USA
ESG-Ratings: Utahs Finanzminister sieht freie Marktwirtschaft in Gefahr
Der Finanzminister des US-Bundesstaates Utah übt in einem Interview scharfe Kritik an „ESG“-Bewertungsansätzen bei Ratingagenturen wie S&P. Auf diese Weise würden einer Politisierung der Kapitalmärkte Tür und Tor geöffnet und der Kapitalismus unterminiert.

Ein Wall-Street-Schild vor der New Yorker Börse (NYSE) nach starken Regenfällen am 30. November 2020 in New York City.
Foto: ANGELA WEISS/AFP via Getty Images
In der EU ist die Kommission die treibende Kraft, wenn es um die Schaffung von Anreizen für Finanzmarktakteure und Geldanleger geht, politisch erwünschtes Verhalten zu zeigen. Die Taxonomie zur Nachhaltigkeit von Geldanlagen ist ein Beispiel dafür, das schon bald um das Kriterium des „gesellschaftlichen Nutzens“ erweitert werden soll.
In den USA prescht mit der Ratingagentur S&P Global Ratings eine Ratingagentur mit ihrer „ESG“-Bewertung diesbezüglich voran. Im Gespräch mit „Daily Signal“ warnt nun Utahs Finanzminister Marlo Oaks vor einer damit verbundenen „Politisierung der Kapitalmärkte“.
Politische Faktoren relevant für finanzielle Kreditwürdigkeit?
ESG steht für „environmental, social, and governance“. Das Bewertungssystem soll Anlegern eine Einschätzung bieten, inwieweit Unternehmen oder öffentliche Institutionen bestimmte Kriterien in Bereichen wie Umwelt, Soziales und Führungsverhalten beherzigen. Vor allem S&P Global Ratings ist dazu übergegangen, auch nationale und regionale Regierungen diesem System zu unterwerfen.
Marlo Oaks sieht darin ein gefährliches Instrument, das in Richtung eines Sozialkreditsystems geht – vor allem aber Möglichkeiten einräumt, Unternehmen oder Regierungen politischem Druck auszusetzen.
Dies sei insbesondere dann zu befürchten, wenn ESG-Faktoren zum Faktor für die Bewertung der Kreditwürdigkeit durch Ratingagenturen werden, was jetzt schon einen wesentlichen Tätigkeitsbereich dieser Einrichtungen darstellt. Kreditratings durch etablierte Agenturen können Kreditkonditionen auf internationalen Kapitalmärkten beeinflussen, ebenso wie die Risikoeinschätzung durch Anleger.
ESG-Faktoren öffnen Willkür Tür und Tor
Neben Umweltfaktoren wie Null-Emissionen spielen immer mehr auch Transparenzfragen oder gesellschaftspolitische Positionen eine Rolle. Die Vergütung von Führungskräften könnte ebenso zum Faktor für eine positive oder negative Bewertung werden wie die Frage der Bereitschaft, beispielsweise für Abtreibungen zu bezahlen.
„Der Grund, warum dies so problematisch ist, liegt darin, dass es zwei wesentliche Ebenen der Subjektivität gibt“, betont Oaks. „Nr. 1: Wer entscheidet, was die ESG-Faktoren sind? Und Nr. 2: Wer entscheidet, was die richtige Antwort auf diese Faktoren ist?“
Herkömmliche Investitionsanalysen eines Unternehmens würden sich an klar nachvollziehbaren quantitativen Zahlen orientieren. Diese könne man zwar unterschiedlich bewerten und abweichende Einschätzungen in die Fußnoten eines Jahresberichts aufnehmen – der Kern der Beurteilung bleibe jedoch ein nüchterner und objektiver.
Politisierung der Kapitalmärkte als Bedrohung für Freiheit und Marktwirtschaft
Bei ESG sei dies jedoch überhaupt nicht der Fall und die Kriterien könnten willkürlich definiert werden, je nachdem, welcher politischen Ideologie sich Manager von Fondsgesellschaften oder Ratingagenturen verpflichtet fühlten.
„Und so hat man plötzlich die Kapitalmärkte politisiert und kann sie als Waffe gegen Unternehmen einsetzen, die sich nicht an das halten, was die ESG-Befürworter meinen, dass sie tun sollten“, warnt Oaks.
Dies könne auf Umwegen demokratische Prozesse aushebeln, weil gleichsam durch die Hintertür Kriterien geschaffen würden, denen man folgen müsse, widrigenfalls man nicht die besten Konditionen auf dem Markt bekomme.
„Ich bin sehr besorgt über die Politisierung des Kapitals und diese Form der Instrumentalisierung, weil ich glaube, dass dies die größte Bedrohung für unsere amerikanische Form der konstitutionellen Republik und den Kapitalismus der freien Marktwirtschaft in meinem Leben ist“, erklärt der Kämmerer des Bundesstaates Utah.
Die meisten Amerikaner, so Oaks, wollten am Arbeitsplatz und bei ihren Entscheidungen als Verbraucher nicht mit Politik konfrontiert werden, aber das sei der Weg, den man zunehmend gehe. Es sei wichtig, dass Betroffene sich dagegen zur Wehr setzten. Auch mächtigen Fondsgesellschaften stehe es nicht zu, Rentengelder ihrer Anleger nach politischen statt finanziellen Kriterien zu verwalten und zu investieren.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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