Der chinesische „Geistermonat“

Titelbild
Während des Geistermonats sieht man in ganz Taipeh Leute Tische mit Opfergaben aufbauen und Opfergeld verbrennen.Foto: Daniel Ulrich, Taipeh
Von 29. August 2005

Nach dem chinesischen Volksglauben wird im siebten Monat des Mondkalenders der Geistermonat begangen. Dieses Jahr fiel der Beginn auf den 5. August westlicher Zeitrechnung. In diesem Monat werden verschiedene Zeremonien abgehalten. Höhepunkt ist der 15. Tag.

Ursprünglich geht diese Tradition auf eine Legende über Moginlin zurück, einen Jünger von Buddha Shakjamuni, der seine Mutter aus der Hölle befreien wollte. Er sollte den hungrigen Geistern in der Hölle fünf Früchte und einhundert Delikatessen bringen, dann würde das Leiden seiner Mutter verringert. Moginlin wusste, dass er sie alleine nicht retten konnte. So wandte er sich an Buddha Shakjamuni. Dieser wies ihn an, am 15. Tag des siebten Monats zusammen mit zehn Mönchen nach seiner Anweisung zu beten. Also geschah es und seine Mutter wurde gerettet.

Früher wurde der Geistermonat in ganz Süd- und Ostchina gefeiert. Jedoch zur Zeit der Kulturrevolution der Kommunisten wurden die Feiern verboten und als „Aberglauben“ verdammt. Heute, dreissig Jahre später wird der Geistermonat in der VR China an wenigen Orten wieder zelebriert.

Während dieser Zeit werden den Geistern und Ahnen Lebensmittel geopfert und eigens dafür hergestelltes Opfergeld verbrannt. Es heisst, dass es während des Geistermonats Unglück bringt, Häuser oder Autos zu kaufen, zu heiraten oder baden zu gehen. Der Auto- und Immobilienmarkt auf Taiwan macht in dieser Zeit so gut wie keine Umsätze und es wird auch kaum geheiratet.

Auf Taiwan, Hongkong und überall dort, wo sich Chinesen ausserhalb von China angesiedelt haben, ist diese Tradition weit verbreitet und Bestandteil des Lebens, ganz gleich, ob man daran glaubt oder nicht.

Auf die Frage an eine Frau, die vor ihrem Laden in Taipeh einen Tisch mit Opfergaben aufgebaut hat und Opfergeld verbrennt, ob sie an Geister glaubt, meinte sie etwas zögernd: „Eigentlich schon.“ Auf der Strassenseite gegenüber kam die Antwort schon überzeugter: „Sicher, sonst würde ich auch nicht Opfergaben darbringen.“ Auf die Frage, ob es Aberglaube sei, meinte er mit einem Lächeln: „Kein Aberglaube.“

Eine junge Frau, die dem Treiben kritisch zuschaute, meinte der DNE gegenüber: „Es gibt sicherlich Geister und man weiss, dass die Früchte, die geopfert werden, schneller als normale Früchte verfaulen.“ Sie persönlich hielt es nicht für gut, Geistern Opfergaben darzubringen.

Ob es gut oder schlecht sein mag, auf jeden Fall verursacht das Verbrennen des Opfergeldes in solchen Mengen wie es auf Taiwan betrieben wird, eine Mehrbelastung der Umwelt. Deshalb hatte die Stadtregierung Taipehs im Jahr 2000 die Bürger aufgefordert, das Geld in den städtischen Müllverbrennungsanlagen zu opfern. Schon 1993 unternahm die Provinzverwaltung erste Anläufe zur Verminderung der Umweltverschmutzung und schlug vor, man solle statt der vielen Bündel Opfergeldes einen „Opferkredit“ verbrennen. Kaum einer richtete sich danach.



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