Medienbericht: „Gewissen Chinas“ schwer misshandelt

Erstes Lebenszeichen des bekannten chinesischen Rechtsanwalts Gao Zhisheng seit fast einem Jahr. Einem Informanten zufolge soll Gao schwer gefoltert worden sein.
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Von 5. August 2008

Am 4. August, vier Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele, meldete der chinesische Radiosender Sound of Hope (SOH) ein erstes Lebenszeichen des Anwalts Gao Zhisheng nach zehn Monaten.

Der wohl prominenteste chinesische Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng, von seinen Sympathisanten auch „Chinas Gewissen“ genannt, ist seit dem 22. September letzten Jahres verschwunden. In einem offenen Brief an den Senat und das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hatte er wenige Tage zuvor geschrieben: „Unter dem Motto, den Erfolg der Olympischen Spiele zu sichern, sind alle Arten von Übeln aufgetreten, einschließlich Zwangsräumungen, illegaler Festnahmen, Verfolgung von Petitionssuchenden und Unterdrückung religiöser Menschen.“ Diese klare und kritische Haltung zu den Olympischen Spielen führte zehn Tage nach der Veröffentlichung dieses Briefes zu seiner Verhaftung in seiner Pekinger Wohnung. Er wurde an einen unbekannten Ort gebracht und ist seitdem verschwunden. Ein letztes Lebenszeichen erhielt der inzwischen selbst inhaftierte Aids-Aktivist Hu Jia im Oktober 2007, als Gao ihn aus der Provinz Shaanxi anrief. Hu interpretierte diesen Anruf gegenüber der Epoch Times damals so: „Dass die Behörden es Gao erlaubten mich anzurufen, hatte vor allem einen Grund: Sie wollen die Anstrengungen verringern, die von außen unternommen werden, ihn zu retten.“

Nun hat der in den USA ansässige chinesische Radiosender Sound of Hope ein erstes Lebenssignal von Gao und seiner Familie seit seiner Inhaftierung erhalten. „Gao und seine Familie wurden vor kurzem aus Peking weggebracht, weil das Regime in Hinblick auf die Olympischen Spiele Angst vor ‘Zufällen‘ habe“, sagte ein Informant, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, dem Radiosender in einem teilweise ausgestrahlten Telefongespräch.

Dem Informanten zufolge wurde Anwalt Gao gleich nach der Verhaftung zu einem geheimen Ort gebracht. Dort wurde er über zwei Monate lang ununterbrochen gefoltert. „Die Folterung und Misshandlungen an Gao ist unvorstellbar“, berichtete der Informant. „Gao wurde häufig völlig nackt ausgezogen und auf den Boden geworfen. Mehrere Personen schlugen ihn abwechselnd mit Elektroschockern. Immer wieder wurde ihm nicht erlaubt zu schlafen. Schläge standen ständig auf der Tagesordnung.“

Dem Informanten zufolge wolle man Gao zwingen, Verleumdungsartikel gegen Falun Gong und dessen Gründer zu schreiben. Anwalt Gao hatte im November 2005 in einem offenen Brief an die Parteiführung der KP appelliert, die Folterungen an Falun Gong Anhängern einzustellen. Außerdem verlange man von ihm Artikel zu schreiben, die die Kommunistische Partei Chinas lobten.

„Jedoch hat Gao bisher keinen Kompromiss mit seinen Peinigern gemacht“, sagte der Informant weiter. „Die Folterungen unter denen er zu leiden hatte, ließen auch bei denen, die dabei nur zusahen, das Herz bluten. Aber seine Standhaftigkeit weckt bei vielen der beteiligten Polizisten Hochachtung.“

„Niemand kann sich derartige Folterungen vorstellen“, wiederholte der Informant mehrmals. „Die Methoden, mit denen Gao behandelt wurde, ähneln denen, die an den Falun Gong-Leuten angewandt werden“, ergänzte der Informant. Unter den Demütigungen fühle sich ein Mensch nicht mehr als Mensch, sondern wie ein Tier. Daher habe Gao mehrmals versucht, sich selbst etwas anzutun und Selbstmord zu begehen.

Sound of Hope ist schon früher mit Anwalt Gao in Kontakt gewesen. Im Mai 2004 führte SOH in seinem Programm „Liang Cai Yi Tang“ das erste Exklusivinterview mit Rechtsanwalt Gao. Seitdem brachte der Sender über zehn Interviews zu unterschiedlichen Themen mit Gao in seinem Programm. Während dieser schwierigen Zeit des Hausarrests und der Belagerung seiner Familie durch Agenten hatte der Moderator des Programms fast täglich Kontakt mit Gao und hat regelmäßig die Aufzeichnungen aus Gaos Tagebuch ausgestrahlt, um ihm und seiner Familie durch die mediale Aufmerksamkeit einen gewissen Schutz zu gewähren.

Das Interview von SOH mit dem Informanten (chinesisch)

Auszüge aus Gaos Tagebuch sind auch in seiner auf Deutsch neu erschienenen Autobiographie „Chinas Hoffnung“ zu lesen.Weitere Infos unter www.Gao-Zhisheng.de

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