Eine Schale Tee für mindestens 10 Dollar
Grünes Gold: Internet-Hype macht japanischen Matcha-Tee zum knappen Gut
Vielerorts sind Matcha-Getränke ausverkauft, der Einkaufspreis hat sich verdreifacht: Befeuert von Influencern ist die weltweite Nachfrage nach dem Teepulver derart gestiegen, dass die Bauern in Japan mit der Produktion nicht mehr hinterher kommen.

Die Importmenge von Matcha nach Deutschland ist deutlich gestiegen (Symbolbild).
Foto: Sina Schuldt/dpa
Er ist grasgrün, schmeckt nach Gras und liegt voll im Trend. „Vor allem Iced Matcha Latte ist eines der Getränke, das wir am meisten verkaufen“, sagt Anna, Verkäuferin in einem Café in Berlin-Mitte. Der Einkaufspreis für den Grüntee verdreifachte sich innerhalb eines Jahres nahezu.
„Von unseren 25 Matcha-Sorten sind 21 ausverkauft“, sagt beispielsweise Zach Mangan in Los Angeles. Erst in diesem Jahr eröffnete der 40-Jährige das Teehaus „Kettl“ auf dem berühmten Hollywood Boulevard in der US-Metropole. Doch schon jetzt kann er nicht mehr alles anbieten, was auf der Karte steht – es fehlt einfach das Matcha-Pulver.
Eine Schale Tee für mehr als 10 Dollar
In Massen strömen die Kunden in die minimalistisch im japanischen Stil eingerichtete Teebar mit Regalen aus Bambus und handgetöpferten Kannen. Matcha gibt es hier mit aufgeschäumter Milch oder ganz traditionell nur mit heißem Wasser in einer Keramikschale angerührt. Ein teurer Genuss: Eine Schale Tee kostet mindestens zehn Dollar (8,50 Euro), 20 Gramm Pulver für die Zubereitung zu Hause zwischen 25 und 150 Dollar – wenn es überhaupt vorrätig ist.
„Eine der größten Herausforderungen für uns ist, den Kunden zu sagen, dass wir leider nicht das haben, was sie wollen“, berichtet Mangan. „Egal, was wir versuchen, es gibt einfach nichts mehr am Markt zu kaufen.“ Das Interesse an Matcha „ist in den vergangenen zehn Jahren exponentiell gewachsen, aber in den letzten zwei bis drei Jahren noch viel stärker“.
Das schlägt sich auch im Preis für Matcha nieder. Auf fast das Dreifache sei dieser in Japan seit vergangenem Jahr gestiegen, sagt Mangan. Und bald könnte der Tee in den USA durch die von Präsident Donald Trump geplanten Zölle in Höhe von 24 Prozent auf japanische Produkte noch einmal deutlich teurer werden, fürchtet er.

Matcha ist ein zu Pulver vermahlener Grüntee und kommt aus Japan. (Symbolbild)
Foto: Sina Schuldt/dpa
Teebauern von Nachfrage überwältigt
Tausende Kilometer entfernt in Sayama, nordwestlich von Tokio, ist Masahiro Okutomi von der Nachfrage überwältigt. In der 15. Generation führt er das Teeunternehmen seiner Familie. „Ich musste auf unsere Website schreiben, dass wir keine Matcha-Bestellungen mehr annehmen“, sagt er.
Die Herstellung des „grünen Goldes“ ist ein aufwendiger Prozess: Die Teesträucher werden vor der Ernte mehrere Wochen lang beschattet, um den Geschmack und die Nährstoffe zu intensivieren. Anschließend zupfen Arbeiter die Blätter sorgfältig mit der Hand ab, bevor diese getrocknet und fein gemahlen werden.
„Es braucht jahrelange Übung“, um Matcha richtig herzustellen, sagt Okutomi. „Ich bin froh, dass die Welt Interesse an unserem Matcha hat, aber kurzfristig ist das fast eine Bedrohung – wir können einfach nicht mithalten.“
Ausgelöst wurde der Hype um Matcha unter anderem von Online-Influencern wie Andie Ella. Die Französin hat mehr als 600.000 Abonnenten auf YouTube und vertreibt inzwischen ihre eigenen Matcha-Produkte. Gerade hat sie einen in pastellrosa dekorierten Pop-up-Store im angesagten Tokioter Stadtteil Harajuku eröffnet.
Dutzende Fans warten, um ein Foto mit der 23-Jährigen zu machen oder eine Dose mit Matcha in der Geschmacksrichtung Erdbeere oder weiße Schokolade zu kaufen. „Matcha sieht einfach super aus“, sagt Ella. „Und die Nachfrage steigt immer weiter.“
Matcha bei Starbucks
2024 machte Matcha dem Landwirtschaftsministerium zufolge mehr als die Hälfte der 8.798 Tonnen Grüntee aus, die Japan exportierte – doppelt so viel wie vor zehn Jahren.
Der Teeladen Jugetsudo im touristischen Tokioter Stadtteil Tsukiji versucht angesichts der steigenden Nachfrage die Kontrolle über seine Lagerbestände zu behalten. „Wir verkaufen keine großen Mengen an Kunden, die wir verdächtigen, den Tee weiterzuverkaufen“, sagt Geschäftsleiter Shigehito Nishikida.
„In den vergangenen zwei, drei Jahren hat der Hype zugenommen“, berichtet Nishikida. „Die Kunden wollen jetzt Matcha selbst zubereiten, so wie sie es in den Online-Medien sehen.“ Längst ist der belebende intensiv-grüne Tee auch in Café-Ketten wie Starbucks zu haben.
Verkäuferin Anna aus einer Filiale der US-Kaffeekette in Berlin vermutet, dass der Hype in Deutschland auch am Sommer-Hit „Bauch, Beine, Po“ von Rapperin Shirin David liegen könnte, der mit der Zeile „Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates“ beginnt.
Über Instagram und Tiktok habe sich der Trend ebenfalls verbreitet, vermutet Anna. Die 22-Jährige trinkt inzwischen selbst Matcha: „Am Anfang fand ich es gewöhnungsbedürftig, aber jetzt mag ich es.“ (afp/red)
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