Ende des Steinkohleabbaus in Deutschland: Schlusspunkt eines langen Kapitels Industriegeschichte

Am Freitag machte die letzte Zeche Deutschlands offiziell dicht. Damit ist der Steinkohleabbau in Deutschland, der einst als Motor der deutschen Wirtschaft galt, endgültig Geschichte.
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Für den Steinkohleabbau in Deutschland geht nun das Licht aus.Foto: Sascha Schuermann/Getty Images
Epoch Times15. Dezember 2018

In der Blütezeit der Steinkohle glichen Teile des Ruhrgebiets einem stählernen Wald aus Fördertürmen: Kurz vor der Kohlekrise 1958 förderten die Ruhr-Kumpel jährlich noch mehr als 123 Millionen Tonnen Steinkohle, 2014 waren es nur noch 5,7 Millionen. Inzwischen ist die Fördermenge auf Null gesunken – und am Freitag macht mit dem Bottroper Bergwerk Prosper Haniel Deutschlands letzte Zeche auch offiziell dicht.

Bereits in den vergangenen Wochen wurde in Bottrop letztmals Kohle gefördert, ebenso in der zweitletzten Zeche Ibbenbüren im Tecklenburger Land. Mit der Schließung der beiden Bergwerke enden nun rund 200 Jahre Industriegeschichte – der Steinkohleabbau in Deutschland, der einst als Motor der deutschen Wirtschaft galt, ist endgültig Geschichte.

Billige Importkohle und preisgünstiges Erdöl stürzen Kohleabbau in tiefe Krise

Das langsame Sterben der Kohlezechen in den traditionellen Steinkohleländern Nordrhein-Westfalen und Saarland begann freilich schon 1958. Damals stürzte der Trend zu billiger Importkohle und preisgünstigem Erdöl die Steinkohle in eine tiefe Krise. Der Abwärtstrend traf eine Schlüsselindustrie, deren Wurzeln auf deutschem Gebiet bis ins frühe Mittelalter zurückreichten.

Denn schon vor mehr als 900 Jahren wurde an der Westgrenze der heutigen Bundesrepublik Kohle abgebaut – im Aachener Steinkohlerevier, dem ältesten in Kontinentaleuropa. Um das Jahr 1300 belegten Urkunden auch den Kohleabbau an der Ruhr, wenig später auch an der Saar.

Die Geschichte der industriellen Kohleförderung begann aber erst im 19. Jahrhundert: Neue Maschinen ermöglichten es den Bergleuten, das schwarze Gold aus immer größeren Tiefen zutage zu fördern. Mit dieser auch qualitativ besseren Kohle wurde Stahl erzeugt – und das Ruhrgebiet wurde zum industriellen Zentrum Deutschlands.

1853 wurden im „Kohlenpott“ bereits mehr als zwei Millionen Tonnen Kohle gefördert. Gut hundert Jahre später, in den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, waren es 150 Millionen Tonnen im Jahr. Doch in der Wirtschaftswunderzeit nach dem Krieg wurde der Pulsschlag der florierenden Steinkohlebranche von Jahr zu Jahr schwächer.

Bergleute an der Ruhr am 6. August 1947. Foto: Fred Ramage/Keystone Features/Getty Images

Wegen der sinkenden Importpreise begann das große Zechensterben: Von 1960 bis 1980 sank die Zahl der Bergwerke in Deutschland von 146 auf nur noch 39, im Jahr 2000 waren nur noch zwölf Zechen in Betrieb, und zuletzt nur noch Bottrop und Ibbenbüren. Die bundesweite Fördermenge sank von knapp 150 Millionen Tonnen Steinkohle im Jahr 1957 auf 7,6 Millionen Tonnen im Jahr 2014.

Arbeitsplatzverluste

Für die Kumpel zog die Kohlekrise dramatische Arbeitsplatzverluste nach sich. Während 1957 noch fast 610.000 Menschen bei den Steinkohle-Betrieben in Lohn und Brot standen, gab es 1970 nur noch etwas mehr als eine viertel Million Stellen. 1994 sank die Zahl der Arbeitsplätze in der hoch subventionierten Branche erstmals unter 100.0000.

In den früheren Steinkohle-Revieren um Aachen und im Saarland arbeiten bereits seit Jahren keine Bergleute mehr unter Tage: Die Geschichte des Aachener Reviers endete schon 1997 mit der Schließung der Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven, und mit dem Bergwerk Saar in Ensdorf schloss 2012 die letzte Zeche im Saarland ihre Tore. (afp)



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