassen präsent sei.

Bereits im Jahr 2015 hatte eine Studie des Islamforschers Ednan Aslan für Wirbel gesorgt, die islamisch geprägte Kindergärten in Wien als Hochburgen einer muslimischen Parallel- oder gar Gegengesellschaft einordnete. Das österreichische Außen- und Integrationsministerium des damaligen Ressortchefs und heutigen Bundeskanzlers Sebastian Kurz hatte die Studie in Auftrag gegeben. Einwandererverbände warfen dem Autor damals vor, die Ergebnisse der Untersuchung „frisiert“ und durch nachträgliche Korrekturen zu Lasten der Kindergärten verschärft zu haben.

Mehr Islam in allen Schulen als Ausweg aus der Abschottung?

Die Universität Wien setzte sich damals mit den Ergebnissen der Studie auseinander und meinte, Entwarnung geben zu können. Diese trügen demnach nicht zur Separation und Abspaltung bei, sondern seien, „im Gegenteil, ein Sammelbecken für diejenigen, die woanders nicht aufgenommen werden“. Die Abgrenzung finde also schon vorher statt. Optionen für die islamkonforme Essenswahl anzubieten oder auf Zusatzbeiträge zu verzichten, könne, so die Empfehlung, dieser Abschottung entgegenwirken.

Ein Problem stelle auch eine ausgeprägte antisemitische Einstellung einiger muslimischer Schüler dar. In einigen Klassen, so heißt es im Bericht, der „Addendum“ vorliegt, sei es kaum noch möglich, über das Thema Nationalsozialismus zu sprechen, ohne dass es zu heftigen Störungen, Boykotten und antisemitischen Ausbrüchen komme.



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