Kein Weg zurück zur Atomkraft

Wir können viermal so effizient werden
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Ernst Ulrich von Weizsäcker , geb. 1939, war Professor für Biologie in Essen, Direktor am UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technik in New York, Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik in Bonn und Präsident des 1991 gegründeten Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie bis 2000. In seinen Büchern "Erdpolitik" und "Faktor 4", fordert er ein Umdenken in der Umweltpolitik auf nationaler wie internationaler Ebene. (Foto: Josef Jelkic)
Von 17. September 2005
Ernst Ulrich von Weizsäcker , geb. 1939, war Professor für Biologie in Essen, Direktor am UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technik in New York, Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik in Bonn und Präsident des 1991 gegründeten Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie bis 2000. In seinen Büchern "Erdpolitik" und "Faktor 4", fordert er ein Umdenken in der Umweltpolitik auf nationaler wie internationaler Ebene. (Ernst Ulrich von Weizsäcker , geb. 1939, war Professor für Biologie in Essen, Direktor am UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technik in New York, Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik in Bonn und Präsident des 1991 gegründeten Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie bis 2000. In seinen Büchern "Erdpolitik" und "Faktor 4", fordert er ein Umdenken in der Umweltpolitik auf nationaler wie internationaler Ebene. (Foto: Josef Jelkic)

Deutschland – Zur Zeit werden zwei legitime Motive für die Verlängerung der Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke diskutiert, eins davon ist der Klimaschutz. Das zweite sind die allgemein hohen Stromkosten, wobei ein bereits abgeschriebenes Atomkraftwerk eben sehr billigen Strom bereitstellen könnte.

Die Gegenargumente sind hinreichend bekannt und schwerwiegend: Die Ressourcen an Uran sind nicht höher wie die von Erdgas, würden also neue Anlagen gebaut werden und ein Boom für Atomkraft einsetzen, müsste noch knapper kalkuliert werden. Zudem wäre solch ein Neubau ein recht teurer Spaß und würde die Strompreise wesentlich verteuern. Indes rechnet keiner mehr ernsthaft mit einem Boom für Atomkraft, einzig in der VR China werden vielleicht ein paar neue gebaut. Was aber ganz entscheidend ist, das Entsorgungsproblem und die Kriegsempfindlichkeit sind nicht gelöst. Von Weizsäcker nennt als Beispiel die Amerikaner, die sämtliche Flugrouten umgeleitet haben, weg von den Atommailern: „Das ist ein riesiges Problem, das klein geredet wird.“

Ökologische Nachhaltigkeit Erfolgskonzept der Skandinavier

Als wirkliche Lösung gelten für ihn unbedingt eine nachhaltige Entwicklung und die Vorantreibung der Ökologisierung, auch der Arbeitsplätze wegen. Dass es der deutschen Wirtschaft schlecht gehe, stimme schlichtweg nicht. Neben den Skandinaviern an der Weltspitze, befand sich Deutschland beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos auf Platz 8. Zudem könne eine Lösung des Arbeitslosenproblems allein über Wirtschaftswachstum nicht erreicht werden, sondern würde im Gegenteil zu mehr Robotik führen, was einem Arbeitsplatzabbau gleichkäme. Erfolgskonzept der Skandinavier sei die ökologische Nachhaltigkeit. Bilder des internationalen Projektes „Arctic Climate Impact Assessment“, zeigen die dramatische Erwärmung Grönlands in den letzten zehn Jahren ( http://www.acia.uaf.edu/).

Wissenschaftler vermuten jetzt, dass die Eisplatten nicht stabil sind, sie können mechanisch verrutschen. In Teilen Kanadas die früher mit Eismassen überzogen waren, befindet sich heute grünes Land, in Grönland existieren gigantische Wasserfälle. Sollte der Meeresspiegel also steigen, würde dies zwangsläufig zu einem Versinken vieler Städte und ganzer Erdteile führen.

Von Weizsäcker bringt das Szenario auf den Punkt: „Wir brauchen ganz dringend eine CO2-Absenkung, sonst spielen wir mit dem Feuer.“ Er kritisiert die Vorgaben des Kyoto-Protokolls als nicht ausreichend, es führe zu keiner Stabilisierung des Klimas, sondern zu einem weiteren Anstieg der Konzentration in den nächsten 150 Jahren. „Es muss schneller gehandelt werden.“ Indes wäre es heute technisch kein Problem, durch den Einsatz von erneuerbaren Energien und vor allem durch erhöhte Energieeffizienz die CO2-Emissionen zu halbieren. Schon der Toyota Primus mit zwei bis drei Liter Benzinverbrauch habe die Amerikaner das fürchten gelehrt und war ein Bestseller.

„Eine Effizienzrevolution würde Umweltschutz, der bisher für die Wirtschaft ein Kostenfaktor war, zu einem Nutzfaktor machen,“ zitiert von Weizsäcker in seinem Buch „Faktor 4″. „Wendet man die Faktor-4-Revolution auf Autos, Häuser, Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Möbel, Bürogeräte, Chemikalien, Textilien und alle zugehörigen Dienstleistungen an, dann kommt man auf Umsätze, die das wirtschaftliche Gewicht der gesamten Gentechnik wohl um ein Hundertfaches übertreffen.“

Während man in Deutschland dieses Potential aber noch nicht erkennen würde, hätten die Japaner schon ein tolles Instrument auf dem Markt, den „Top Runner“, was soviel bedeutet wie: Welches Gerät ist das effizienteste auf dem Markt? Dieses Instrument wird angewendet auf Kühlschränke, Fernsehen, Autos; und das Unternehmen, das diese Effizienz nicht bietet, bekommt eine Abmahnung vom Staat. „So kann man die Weltmärkte erobern, denn Strom wird teurer werden“. Auch die Chinesen hätten sich ehrgeizige Effizienzstandards gesetzt. Auf ihrer Entwicklungskonferenz 2005 wäre eine Erhöhung der Ressourceneffizienz alleiniges Thema gewesen.

Genau dieses Umdenken möchte Ernst Ulrich von Weizsäcker vermitteln: „Es muss dem Ingenieur eine Freude bereiten, Maschinen zu entwickeln, deren Eleganz darin besteht, Kilowattstunden einzusparen.“



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