Brexit-Chaos weckt nur Kopfschütteln in den ehemaligen britischen Kolonien

In den ehemaligen britischen Kolonien in Asien wird der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU mit Verblüffung, Gleichgültigkeit, Belustigung und teilweise mit Schadenfreude verfolgt.
Titelbild
Hong Kong bei Sonnenaufgang Foto iStock
Epoch Times19. April 2019

Lange Zeit hatte Großbritannien seine einstige Kolonial-Politik damit verteidigt, dass sie den betroffenen Ländern Ordnung, Stabilität und Wohlstand gebracht habe – und das, obwohl viele Ex-Kolonien bis heute mit Problemen kämpfen, die aus dem historischen Vermächtnis entstanden sind.

Nun stecken die Briten selbst im Chaos, ihnen drohen internationale Isolation und ökonomische Schwierigkeiten – vor allem falls es auf einen No-Deal-Brexit hinauslaufen sollte.

Claudia Mo, Abgeordnete in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong, ist immer noch verblüfft, wie es so weit kommen konnte. „Ich dachte immer, die Briten wären ein sehr vernünftiges Volk“, sagt sie. Ihr erscheine der Brexit „fast wie eine Farce“ und „auf eine traurige Art lustig“.

Die 62-Jährige fand ihren Weg in die Politik 1997, einem turbulenten Jahr für die Finanzmetropole. Damals wurde Hongkong an China übergeben. Anders als die Briten beim Brexit durften die Hongkonger nicht selbst über ihre Zukunft mitentscheiden. Viele versuchten damals verzweifelt, einen britischen Pass zu bekommen für den Fall, dass der Wechsel im Chaos enden sollte.

Auch heute suchten viele Jüngere wegen Pekings zunehmend autoritären Vorgehens ihr Glück im Ausland, sagt Mo. Nach Großbritannien ziehe es aber wohl nur noch wenige. „Ich denke, ihre Wahl fällt jetzt eher auf Australien und Kanada.“

In Indien wiederum sähen viele im Brexit das letzte Kapitel des „Niedergangs der Großmacht Großbritannien“, sagt Sreeram Chaulia, Dekan der Jindal School of International Affairs. Das Königreich erinnere an ein sinkendes Schiff, und „jeder will ein sinkendes Schiff verlassen“. Indiens Wirtschaft wird die britische im Laufe des Jahres wohl überflügeln. „Es scheint, als ob die Verhältnisse sich umkehren“, sagt Chaulia.

Syed Tahsin, Student an der Dhaka Universität in Bangladesch, hofft, dass die Beziehung zwischen seinem Heimatland und Großbritannien nach dem Brexit „besser als je zuvor“ wird. London hatte angekündigt, nach dem EU-Austritt die Beziehung zu den Commonwealth-Staaten zu vertiefen.

Andere Studenten befürchten eine zunehmend ausländerfeindliche Stimmung in Großbritannien, die bereits das „Ja“ zum Brexit befeuert hatte. Nun könnte sie dazu führen, dass Touristen und Exil-Bangladescher in Großbritannien nicht mehr willkommen sind, glaubt die Studentin Aishwarya Proma.

In der ehemaligen Kolonie Sri Lanka sind die Menschen nach Einschätzung von Dharisha Bastians, Herausgeberin der Zeitung „Sunday Observer“, eher mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Der Brexit scheine „sehr weit weg zu sein vom täglichen Leben in Sri Lanka“, einem Land, das selbst mit politischen Problemen zu kämpfen habe.

Australien, das dem Königreich kulturell und sprachlich näher steht, hat das Brexit-Drama womöglich aufmerksamer verfolgt als andere ehemalige Kolonien. Seine Leser hätten ein „unmittelbares Interesse“ daran, sagte Nick Miller, Europa-Korrespondent der Zeitungen „Sydney Morning Herald“ und „The Age“. Dass ein Land freiwillig eine „enge, für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft“ wegwerfe und „mutwillig“ seiner Wirtschaft schade, sei eine Überraschung gewesen.

Andere sehen den Brexit mit Humor. Ein „Brexit Yoga“-Video des Komikers Sammy J erreichte im Internet mehr als fünf Millionen Klicks. Darin führt der Australier erfundene Yoga-Übungen mit Namen wie „Rising Nationalism“ („Zunehmender Nationalismus“) oder „Downward Facing Economy“ („Nach unten weisende Wirtschaft“) vor.  (afp)

 



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