Hochleistungssportler während Ausgangssperre – Jan Frodeno: „Es gibt gerade Wichtigeres als den Sport“

Jan Frodeno lebt mit seiner Familie mittlerweile überwiegend in Spanien. In einem dpa-Interview spricht er über die Erfahrung als Hochleistungssportler während einer Ausgangssperre. Über die Solidarität mit dem Krankenhauspersonal und über Hamsterkäufe.
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Lebt mit seiner Familie mittlerweile überwiegend in Spanien: Jan Frodeno.Foto: David Pintens/BELGA/dpa/dpa
Epoch Times17. März 2020

Eigentlich wären es jetzt die letzten Wochen Vorbereitung vor dem Saisoneinstieg. Tatsächlich muss Jan Frodeno das Training für die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen zuhause absolvieren.

Der dreimalige Ironman-Weltmeister (38) lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Girona nahe Barcelona. In Spanien herrscht aufgrund der Coronavirus-Pandemie Ausgangssperre.

Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?

Jan Frodeno: Ich persönlich bin topfit. Die Kinder haben wir seit Mittwoch nicht mehr in die Schule gelassen, nachdem es dem Kleinen mal nicht so gut ging. Natürlich ist es auch schwierig, wenn man weiß, dass man auch die nächsten 15 Tage nur zuhause ist. Uns geht es aber allen gut.

Wie nehmen Sie die Situation in Spanien mit der Ausgangssperre derzeit wahr?

Frodeno: Hier ist es auch kulturell ein heftiger Eingriff. Hier begrüßt man ja selbst Fremde mit Küsschen. Diese Nähe des mediterranen Lebens ist abgeschaltet. Andererseits spürt man eine ganz große Solidarität vor allem mit dem Krankenhauspersonal.

Haben Sie mit ihrer Familie weitere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen?

Frodeno: Dadurch, dass wir auch Verwandtschaft in Singapur haben, ist das Thema in der Familie schon länger präsent. Wir haben die Maßnahmen dann aber auch eher relativ spät ergriffen. Natürlich ist die Chance geringer, wann man zuhause bleibt, aber man versucht ja doch, auch ein bisschen das normale Leben hinzukriegen. Wir hoffen, dass wir alle insgesamt früh genug gehandelt haben.

Gibt es Probleme mit Lebensmitteln?

Frodeno: Hier sind die Supermärkte nach wie vor sehr gut bestückt. Ich habe mich allerdings auch dabei erwischt, dass ich drei Kilo Kaffee bestellt habe aus meiner Stammrösterei. Ich achte ansonsten eher aufs Essen anstatt aufs Klopapier. Hamsterkäufe finden – zumindest in meinem Umfeld – nicht statt. Die Menschen sind sehr vernünftig.

Inwiefern ist Ihr Training eingeschränkt?

Frodeno: Man darf nie vergessen, dass es auch noch deutlich Schlimmeres gibt, als die Maßnahmen, die jetzt ergriffen wurden. Ich gehe die Tage ein bisschen lockerer an, auch damit mein Immunsystem nicht am Limit ist. Zudem ist ja relativ sicher, dass – vorsichtig formuliert – in den nächsten Wochen und schon gar nicht in meiner Sportart mit Rennen mit ein paar tausend Teilnehmern zu rechnen ist. Ich

habe ein Laufband zuhause, ich habe eine Rolle zuhause und werde versuchen, mit einem Gummiband die Schwimmbewegungen zu simulieren. Die nächsten zwei Wochen ist das Training aber auch absolut zweitrangig. Es gibt gerade Wichtigeres als den Sport.

Haben Sie schon einen Plan B für diese Saison?

Frodeno: Nö, überhaupt nicht. Ich bin nach wie vor froh, wenn Rennen stattfinden. Es geht jetzt darum, ein gewisses Niveau zu halten und dann zu schauen, wie es weitergeht. Man weiß ja auch nicht, ob die Quarantäne-Maßnahmen noch mal verlängert werden. Ich nutze die Zeit jetzt auch, um mit meinen Kids abzuhängen und meine Fähigkeiten auf dem Trampolin zu verbessern.

ZUR PERSON: Jan Frodeno (38) ist dreimaliger Ironman-Weltmeister sowie Triathlon-Olympiasieger. Der gebürtige Kölner lebt mit seiner Frau und zwei Kindern vor allem im spanischen Girona. (dpa)



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