TICKER 15.10. : Israelische Armee: Hamas hat 155 Geiseln in ihrer Gewalt

Israels Militär rechnete mit Zehntausenden Terroristen, die sich im Gazastreifen in Hunderte Kilometer langen Tunnelsystemen verschanzen. Die Hamas will die Zivilisten weiterhin als menschliche Schutzschilde und versucht die Bevölkerung daran zu hindern, in den Süden zu fliehen.
Titelbild
Gepanzerte Mannschaftstransportwagen (APCs) der israelischen Armee in einer Kolonne nahe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels am 14. Oktober 2023.Foto: Arie Messini/AFP via Getty Images
Von 15. Oktober 2023

Wir tickern hier die wichtigsten Informationen über den Konflikt in Israel, die vorangegangenen Geschehnisse sind hier zu finden: 7.10., 8. und 9.10.10.10.11.10., 12.10., 13.10. und gestern.

+++ TICKER 15. Oktober +++

20:40 Uhr – Israelische Armee: Hamas hat 155 Geiseln in ihrer Gewalt

Nach ihrem Großangriff auf Israel hat die radikalislamische Hamas nach Angaben der israelischen Armee 155 Geiseln in ihrer Gewalt. Die Familien von „155 Geiseln“ seien mittlerweile von den Behörden kontaktiert worden, sagte der Militärsprecher Daniel Hagari am Sonntag. Damit korrigierte er die bisher offiziell bestätigte Zahl von 126 Geiseln nach oben.

Unter den Entführten sind auch mehrere Deutsche. Nach Angaben von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sind den Behörden acht Fälle mit Bezug zu Deutschland bekannt.

19:50 Uhr – Schwierige Verhandlungen im UN-Sicherheitsrat zu Nahost 

Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates haben am Sonntag weiter um eine gemeinsame Haltung zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas gerungen. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, liegen mittlerweile zwei konkurrierende Resolutionsentwürfe auf dem Tisch.

Russland hatte bei einer Sitzung des UN-Gremiums am Freitag einen Entwurf vorgelegt, in dem ein sofortiger „humanitärer Waffenstillstand“ und „ungehinderter“ humanitärer Zugang zum Gazastreifen gefordert werden. Gewalt und Kampfhandlungen, die sich gegen Zivilisten richten, sowie „alle Terrorakte“ werden scharf verurteilt. Die Hamas wird in den Papier aber nicht direkt erwähnt.

Insbesondere die USA hatten allerdings gefordert, dass der UN-Sicherheitsrat die „abscheulichen Terrorakte“ der Hamas klar verurteilen solle. Nach Angaben des russischen UN-Botschafters Wassili Nebensia regierten in der Sitzung hinter verschlossenen Türen mehrere andere Staaten aber positiv auf die Vorlage. Russland bat zunächst um Änderungsvorschläge und forderte am Samstag den Ratsvorsitzenden Brasilien auf, den Text am Montagnachmittag zur Abstimmung zu stellen. Am Sonntag war nach Diplomatenangaben aber noch keine Abstimmung terminiert.

Neben dem russischen Vorschlag legten die Brasilianer den Angaben zufolge aber noch einen weiteren Resolutionsentwurf vor, in dem die „terroristischen“ Taten der Hamas ausdrücklich erwähnt werden. Der Text sei bereits mehrfach geändert worden, die Verhandlungen seien schwierig, sagten die Diplomaten.

Für die Verabschiedung einer Resolution ist im UN-Sicherheitsrat eine Mehrheit von neun der 15 Stimmen nötig. Außerdem darf keines der fünf ständigen Mitglieder China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA ein Veto einlegen. Theoretisch könnte der von Brasilien vorgelegte Entwurf oder ein von einem anderen Ratsmitglied eingebrachter Text zur Abstimmung gestellt werden, wenn der russische Entwurf nicht angenommen wird.

18:40 Uhr – Gemeinsame Erklärung der Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitglieder

Die EU-Länder haben das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont und zugleich auf die Einhaltung des Völkerrechts gedrungen. Israel habe das Recht, sich „im Einklang mit dem humanitären und internationalen Recht gegen die gewalttätigen und wahllosen Angriffe“ der radikalislamischen Hamas zu verteidigen, hieß es am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Mitglieder.

Zugleich riefen sie dazu auf, der Bevölkerung im Gazastreifen humanitäre Nothilfe zu leisten. Die EU-Staaten erklärten sich bereit, die Zivilisten in dem Palästinensergebiet weiter zu unterstützen. Dabei müsse aber sichergestellt werden, „dass diese Hilfe nicht von Terrororganisationen missbraucht wird“. Es sei zudem von entscheidender Bedeutung, „eine regionale Eskalation“ des Konflikts zu verhindern.

17:40 Uhr – USA befürchten direktes Eingreifen des Iran

Die USA befürchten nach Angaben des Weißen Hauses eine Eskalation des Krieges zwischen Israel und der Hamas sowie ein direktes Eingreifen des Iran. Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sprach im US-Sender CBS am Sonntag über eine mögliche neue Front an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon.

„Wir müssen uns auf alle möglichen Eventualitäten vorbereiten“, sagte Sullivan weiter. Es bestehe die Gefahr, dass der Iran, der die radikalislamische Hamas sowie die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon mit Geld und Waffen unterstützt, eingreife.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, äußerte ebenfalls die Sorge, dass im Norden Israels eine zweite Front zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon entstehen könnte. „Wir wollen nicht, dass eine weitere terroristische Gruppe wie die Hisbollah Fronten eröffnet, um vom Kampf gegen die Hamas abzulenken“, sagte Kirby im Sender Fox News. Die Hisbollah hatte sich in den vergangenen Tagen zu mehreren Raketenangriffen auf Nordisrael bekannt.

Auch Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant betonte am Sonntag, sein Land wolle keinen Krieg an seiner Nordgrenze. Sollte die Hisbollah jedoch „den Weg des Krieges wählen“, werde sie dafür „teuer bezahlen“, warnte der Minister.

Iran könne nicht „tatenlos zusehen“ – und traf sich mit Hamas-Chef

Der Iran warnte Israel vor einem Einmarsch in den Gazastreifen. Sollte Israel seine „Angriffe auf die wehrlose Bevölkerung des Gazastreifens fortsetzen“, könne niemand garantieren, dass der Konflikt sich nicht ausweite, sagte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian bei einem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani.

Dem Sender „Al-Dschasira“ sagte Amir-Abdollahian, der Iran könne nicht „tatenlos zusehen“. Sollte sich der Konflikt ausweiten, wären auch die USA betroffen, warnte er.

Der iranische Außenminister hatte auf seiner Reise durch die Region neben Katar auch Stopps im Irak, Libanon und in Syrien eingelegt. In Beirut und Doha habe der iranische Außenminister hochrangige Hamas-Vertreter getroffen, erklärte das Außenministerium in Teheran am Sonntag. Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Irna traf Amir-Abdollahian am Samstagabend auch den in Katar ansässigen Hamas-Chef Ismail Hanija.

16:54 Uhr – Wasserversorgung im Gazastreifen geht wieder

Israel hat nach Angaben der US-Regierung die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt. Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte am Sonntag im Fernsehsender CNN, israelische Regierungsvertreter hätten ihm mitgeteilt, „dass sie tatsächlich die Wasserleitung im südlichen Gazastreifen wieder aufgedreht haben“.

16:13 Uhr – Munition in Reispaketen

In Reispaketen – „Indian Basmati Rice“ – , welche die Israelischen Streitkräfte bei getöteten Terroristen gefunden haben, wurde laut der Israelischen Epoch Times Munition und Geschosse gefunden. Nach Angaben von Polizeisprechern besteht der Verdacht, dass die Munition als „humanitäre Hilfe“ in den Gazastreifen geschmuggelt wurde.

16:02 Uhr – Ägypter wollen Gipfeltreffen zur Lage der Paälästinenser

Ägypten will angesichts des Kriegs zwischen Israel und der Hamas ein Gipfeltreffen zur Lage der Palästinenser organisieren. Zu den Beratungen sollen regionale und internationale Akteure eingeladen werden, „um über die Zukunft der palästinensischen Sache“ zu sprechen, teilten die Behörden in Kairo am Sonntag mit. Ägypten gilt traditionell als Vermittler im Nahost-Konflikt.

Wie „Dailynewsegypt“ unter Berufung auf ägyptische Quwllwn meldet, werde Ägypten keine ausländischen Staatsangehörigen aus dem Gazastreifen evakuieren, solange es kein Abkommen gebe, das die Einreise humanitärer Hilfe in das Gebiet erlaube. Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel stauen sich derzeit Hilfslieferungen für den Gazastreifen. Der Grenzübergang zwischen Rafah im Süden des Gazastreifens und Ägypten blieb heute weiterhin geschlossen.

Unterdessen gaben die palästinensischen Fraktionen am 14.10. eine Erklärung ab, in der sie „die Einheit des palästinensischen Volkes, wo immer es sich befindet, und sein Recht auf Widerstand gegen die Besatzung“ bekräftigten. Außerdem forderten sie die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz auf, ihren rechtlichen und moralischen Verpflichtungen gegenüber Gaza nachzukommen.

Die Fraktionen appellierten an den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi, die Überführung der Verletzten zur Behandlung in ägyptische Krankenhäuser zu erleichtern. Der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry und sein türkischer Amtskollege Hakan Fidan trafen sich am Samstag in Kairo, um die Lage in Palästina zu erörtern.

Russland schlägt Waffenstillstand vor

Auf internationaler Ebene schlug Russland dem UN-Sicherheitsrat eine Resolution vor, in der ein humanitärer Waffenstillstand im Gazastreifen und die Bereitstellung von Hilfsgütern für die Bedürftigen gefordert wird.

US-Präsident Joe Biden erklärte, dass seine Regierung mit Israel, Ägypten, Jordanien und der UNO zusammenarbeite, um die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen wieder aufzunehmen und die Kriegsgesetze einzuhalten. Er fügte hinzu, dass er bestrebt sei, die humanitären Folgen des Angriffs der Hamas abzumildern.

15:31 Uhr – Chinas Außenminister kritisiert Israel

China unterstützt nach den Worten des chinesischen Außenministers Wang Yi die „gerechte Sache des palästinensischen Volkes in der Wahrung seiner nationalen Rechte“. Die „Hauptursache“ der Lage zwischen Israel und den Palästinensern sei, dass „das Recht des palästinensischen Volkes auf Staatlichkeit lange Zeit beiseite geschoben wurde“, sagte Wang am Sonntag nach chinesischen Angaben bei einem Telefonat mit dem iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian. Diese „historische Ungerechtigkeit“ müsse so schnell wie möglich beendet werden.

Wang kritisierte am Sonntag auch das israelische Vorgehen im Gazastreifen nach dem Großangriff der dort regierenden radikalislamischen Hamas auf Israel scharf. „Israels Handeln hat den Rahmen der Selbstverteidigung gesprengt“, erklärte Wang am Sonntag nach Angaben seines Ministeriums bei einem Gespräch mit dem saudiarabischen Außenminister, Prinz Faisal bin Farhan. Das Land solle „seine kollektive Bestrafung der Bevölkerung des Gazastreifens einstellen“, sagte er demnach weiter.

14:32 Uhr – Armee wartet auf Signal der Politik

Die israelische Armee wartet nach den Worten eines Sprechers auf eine „politische Entscheidung“ zum Beginn ihrer großangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen, Panzer, Soldaten und schweres Gerät sind bereits rund um den Gazastreifen in Stellung gebracht.

14:30 Uhr – Iran warnt Israel vor Einmarsch

Der Iran hat Israel eindringlich vor einem Einmarsch in den Gazastreifen gewarnt. Sollte Israel seine „Angriffe auf die wehrlose Bevölkerung des Gazastreifens fortsetzen“, könne niemand dafür garantieren, dass der Konflikt sich nicht ausweite, sagte Außenminister Hossein Amir-Habdollahian nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag bei einem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani.

Ziel einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist es nach Armeeangaben, das Netzwerk der Hamas so zu zerstören, dass die Gruppe keine Angriffe auf Israel mehr organisieren kann. Besonderes Augenmerk gelte dem Hamas-Militärchef Jahja Sinwar, der von Israel als Hauptorganisator für den Großangriff vom 7. Oktober verantwortlich gemacht wird.

12:54 Uhr – Proaktive Störung von GPS-Signalen

Wie das israelische Militär mitteilt, wurde nach den Schüssen im Norden Israels beschlossen, das Gebiet bis zu vier Kilometer von der Nordgrenze zum Libanon entfernt zu isolieren. Ein Betreten des Gebiets sei strengstens verboten. Bürger, die sich bis zu zwei Kilometer von der Nordgrenze entfernt aufhalten, sollen sichere Gebiete aufsuchen. Die Armee weist daraufhin, dass im Allgemeinen während der Kämpfe proaktive GPS-Störungen benutzt werden. Die Menschen sollten sich darüber klar sein, das die Störsender (Jammer) auch bei ihnen zu Problemen führen können.

12:35 Uhr – USA fordert von Saudi-Arabien Druck auf Hamas

US-Außenminister Antony Blinken hat Saudi-Arabien bei seinem Besuch in Riad aufgefordert, Druck auf die Hamas für ein Ende ihrer Angriffe auf Israel auszuüben. Die USA konzentrierten sich weiterhin darauf, „die Terrorangriffe der Hamas zu stoppen, die Freilassung aller Geiseln zu erreichen und eine Ausbreitung des Konflikts zu verhindern“, sagte der US-Außenamtssprecher Matthew Miller am Sonntag nach Blinkens Treffen mit Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman.

Blinken bezeichnete sein Gespräch mit Saudi-Arabiens De-facto-Herrscher als „sehr produktiv“. Sein Sprecher sagte, beide hätten ihr gemeinsames Engagement „zum Schutz von Zivilisten und zur Stabilisierung des Nahen Osten und darüber hinaus“ bekräftigt.

Die amtliche saudiarabische Nachrichtenagentur SPA berichtete, Prinz Mohammed habe seine diplomatischen Bemühungen „zur Beruhigung der Lage“ hervorgehoben. Zugleich verurteilte der Kronprinz Angriffe auf Zivilisten und betonte, die Palästinenser müssten „ihre legitimen Rechte erhalten und einen gerechten und dauerhaften Frieden erreichen“.

Saudi-Arabien hat wegen des Kriegs seine Gespräche über eine diplomatische Annäherung mit Israel auf Eis gelegt. Vor dem Großangriff der vom Iran unterstützten Hamas hatte Riad Fortschritte in den Gesprächen gemeldet, bei denen die USA als Vermittler auftraten. Blinken reist derzeit durch den Nahen Osten, um Gespräche über Wege aus der Krise zu führen. Er war bereits in Jordanien und Katar, am Sonntag stand außerdem noch Ägypten auf seinem Programm.

11:40 Uhr – Todeszahlen steigen

Im Gazastreifen ist die Zahl der Todesopfer durch die israelischen Angriffe nach palästinensischen Angaben auf mehr als 2.300 gestiegen. Mittlerweile gebe es 2.329 Tote und 9.042 Verletzte, erklärte das Gesundheitsministerium der Hamas-Regierung im Gazastreifen. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden.

10:25 Uhr – Israel: Für Kibbuz-Angriff verantwortlicher Hamas-Kommandeur getötet

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Hamas-Kommandeur getötet, der für den Angriff auf einen an den Gazastreifen angrenzenden Kibbuz verantwortlich gewesen sein soll. Bilal al-Kedra, Hamas-Kommandeur in Chan Junis im Süden des Gazastreifens und verantwortlich für den Angriff auf den Kibbuz Nirim, sei am Samstagabend von der israelischen Luftwaffe getötet worden.

Medienberichten zufolge waren bei dem Hamas-Angriff in Nirim mindestens fünf Menschen getötet worden. Das Kibbuz wurde neun Stunden lang belagert, bevor die israelische Armee die Terroristen in die Flucht schlug. Insgesamt griff die Hamas am Wochenende etwa 20 Kibbuze an.

Die israelische Armee teilte am Sonntag zudem mit, dass sie auch andere Kommandozentralen der Hamas, militärische Einrichtungen und Raketenabschuss- und Beobachtungsposten beschossen und damit „den Fähigkeiten der Terrororganisation geschadet“ habe. Auch Mitglieder und das Hauptquartier der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad wurden angegriffen, wie ein Sprecher der israelischen Armee mitteilte.

Am Samstag hatte die Armee bereits die Tötung mehrerer hochrangiger Hamas-Kommandeure verkündet. Dabei handelte es sich demnach um Ali Kadi, der als Kommandeur einer Eliteeinheit den Überfall bewaffneter Kämpfer auf Ortschaften im Süden Israels am Samstag vergangener Woche angeführt habe. Der Chef der „Luftaktivitäten“ der Hamas, Murad Abu Murad, wurde demnach ebenfalls bei einem israelischen Luftangriff getötet.

10:00 Uhr – Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung für Israel, Libanon und weitere Gebiete aus

Das Auswärtige Amt gab eine Reisewarnung für Israel heraus. Die Reisewarnung gelte auch für die gesamten Palästinensischen Gebiete und den Libanon, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Sonntag in Berlin mit. Die bereits in die Region entsandten Krisenunterstützungsteams werden verstärken. Für den Gazastreifen und einige Gebiete im Libanon besteht bereits seit längerem eine Reisewarnung.

Alle deutschen Staatsbürger vor Ort sollten sich in die Krisenvorsorgeliste Elefand eintragen, wo auch über Ausreisemöglichkeiten informiert werde, teilte das Auswärtige Amt mit. Diejenigen deutschen Staatsbürger und ihre Familien, die ausreisen wollen, werde das Auswärtige Amt nach besten Kräften unterstützen. Im Falle einer Lageverschlechterung stehe die Bundeswehr auch für eine militärische Evakuierungsoperation bereit.

Bis Freitagabend wurden nach Angaben des Auswärtigen Amts „rund 2.800 Deutsche bei der Ausreise auf Land-, Luft- und Seeweg unterstützt“. Zwei Bundeswehr-Maschinen nahmen am Sonntagmorgen insgesamt 80 Deutsche auf ihrem Rückflug von Tel Aviv mit.

9:40 Uhr – Israels Armee nennt weiteres Zeitfenster für Evakuierung

Die israelische Armee hat am Sonntag ein weiteres Zeitfenster für eine Evakuierung von Zivilisten im Norden des Gazastreifens in Richtung Süden genannt. Der israelische Armeesprecher veröffentlichte auf X in arabischer Sprache die Information, Einwohner der Stadt Gaza und des nördlichen Gazastreifens hätten von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr Ortszeit (9:00 bis 12:00 Uhr MESZ) Zeit, um eine sichere Fluchtroute zu nutzen. Die Armee werde in diesem Zeitraum diesen Korridor nicht angreifen.

Wem die Sicherheit seiner Familie am Herzen liege solle sich in Richtung Süden begeben, hieß es in der Mitteilung. Israels Aufforderungen an die Bevölkerung im Gazastreifen werden auch auf anderen Kanälen übermittelt, unter anderem durch Flugblätter. Nach bisherigen Evakuierungsaufrufen haben sich nach Militärangaben bereits Hunderttausende Palästinenser in den Süden begeben.

9:00 Uhr – Nachangriffe des Israelischen Militärs

In der Nacht griffen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte über hundert militärische Ziele in den Stadtteilen Zeitoun, Khan Yunis und West Jablia an, berichtet die israelische Epoch Times. Außerdem Ziele, die die Fähigkeiten der Hamas beeinträchtigten, wie etwa Militärhauptquartiere und -stützpunkte, Dutzende Abschussrampen, Panzerabwehrposten und Beobachtungsposten. Demnach wurde auch das Militärhauptquartier des Palästinensischen Islamischen Dschihad zerstört. Darüber hinaus zerstörte das israelische Militär eine Reihe terroristischer Infrastrukturen, die zur Hamas gehören und Teil der Führungsstruktur der Organisation sind.

8:35 Uhr – China will einen Vermittler schicken

China will einen Vermittler in die Region schicken. Der chinesische Gesandte Zhai Jun werde kommende Woche in die Konfliktregion reisen, um sich für einen Waffenstillstand zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas einzusetzen und mögliche Friedensgespräche voranzubringen. Laut einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums hatte sich Zhai am Freitag mit Vertretern der Arabischen Liga in China getroffen. China hat die Hamas nicht offiziell verurteilt.

6:50 Uhr – Das Problem der Tunnel im Gazastreifen

Während Zehntausende Palästinenser im Gazastreifen auf der Flucht in den Süden des Gebietes sind, lässt sich Israels Militär mit der geplanten Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas anscheinend noch etwas Zeit.

Der Angriff hätte eigentlich schon dieses Wochenende beginnen sollen, sei aber wegen des bewölkten Himmels und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen vertagt worden, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf drei namentlich nicht genannte, ranghohe israelische Offiziere.

Ziel ist es, die politische und militärische Führungsebene der Hamas-Terroristen im Gazastreifen auszulöschen.

Die bevorstehende Offensive berge die Gefahr, dass sich Israel in monatelange blutige Häuserkämpfe verstricke, heißt es in der „New York Times“. Es werde angenommen, dass sich Zehntausende Hamas-Kämpfern in Bunkern und Hunderte Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystemen unter Gaza-Stadt und den umliegenden Teilen des nördlichen Gazastreifens verschanzen. Israels Armee gehe davon aus, dass die Hamas versuchen wird, Tunnel unter den vorrückenden Bodentruppen zu sprengen.

Die Hamas plane zudem, durch geheime Tunnelausgänge hinter die israelischen Linien zu gelangen und von hinten anzugreifen. Ein strategisches Dilemma sei zudem, dass die Terroristen sich unter der Erde mit Geiseln verschanzen könnten und dann nur noch schwer auszuschalten seien, hieß es.

Baerbock dringt auf Freilassung der Geiseln

Nach Krisengesprächen in Ägypten appellierte Außenministerin Annalena Baerbock eindringlich an die Hamas, alle Geiseln freizulassen. Der Bundesregierung seien acht Fälle von deutschen Staatsangehörigen unter ihnen bekannt – die meisten seien Doppelstaatler, sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihrem ägyptischen Kollegen Samih Schukri in Kairo. Man nutze alle Kanäle, „um alles dafür zu tun, dass diese unschuldigen Menschen freigelassen werden“.

USA verlegt weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer

Die USA verlegen derweil weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer, unter anderem den Flugzeugträger „USS Dwight D. Eisenhower“, den Lenkwaffenkreuzer „USS Philippine Sea“ und zwei Zerstörer. Sie sollen sich den bereits in die Region verlegten Schiffen anschließen, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Die Kriegsschiffe sollen sich demnach nicht an Kampfhandlungen beteiligen, sondern der Abschreckung dienen. Das Weiße Haus betonte auch, dass man nicht plane, Bodentruppen nach Israel zu schicken.

Scholz: Eingreifen der Hisbollah vermeiden

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versicherte Israel in einem Telefonat mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erneut die Solidarität Deutschlands. Beide seien sich einig, „dass es gilt, einen regionalen Flächenbrand und insbesondere das Eingreifen der Hisbollah in den Konflikt zu vermeiden“, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Die Schiitenorganisation im Südlibanon ist ein enger Verbündeter des israelischen Erzfeinds Irans und war bereits 2006 in einen Krieg mit Israel verwickelt. In den vergangenen Tagen kam es an der libanesisch-israelischen Grenze zu Gefechten mit Toten auf beiden Seiten.

Saudi-Arabien stellte Gespräche ein

Saudi-Arabien hat derweil die Gespräche über eine mögliche Aufnahme von Beziehungen mit Israel eingestellt, wie dpa aus saudischen Diplomatenkreisen erfuhr. Der schiitische Iran erklärte eine mögliche Annäherung zwischen Israel und dem sunnitischen Königreich Saudi-Arabien damit für gescheitert. Einige Experten gehen davon aus, dass genau dies ein Hauptziel des Terrorangriffs der Hamas vom vergangenen Samstag war.

6:00 Uhr – Was in der Nacht geschah

Israel drängt die palästinensischen Bewohner am Samstag zur Eile bei der Flucht aus dem nördlichen Gazastreifen. Am Freitagmorgen hatte die israelische Armee rund 1,1 Millionen Zivilisten im Norden des Gazastreifens aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen. Hamas-Terroristen verstecken sich in Gaza-Stadt in Tunneln unter den Häusern und benutzten die Bewohner der Stadt als menschliche Schutzschilde. Zivilisten wurden zum Verlassen der Stadt aufgefordert.

Pressekonferenz in Israel

Auf einer Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Nationalversammlung Tzachi Hanegbi erklärte dieser: „Die Ägypter haben niemanden in Israel kontaktiert und keine Geheimdienstinformationen über einen erwarteten Angriff der Hamas weitergegeben – nicht an den Chef des Mossad, nicht an den Schin Bet, nicht an den Premierminister. Das sind Fake News.“ Das berichtete die Israelische Epoch Times.

Dort wurde auch gesagt: „Wir sind der Aufgabe nicht gewachsen. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Staat Israel seiner Mission nicht gerecht geworden ist. Die Ergebnisse sprechen dafür, die Angelegenheit werde im Auftrag des Premierministers bereits untersucht. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf den Krieg.“

Auf die Frage: „Besteht das Ziel darin, eine alternative Führung zur Hamas im Gazastreifen herbeizuführen?“ antwortete Hangabi: „Das Ziel besteht darin, die Fähigkeiten der Hamas zu zerstören – die militärischen und die staatlichen Fähigkeiten. Nach der Schlacht wird die Hamas weder Herrscher noch Souverän im Gazastreifen sein. … Jede Alternative muss sicherstellen, dass keine Gefahr für die Anwohner der Umgebung besteht.“

Treffen von Hamas-Freunden in Beirut

Medien in der arabischen Welt, darunter der mit der Hisbollah verbundene Sender al-Mayadeen, berichteten, dass sich der iranische Außenminister Hossein Abdallahian, in Beirut mit dem Generalsekretär des Islamischen Dschihad, Ziad Nakhala, und dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Politbüros der Hamas, Saleh al Arori, getroffen hat.

Bundeswehr fliegt Deutsche aus

Die Bundeswehr fliegt weiterhin deutsche Staatsbürger aus Israel aus. Die Luftwaffe brachte am Samstag mit zwei Maschinen vom Typ A400M „Material“ nach Israel und nahm auf dem Rückflug ausreisewillige Staatsbürger und deren Familien mit, erklärte das Verteidigungsministerium. Weitere Flüge sind nach Angaben des Ministeriums in Vorbereitung. Dem Verteidigungsministerium zufolge handelt es sich aber „nicht um den Einstieg in eine militärische Evakuierung, da weiterhin kommerzielle Ausreisemöglichkeiten bestehen.“

EU verdreifacht Mittel für Humanitäre Hilfe für Gazastreifen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündete eine Verdreifachung der humanitären Hilfen für den Gazastreifen. Die Hilfsgelder für das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Küstengebiet würden um 50 Millionen Euro auf insgesamt 75 Millionen Euro erhöht, erklärte von der Leyen am Samstag nach einem Gespräch mit UN-Generalsekretär António Guterres. Die EU arbeite weiter mit den Vereinten Nationen, um sicherzustellen, dass die Hilfe auch bei den Bedürftigen ankomme.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe. Die Verlegung schwer kranker und verletzter Patienten ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unmöglich. „Solche Menschen zu transportieren, kommt einem Todesurteil gleich“, betonte sie. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge warnte vor akuter Wasserknappheit.

(Mit Material der Agenturen)



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