Milliarden gegen die Finanzkrise – doch hilft es wirklich?

Statt einer „Welle von Konkursen mit verheerenden Auswirkungen“ bliebe im aktuellen System nur eine koordinierte Finanzpolitik, erklärt Ökonom Dr. Stelter. Er rechnet damit, dass „alles“ kommt - Helikoptergeld, MMT und Green Deal. Zentralbanken reagierten zwischenzeitlich mit Milliarden gegen die Finanzkrise.
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Orchideen vor der Entsorgung am 25. März 2020 in Bleiswijk. Gartencenter und Blumenmärkte mussten schließen, die Blumen können nicht mehr verkauft werden.Foto: PIETER STAM DE JONGE/ANP/AFP über Getty Images
Von 25. März 2020

Die Notenbanken reagierten inzwischen mit Milliarden gegen die Finanzkrise sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed. Doch hilft das wirklich? Der Ökonom Dr. Daniel Stelter glaubt nicht daran. Er rechnet damit, dass es nach einer Finanz- und Wirtschaftskrise letztlich um eine Systemfrage gehen wird. Das sagte der Ökonom in einem Gastbeitrag in „Focus Money“.

Zwei Gründe macht der Ökonom aus, warum es um die Wirtschaft aktuell wirklich schlecht bestellt ist. Zum Einen hätten sich Politiker unter anderem ein Beispiel an dem an China regional angrenzenden Taiwan nehmen sollen. Denn dort war der Virus im Gegensatz zu China nicht stark ausgebrochen.

Zum Anderen mache sich jetzt die „überbordende Verschuldung“ bemerkbar, denn wir haben „Leverage Hoch 3“, sagt der Ökonom. „Hoch 3“ bedeute: „Auf Ebene der Unternehmen, auf Ebene der Investoren und sich gegenseitig aufschaukelnd nochmals auf beiden Ebenen“.

Was ist der Leverage-Effekt?

Wer zum Beispiel 100 Euro Eigenkapital hat könnte einen Kredit in Höhe von 400 Euro aufnehmen, wenn die Bank eine Eigenkapitalquote von 20 Prozent fordert (Zahlen in Anlehnung an ein Beispiel von Herrn Dr. Stelter). Der Kreditnehmer habe dann 500 Euro zur Verfügung, 100 Euro (20 Prozent) steuert er selbst bei, die restlichen 400 Euro (80 Prozent) kommen von der Bank.

Wer mit diesen 5oo Euro Aktien anschafft und einen Gewinn von 50 Euro erzielt (schon abzüglich Zinsen an die Bank), kann wiederum 200 Euro Kredit aufnehmen (weil jetzt 20 Prozent bzw. 50 Euro Eigenkapital vom Unternehmer kommen und 80 Prozent daher 200 Euro entsprechen).

Das gelte sowohl für Unternehmer, aber auch deren Investoren. Um Profit zu machen, könnte man die Verschuldung immer so weiter betreiben. Doch irgendwann sinke die Rendite wieder, da auch andere Unternehmer/Investoren so handeln.

Da Investoren/Unternehmer weiterhin Profit machen möchten, seien sie bereit, für Risikoinvestitionen mehr zu zahlen. Unternehmen bekommen dann also auch von den Investoren mehr Geld, verschulden sich damit also noch stärker. Und so schaukeln Investoren und Unternehmen sich gegenseitig hoch.

In der Vergangenheit habe die EZB diesen Effekt noch ordentlich gefördert. Zuletzt hat die EZB zum Beispiel Milliarden gegen die Finanzkrise im Zuge Coronavirus-Pandemie angekündigt und plant ein Notkaufprogramm bis zu 750 Milliarden Euro.

De-Leveraging was ist so gefährlich daran?

Doch: „Sobald die Preissteigerungsrate des gekauften Gutes unter die Finanzierungskosten sinkt, sind wir in der Crash-Zone“, so Stelter. Dann folge eine Verkaufswelle, da es „nur noch um Liquidität“ gehe. Am Ende falle alles, sogar Gold und Staatsanleihen ein unaufhaltsamer Kreislauf.

Konkret bedeute das: Sowohl Unternehmen als auch Investoren könnten nun in „Panik“ geraten denn auf der einen Seite gerieten verschuldete Unternehmen in die Gefahr, ihre Schulden nicht mehr bedienen zu können, weil der Cashflow sinke. Auf der anderen Seite wollen Börsenanleger oder Anleihengläubiger ihre Anteile verkaufen. Doch das könnte – entgegen den Erwartungen – möglicherweise nur noch unter großen Abschlägen möglich sein. Weiter komme es zu einem Kursabfall an der Börse.

Genau solche Anzeichen, die auch zur Finanzkrise 2008 führten, seien jetzt wieder zu sehen.

Seit dem Höchststand im Februar (rund 13.000 Punkte) ist der DAX zum Beispiel um rund 36 Prozent eingebrochen (rund 4.900 Punkte). Das war zuletzt 2007/2008 der Fall.

Quelle: https://www.boerse-online.de/aktien/index/dax

Mittel gegen Konkurs-Welle: Staatlich koordinierte Finanzpolitik

Infolge des Vermögenspreisverfalls könnten verschuldete Unternehmen in den Zustand der Überschuldung geraten, was „eine Welle von Konkursen mit verheerenden Auswirkungen“ und eine Wirtschaftskrise nach sich ziehen könnte. Da da Notenbanken den „Trick“ des billigen Geldes bald nicht mehr hinbekommen, sei die Wirtschaft in tiefe Sorge über die Zukunft.

Um die Konkurswelle zu vermeiden, bliebe im aktuellen System nur die Möglichkeit von „koordinierter Geld- und Fiskalpolitik“. Stelter rechnet damit, dass „alles“ kommt – von Helikoptergeld über Modern Monetary Theory bis hin zum Green Deal.

USA beabsichtigen bereits Helikoptergeld

„Die USA beabsichtigen diesen Wahnsinn dennoch zu implementieren“, schreiben die Anlagestrategieberater „Friedrich & Weik“. US-Bürger sollen in Kürze einen 1.000-Dollar Scheck ausgehändigt bekommen wie Medien berichteten. Ein neuester Bericht soll sogar von 3.164 Dollar pro Steuerzahler (158 Millionen Amerikaner) gesprochen haben.

Wir gehen davon aus, dass dies nicht der letzte sein wird“, sagen die Finanzexperten.

Die Idee, „Geld vom Himmel regnen zu lassen“, komme vom Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman aus den 60er Jahren.

Welches System kommt, wenn das alte bricht?

Epoch Times hat bei Herrn Dr. Stelter nachgefragt. Er selbst sieht „Planwirtschaft sehr kritisch“ und ist „auch kein Freund der Einschränkungen wie in China“. Aber dennoch:

Wenn Europa und USA das Virus-Problem nicht effizient in den Griff bekommen, was natürlich ein Imageverlust wäre, könnte das die alternativen Wege attraktiver erscheinen lassen, inkl. China.

Man sehe „das neue Selbstbewusstsein“ bereits seit geraumer Zeit. Doch dazu müsste man aber auch eine Lösung „liefern“. „Versagen wir hier, wird das Modell einer stärkeren Führung mit weniger Freiheiten zunehmend attraktiv“, so der Ökonom weiter.

Bisher sei die Marktwirtschaft überlegen gewesen durch zum Beispiel mehr Innovationen. Voraussetzung dafür seien aber „gute Rahmenbedingungen“ und ein Staat, der funktioniere. „Ist das nicht mehr gegeben, haben wir ein Problem“, sagte der Ökonom gegenüber Epoch Times.



Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Wenn der Staat eine aktive Rolle in der Wirtschaft spielt, hat jede Aktion einen Dominoeffekt auf den Markt. Neue Richtlinien und Gesetze können ganze Branchen verändern und viele Unternehmen und Investoren von den Entscheidungen der Regierung abhängig machen. Der Staat, der traditionell nur Gesetze verabschiedete und durchsetzte, ist dadurch ein führender Akteur in der Wirtschaft geworden.

Der Staat ist wie ein Schiedsrichter, der bei einem Fußballspiel auch noch zum Spieler wird: Er kontrolliert und reguliert das Kapital in einer Wirtschaft, die früher privat war und ersetzt damit die „unsichtbare Hand“ durch die „sichtbare Hand“.

Es gibt mindestens zwei Hauptfolgen der umfangreichen staatlichen Eingriffe. Erstens erweitert sich die Macht des Staates hinsichtlich seiner Rolle und seines Umfangs. Regierungsbeamte entwickeln zunehmend Überheblichkeit hinsichtlich ihrer Fähigkeit, in die Wirtschaft einzugreifen und den Staat die Rolle des Retters spielen zu lassen. Auch nach der Bewältigung einer Krise behält die Regierung für gewöhnlich ihre erweiterten Befugnisse und Funktionen bei – wie im Kapitel 9 des Buches „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ analysiert wird.

Zweitens führt der Interventionismus zu mehr Abhängigkeit von der Regierung. Wenn die Menschen auf Herausforderungen stoßen oder wenn der freie Markt nicht die Vorteile bieten kann, die sie sich wünschen, werden sie sich für mehr staatliche Eingriffe einsetzen, um ihre Forderungen erfüllt zu bekommen.

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