Rechtsreferendare in Berlin dürfen Kippa tragen – Liecke: „Frontalangriff auf die staatliche Neutralität“

Richter oder Staatsanwälte dürfen eigentlich keine religiösen Symbole tragen. Der Staat soll in Glaubensfragen neutral auftreten. Jetzt soll es aber Ausnahmen geben.
Titelbild
Justitia auf dem "Gerechtigkeitsbrunnen" auf dem Römer in Frankfurt am Main.Foto: iStock
Epoch Times4. September 2020

Berlin (dpa/bb) – Juristen in Ausbildung bei Berliner Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft dürfen in Verhandlungen nun religiöse Symbole wie Kopftuch, Kreuz oder Kippa tragen.

Das entschieden die Leitungen des Gemeinsamen Juristischen Prüfungsamts von Berlin und Brandenburg sowie des Kammergerichts, wie die Justizverwaltung am Donnerstag mitteilte.

Demnach dürfen die betreffenden Referendare in einem Prozess hoheitliche Aufgaben übernehmen – jedoch nur, wenn sie dabei einen Richter oder Staatsanwalt als Ausbilder an ihrer Seite haben. Zu solchen hoheitlichen Aufgaben können auf Seite des Gerichts die Sitzungsleitung oder die Befragung von Prozessbeteiligten gehören, auf Seite der Staatsanwaltschaft das Verlesen der Anklage.

Grundlage für die seit 1. August für den neuen Referendarsjahrgang geltende Regelung sei die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes und das Berliner Neutralitätsgesetz, erläuterte ein Sprecher von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Zwar untersagt das Neutralitätsgesetz Pädagogen an allgemeinbildenden Schulen, Richtern, Staatsanwälten oder Polizisten das Tragen religiöser Symbole oder Kleidungsstücke im Dienst. Für Menschen in Ausbildung sind aber Ausnahmen möglich.

Liecke: „Frontalangriff auf die staatliche Neutralität“

Der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Falko Liecke nannte die neue Regelung einen „Frontalangriff auf die staatliche Neutralität“. Senator Behrendt missachte damit das Neutralitätsgesetz und sende ein „gefährliches Signal an die immer stärker organisierten Vertreter des politischen Islam in dieser Stadt“. Liecke: „Staatsdiener müssen in ihrer Funktion weltanschaulich und politisch neutral sein.“

Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus forderte den Senat in einem Dringlichkeitsantrag auf, der neuen Regelung einen Riegel vorzuschieben. Behrendts Alleingang sei politisch und gesellschaftlich nicht gewollt, erklärte der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Sven Rissmann. Er sprach von einem „Akt exekutiver Arroganz eines Einzelnen“.

Kritik kam auch vom Koalitionspartner SPD. „Die SPD-Fraktion steht zum Neutralitätsgesetz, sie steht zur religiösen Neutralität bei Schulen, Justiz und Polizei“, betonte der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Sven Kohlmeier, am Abend bei einer Debatte im Abgeordnetenhaus. Er verwies darauf, dass Gesamtpersonalrat und Richterschaft die neue Regelung ablehnten und religiöse Symbole im Gerichtssaal nicht wünschten.

Linken und Grünen verteidigten die neue Regelung

Der FDP-Politiker Paul Fresdorf betonte: „Die Neutralität des Staates ist jederzeit gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern zu gewährleisten. In der Schule und der Justiz.“ Der AfD-Politiker Marc Vallendar äußerte die Befürchtung, dass als nächsten Schritt auch Staatsanwältinnen selbst Kopftuch tragen dürften. Parlamentarier von Linken und Grünen verteidigten die neue Regelung hingegen als maßvoll und richtig.

Das Berliner Neutralitätsgesetz sorgt auch innerhalb der rot-rot-grünen Koalition immer wieder für Streit. Während etwa Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) das Gesetz für verfassungskonform und sachgerecht hält, ist Behrendt gegenteiliger Meinung.

Vor wenigen Tagen hatte das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass das im Neutralitätsgesetz verankerte pauschale Kopftuchverbot für Lehrerinnen einen unzulässigen Eingriff in die Religionsfreiheit darstellt. Eine Muslimin, die ihr Kopftuch nicht abnehmen wollte und deswegen nicht in den Schuldienst übernommen wurde, sei wegen ihrer Religion diskriminiert worden und habe von der Vorinstanz zu Recht eine Entschädigung zugesprochen bekommen. Die Richter verwiesen auf Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes und forderten, den fraglichen Paragrafen des Neutralitätsgesetzes verfassungskonform auszulegen mit dem Ziel, dass nur eine konkrete Gefahr für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität ein Kopftuchverbot begründen kann.

Scheeres bekräftigte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, dass sie eine Beschwerde gegen das Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht oder dem Europäischen Gerichtshof prüft. Zuvor müsse die ausführliche Urteilsbegründung abgewartet und dann ausgewertet werden. (dpa/so)



Unsere Buchempfehlung

Alle Völker der Welt kennen den Teufel aus ihren Geschichten und Legenden, Traditionen und Religionen. Auch in der modernen Zeit führt er – verborgen oder offen – auf jedem erdenklichen Gebiet seinen Kampf gegen die Menschheit: Religion, Familie, Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär, Bildung, Kunst, Kultur, Medien, Unterhaltung, soziale Angelegenheiten und internationale Beziehungen.

Er verdirbt die Jugend und formt sich eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation. Er fördert Massenbewegungen, Aufstände und Revolutionen, destabilisiert Länder und führt sie in Krisen. Er heftet sich - einer zehrenden Krankheit gleich - an die staatlichen Organe und die Gesellschaft und verschwendet ihre Ressourcen für seine Zwecke.

In ihrer Verzweiflung greifen die Menschen dann zum erstbesten „Retter“, der im Mantel bestimmter Ideologien erscheint, wie Kommunismus und Sozialismus, Liberalismus und Feminismus, bis hin zur Globalisierungsbewegung. Grenzenloses Glück und Freiheit für alle werden versprochen. Der Köder ist allzu verlockend. Doch der Weg führt in die Dunkelheit und die Falle ist bereits aufgestellt. Hier mehr zum Buch.

Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop

Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.

Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.

Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion