Absolutheitsanspruch wie im Kommunismus – Historiker: „Die Klimabewegung ist undemokratisch“

Der Professor für Neueste Geschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz wirft den Klima-Aktivisten Missachtung demokratischer Standards vor. Einen solchen Absolutheitsanspruch wie in der Klima-Debatte habe auch der Marxismus im sowjetischen Kommunismus erhoben.
Titelbild
Aktivisten der sogenannten «Red Rebel Brigade» bei einer Performance im Rahmen einer Demonstration von Extinction Rebellion auf dem Platz des 18. März in Berlin. Die Gruppe hat auch am Freitag ihren Protest für mehr Klimaschutz fortgesetzt.Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/dpa
Epoch Times1. November 2019

Der Professor für Neueste Geschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Andreas Rödder, wirft den radikalen Klima-Aktivisten Missachtung demokratischer Standards vor.

„Die Klimaaktivisten akzeptieren andere Meinungen nicht, weil sie ihre eigene Meinung für wissenschaftlich alternativlos halten. Die Klimabewegung ist undemokratisch“, sagte Rödder den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagausgaben).

Die Klimaaktivisten erhöben, mit Verweis „auf das, was sie für objektive Wissenschaften und unbestreitbare Befunde halten“, einen Anspruch auf „Wahrheit, den sie mit dem Konzept des allgemeinen Willens des Philosophen Jean-Jacques Rousseau“ verbänden.

Das bedeute: „Sie erheben einen uneingeschränkten Deutungsanspruch, das Gemeinwohl zu kennen. Demokratie besteht aber immer aus dem Wettbewerb von unterschiedlichen Meinungen. Genau hier liegt das Problem“, so der Geschichtsprofessor weiter.

Als Historiker sei er „einerseits extrem skeptisch gegenüber wissenschaftlichen Absolutheitsansprüchen“. Einen solchen Absolutheitsanspruch habe auch der Marxismus im sowjetischen Kommunismus erhoben.

Auf der anderen Seite leuchtet mir ein, dass die klimawissenschaftlichen Aussagen mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig sein dürften“, sagte Rödder.

Es gebe keinen intellektuell überzeugenden Ausweg aus dem beschriebenen Dilemma, sondern nur einen pragmatischen. „Auf der einen Seite werde ich weiter die Absolutheit der klimapolitischen Ansprüche zurückweisen“, so der Historiker weiter. Auf der anderen Seite halte er es „für klug, eine möglichst umfangreiche Klimapolitik zu betreiben“.

Im Nachhinein „wäre der Schaden fraglos am größten“, wenn sich die Vorhersagen als richtig erwiesen, man aber „nichts oder zu wenig unternommen“ habe.

Zu den Protestaktionen von Extinction Rebellion sagte Rödder, die Blockade von Kreuzungen überschreite keine Grenzen, die in der Demokratie nicht auszuhalten wären. „Mein Eindruck ist aber, dass bei Extinction Rebellion gewaltsames Eskalationspotenzial in der Bewegung steckt“, so der Geschichtsprofessor weiter.

Extinction Rebellion erhebe noch einmal stärker als andere für sich den Anspruch auf Wahrheit. „In der Geschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass dies mit immer weiterer Radikalisierung einhergehen kann“, sagte Rödder den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Der Staat müsse Extinction Rebellion „also genau im Auge behalten“. (dts)



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