Hambacher Forst-Aktivisten bieten Workshop zu Ladendiebstahl an – Anwohner verzweifelt

In den Medien ist es ruhig geworden um den Hambacher Forst. Doch die Aktivisten sind noch da - zum Leidwesen der Anwohner in den angrenzenden Ortschaften. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
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Im Hambacher Forst hängt ein Aktivist an einem Seil.Foto: David Young/dpa
Epoch Times25. April 2019

Es wurde ruhig um den Hambacher Forst, nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster am 5. Oktober 2018 in Folge mehrerer Klagen der Naturschutzorganisation BUND gegen die Abholzung des Waldes einen vorläufigen Rodungsstopp ausgesprochen hatte. Die Sachlage soll nun erneut bewertet werden.

Nach dem Urteil stellte die Polizei die Räumung der Baumhäuser in dem betreffenden Waldstück ein – die Aktivisten blieben und bauten neue Baumhäuser.

Doch wie geht es den Anwohnern in den angrenzenden Dörfern? Viele von ihnen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, heißt es in einem Artikel der „Rheinischen Post“.

Dem Bericht zufolge laufen vermummte Aktivisten durch die Ortschaften. Ein Anwohner sagt der Zeitung: „Meine Frau hat deswegen schon Angst, auf die Straße zu gehen“.

Vermummte wurden sogar dabei gefilmt wie sie nachts in eingezäunte Bereiche von Supermärkten eindringen, um Lebensmittelreste aus den Mülltonnen zu holen. Die Essenreste sind zwar noch verwertbar, müssen aber aus gesetzlichen Gründen weggeworfen werden. Der „Reinischen Post“ liegt nach eigenen Angaben das Video vor.

Marktleiter: „Wenn sie nicht reinkommen, begehen sie Sachbeschädigungen“

„Wenn sie nicht reinkommen, begehen sie Sachbeschädigungen. Sie verkleben die Schlösser mit irgendeinem Zeug, sodass wir sie austauschen müssen“, berichtet der Leiter eines Supermarktes aus dem Raum Kerpen, der nach Angaben der Zeitung vor Sorge vor Repressalien anonym bleiben wollte. Einige der Aktivisten hätte er schon auf frischer Tat erwischt und zur Rede gestellt, so der Marktleiter. Daher wisse er, dass es sich um Aktivisten aus dem Hambacher Forst handle.

Die Linksautonomen würden zu dritt ins Geschäft kommen und meist Alkohol klauen, erzählt ein anderer Marktleiter dem Blatt. „Wenn wir sie auffordern, ihre Taschen zu öffnen, damit wir nachsehen können, werden sie rabiat“, sagt er. Die Aktivisten würden die Kundentoilette des Supermarktes täglich aufsuchen und verunstalten. „Was die da anrichten“, dafür fehlen ihm die Worte. Es stinke entsetzlich bis in den Verkaufsbereich hinein, beklagt der Marktleiter.

Die Polizei kann nicht bestätigen, dass es sich bei den Ladendieben um Aktivisten aus dem Hambacher Forst handelt. Allerdings habe man kreisweit seit Jahresbeginn eine Vielzahl von Ladendiebstählen registriert, auch in Kerpen.

Da war auch der eine oder andere Tatverdächtige dabei, der Englisch spricht“, so Bernd Mauel, Sprecher der Kreispolizeibehörde Rhein-Erft-Kreis.

Mauel erklärt, dass die Dunkelziffer bei Ladendiebstählen sehr hoch sei, weil häufig erst spät oder gar keine Anzeige erstattet werde.

„Ladendiebstahl lohnt sich – klau dir dein Leben zurück“

Fest steht, dass im Hambacher Forst von den Aktivisten Workshops zu verschiedenen Themen angeboten werden. Unter anderem auch zum Thema Ladendiebstahl – mit dem Titel: „Ladendiebstahl lohnt sich – klau dir dein Leben zurück“.

In der Beschreibung zu dem zweistündigen Workshop heißt es:

In einer Welt, in der alles schon längst wem anders gehört, in der von mir erwartet wird, mein Leben für die Arbeit zu verkaufen, damit ich Geld bekomme, um für mein Überleben zu bezahlen, in der ich von Machtstrukturen außerhalb meiner Kontrolle oder meines Fassungsvermögens umgeben bin, in denen es offensichtlich nicht um mein Wohl oder meine Bedürfnisse geht, schafft Ladendiebstahl die Möglichkeit, mir ein kleines Stück der Welt zu nehmen bzw. eine Welt zu beeinflussen, die mich so sehr beeinflusst.“

Der Workshop besteht aus drei Teilen: 1. einer offenen Diskussion, ob und bei welchen Zielen Ladendiebstahl aus politischer Sicht sinnvoll sei. Im zweiten Teil geht es um die möglichen rechtlichen Konsequenzen. Und im dritten Teil geht es um einen praktischen Austausch.

Polizeigewerkschaft: „Das hat mit Klimaschutz nichts mehr zu tun“

Für Heiko Müller, stellvertretender NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), ist das Vorgehen der Aktivisten eine „Provokation von Straftätern“. Dies hätte nichts mehr mit Klimaschutz zu tun, so Müller. Er bittet alle Umweltaktivisten, „denen es wirklich um den Wald geht, sich von diesen Straftätern zu distanzieren.“

Bereits im Februar erklärte der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach, dass die Zahl derer, die damals wochenlang Polizeibeamte oder RWE-Mitarbeiter angegriffen haben, sich im niedrigen zweistelligen Bereich befände. Die Aachener Polizeibehörde ist zuständig für die Einsätze im Hambacher Forst. „Aber wir erleben eine Restszene, die sich von Gewalt nur verbal distanziert, aber keinen klaren Trennungsstrich zieht,“ beklagte Weinspach damals im „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Polizeipräsident fügte hinzu, dass der Wald derzeit nicht in Gefahr sei.

Klar ist: Bis zum Abschluss aller Rechtsinstanzen wird die Polizei keine Rodung absichern. Und ich gehe davon aus, dass in den nächsten zwei oder drei Jahren nicht mit einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung zu rechnen ist.“

Das bedeute, dass auf absehbare Zeit keine Rodung anstehe.

Weinspach betonte im Herbst 2018 auch, den Konflikt um den Hambacher Forst dauerhaft befrieden zu wollen. Voraussetzung dafür sei, dass sich die friedlichen Umweltschützer von den Gewalttätern distanzierten: „Wir müssen die Straftäter aus dem Wald holen und gegen sie ermitteln – und den friedlichen Teil überzeugen, dass die Ziele erreicht sind“, so Weinspach. (er)



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