Nach Urteil des Obersten US-Gerichtshofs: 5.000 weniger Abtreibungen monatlich

Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs sind Abtreibungen in den USA zurückgegangen. Wegen der verschärften Gesetze reisen manche in andere Bundesstaaten oder greifen auf Telemedizin und Medikamente zurück, sagt eine Studie.
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Eine Pro-Life-Demonstration gegen Abtreibung.Foto: Pete Marovich/Getty Images
Von 15. April 2023

Nachdem das Abtreibungsrecht im letzten Jahr vom Obersten Gerichtshof in den USA gekippt wurde, gibt es in den ersten sechs Monaten nach dem Urteil durchschnittlich 5.377 Abtreibungen weniger pro Monat. Das ergab der jüngste Bericht (pdf) der Society of Family Planning (SFP). Die Nichtregierungsorganisation setzt sich für einen verbesserten Zugang zu Abtreibungsmedikamenten ein.

Nach Angaben von SFP gab es zwischen Juli und Dezember 2022 kumulativ 32.260 Abtreibungen weniger im Vergleich zu vor dem Urteil. Das entspricht durchschnittlich etwa 5.377 Abtreibungen weniger pro Monat.

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Fall Dobbs v. Jackson Women’s Health Organization hob die Präzedenzfälle Roe v. Wade von 1973 und Planned Parenthood v. Casey von 1992 auf. Seitdem können die Bundesstaaten eigene Abtreibungsregelungen festlegen und sind nicht durch Bundesgesetze gebunden.

13 Staaten verhängten Abtreibungsverbot

Laut der SFP-Studie verhängten 13 Bundesstaaten ein nahezu vollständiges Abtreibungsverbot, darunter in Alabama, Arkansas, Idaho, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, Oklahoma, South Dakota, Tennessee, Texas, West Virginia und Wisconsin. In diesen Staaten wurden in dem Sechsmonatszeitraum 43.410 Abtreibungen weniger vorgenommen als zuvor. Die Regelung war während der Datenerhebung bei allen Staaten mindestens vier Monate in Kraft.

In den 37 anderen Bundesstaaten und dem District of Columbia gab es schätzungsweise 11.150 Abtreibungen mehr als vor dem Urteil. Einige dieser 37 Bundesstaaten haben zwar stärkere Abtreibungsbeschränkungen eingeführt, aber bisher kein vollständiges Verbot erlassen.

Schwangerschaftsabbruch-Tourismus

Während einige Staaten seit der Entscheidung das Abtreibungsgesetz verschärft haben, werben andere Staaten geradezu mit leichtem Zugang zu Abtreibungsverfahren. Zudem stellte die Studie einen leichten Abtreibungstourismus fest.

„Einige Staaten, die zwar Beschränkungen hatten, aber in der Nähe von Staaten mit Abtreibungsverboten liegen, verzeichneten einen Anstieg der Zahl von ärztlich durchgeführten Abtreibungen; Beispiele sind Minnesota (1.820 mehr Abtreibungen) und Kansas (1.240 mehr Abtreibungen)“, heißt es im SFP-Bericht.

„Die meisten Bundesstaaten mit leichten Abtreibungsbeschränkungen, vor allem an der Westküste und im Nordosten, verzeichneten keinen Anstieg von Schwangerschaftsabbrüchen. Obwohl unsere Daten das nicht bestätigen können, deuten die Daten darauf hin, dass viele Abtreibungswillige in restriktiven Staaten in andere nahegelegene Staaten gereist sein könnten, um sich dort behandeln zu lassen.“

Colorado verfügt über eine der lockersten Abtreibungsvorschriften des Landes. Dort kann man in jedem Schwangerschaftsstadium und ohne medizinische Gründe abtreiben lassen.

Die Behörde für Öffentliche Gesundheit und Umwelt des Bundesstaates hat vor Kurzem Daten veröffentlicht, wonach 28 Prozent der Abtreibungen im letzten Jahr an nicht in Colorado ansässigen Patienten vorgenommen wurden. „Denver ABC 7“ berichtete kürzlich darüber. Colorado grenzt an Staaten mit strengeren Abtreibungsvorschriften wie Utah, Wyoming, Nebraska, Kansas und Oklahoma.

Telemedizinische Abtreibungen mit Medikamenten im Aufwind

Die SFP-Daten zeigen zudem, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2022 über virtuelle telemedizinische Kliniken gestiegen ist. Vor dem Urteil gab es im Monat April rund 3.610 Abtreibungen dieser Art mithilfe von Medikamenten wie Mifepriston. Das entspricht in etwa vier Prozent aller Gesamtabtreibungen.

Im Dezember stieg die Zahl auf 8.540 Abtreibungen per Telemedizin. Das entspricht 11 Prozent aller Abtreibungen in den USA im selben Zeitraum und einem Anstieg um 137 Prozent von telemedizinischen Abtreibungen im Vergleich zum April.

Schwangerschaftsabbrüche dieser Art könnten künftig jedoch weiter eingeschränkt werden. Aktuell laufen einige Rechtsverfahren vor Bundesgerichten, die die Legalität von Medikamenten wie Mifepriston infrage stellen.

Letzte Woche genehmigte US-Bezirksrichter Matthew J. Kacsmaryk eine einstweilige Verfügung, mit der die Zulassung von Mifepriston durch die US-Arzneimittelbehörde FDA ausgesetzt wurde.

Angeblich habe die US-Arzneimittelbehörde FDA bei der Zulassung des Medikaments im Jahr 2000 wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und sich politischem Druck gebeugt.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: 5,000 Fewer Abortions per Month After Supreme Court’s Dobbs Decision: Study (deutsche Bearbeitung nh)



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