Extremistischer Hintergrund? Was bisher über den Täter in München bekannt ist

Bei dem Mann, der am Vormittag des 13. Februar 2025 in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs mit einem Auto in eine Menge demonstrierender Verdi-Angehöriger gefahren ist, handelt es sich doch nicht um einen ausreisepflichtigen Asylbewerber, wie anfangs behauptet wurde.
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) stellte am Abend klar, dass der Mann einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis habe. Gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) sagte Herrmann:
Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.“
Nach Angaben des Polizeivizepräsidenten Christian Huber soll der Täter 24 Jahre alt sein.
Der gebürtige Kabuler soll 2016 als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland gekommen sein. Das berichtet die „Frankfurter Rundschau“ (FR) unter Berufung auf den „Spiegel“. Vor seiner Einreise solle er sich in Italien aufgehalten haben. In Deutschland habe sich eine Einrichtung der Jugendhilfe um ihn gekümmert.
Sein Asylantrag sei im September 2017 abgelehnt worden. Eine Klage des Antragstellers sei erfolglos geblieben. Ausreisepflichtig sei er seit Herbst 2020 gewesen. Ein Jahr später habe er allerdings einen Duldungsbescheid erhalten und im Anschluss eine Aufenthaltserlaubnis.
Extremistischer Hintergrund?
Nach Informationen des „Bayerischen Rundfunks“ (BR) teilte Bayerns Staatsminister Georg Eisenreich mit, dass die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München die Führung der Ermittlungen übernommen habe.
Ein extremistischer Hintergrund kann von daher nicht ausgeschlossen werden. Nach Informationen der dpa soll der Afghane einen mutmaßlich islamistischen Post in sozialen Netzwerken geteilt haben.
Bislang mindestens 28 Opfer, darunter Kinder
Wie der Münchner Polizeivize Huber am Tatort berichtete, soll der Afghane dem polizeilich gesicherten Gewerkschaftszug von hinten mit seinem weißen Mini-Pkw gefolgt sein. Im Bereich der Seidlstraße unweit des Stiglmaierplatzes habe er die abschließenden Polizeifahrzeuge überholt und in Richtung der Menschenmenge beschleunigt. Dabei seien mindestens 28 Menschen „teils schwer verletzt“ worden.
Bei der anschließenden Festnahme sei ein Schuss auf das Auto des mutmaßlichen Täters abgegeben worden, bestätigte Polizeivize Huber. Er befinde sich in Polizeigewahrsam. Es gehe keine Gefahr mehr von dem mutmaßlichen Täter aus.
Nach Angaben der FR schweben einige Opfer in Lebensgefahr. Ein Kind werde notoperiert, ein zweijähriges Kleinkind werde im Schockraum des Haunerschen Kinderklinikums behandelt. Nach Angaben des „Bayerischen Rundfunks“ (BR) steht die genaue Zahl der Opfer bisher nicht fest.
Innenminister Herrmann hatte gegen Mittag erklärt, dass wahrscheinlich kein Zusammenhang mit der Münchner Sicherheitskonferenz bestehe. Die Motivation des Täters müsse noch „näher erforscht werden“.
Söder: Es muss sich etwas rasch ändern in Deutschland
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete die Nachricht als „einfach furchtbar“ und einen „Schlag ins Gesicht“. Vieles weise auf einen Anschlag hin. „Wir reagieren bei jedem so einem Anschlag besonnen. Aber ich sag’ Ihnen auch, dass unsere Entschlossenheit wächst“. Es müsse sich „etwas ändern in Deutschland“, und zwar „rasch“.
Wir können nicht von Anschlag zu Anschlag gehen und Betroffenheit zeigen. […] Wir müssen auch tatsächlich etwas ändern.“ (Video auf „n-tv“)
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach von einem „schwarzen Tag für München“. Die Tat sei „entsetzlich“. Seine Gedanken seien bei allen Verletzten und Schwerverletzten. Er hoffe, dass alle überleben und gesund werden würden. Im Demonstrationszug hätten sich auch Kollegen aus der Stadtverwaltung befunden.
Nach Angaben der Münchner Polizei ist im Löwenbräukeller mittlerweile eine Betreuungsstelle für Menschen eingerichtet worden, die sich durch den Vorfall psychisch belastet fühlen.
Fünf Tage nach Großdemo „gegen rechts“
Am vergangenen Samstag fand in München eine Großdemonstration mit mindestens 250.000 Menschen statt. Ihre Proteste richteten sich insbesondere gegen eine verschärfte Migrationspolitik, wie sie der Union vorschwebt, und gegen den befürchteten Fall der „Brandmauer“ zur AfD im Bundestag.
Dem eigenen Verständnis nach stehen die Demonstranten selbst für Vielfalt, Toleranz, Menschenwürde, Zusammenhalt und Demokratie.
Erinnerungen an Magdeburg
Eine auf den ersten Blick ähnlich gelagerte Tat hatte sich kurz vor Weihnachten 2024 in Magdeburg ereignet. Damals war ein Mann aus Saudi-Arabien mit einem BMW X3 über den Weihnachtsmarkt gerast. Es gab sechs Tote und Hunderte Verletzte.
Der 50-Jährige hatte zuvor nicht nur auf seinem X-Account extremistische Inhalte und unverhohlene Drohungen gepostet. Er war seit Beginn seines Aufenthalts in Deutschland 2006 auch selbst mehrfach ins Visier polizeilicher Ermittlungen geraten. Zudem hatte es mehrfache Warnungen über eine mögliche Gefährlichkeit des Arztes aus seinem Herkunftsland Saudi-Arabien selbst gegeben. Arbeitskollegen sei er ebenfalls unangenehm aufgefallen. Mittlerweile geht die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg von der Schuldfähigkeit des Attentäters aus.
Aschaffenburger Täter vorher mehrfach auffällig
In einem weiteren Fall vom 22. Januar 2025 hatte ein abgelehnter afghanischer Asylbewerber in Aschaffenburg eine Kita-Gruppe mit einem Messer attackiert. Zwei Menschen starben, darunter ein zweijähriger Junge. Drei weitere Menschen überlebten teils schwer verletzt.
Nach Informationen des „Spiegel“ soll derselbe Mann bereits Ende August 2024 wegen eines Messerangriffs in einer Flüchtlingsunterkunft in Alzenau polizeilich aufgefallen sein. Diese Tat sei für ihn aber ohne nennenswerte Folgen geblieben. Insgesamt habe die deutsche Justiz bereits 22 Strafverfahren wegen anderer Delikte gegen ihn angestrengt. Zweimal habe es Geldstrafen gegeben. Der Löwenanteil der Verfahren sei noch anhängig. Heute sitze der Afghane in der geschlossenen Psychiatrie.
Der Artikel wurde am 14. Februar mit neuen Erkenntnissen aktualisiert.
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