Merkel und die Zitteranfälle: Brexit, EU und Rechtsradikalismus-Debatte als Auslöser?

Nach den jüngsten Zitteranfällen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei öffentlichen Auftritten mag die Gerüchteküche weiterhin nicht verstummen. Einige Experten stellen Ferndiagnosen in Richtung Wassermangel oder Unterzuckerung. Ein ehemaliger Planungschef im Kanzleramt hingegen wittert „fremdbestimmten Stress“.
Von 28. Juni 2019

Der wiederholte Zitteranfall bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Öffentlichkeit am Donnerstagmorgen (27.6.) heizt weiterhin Spekulationen an. Inmitten der Zeremonie zur Verabschiedung von Ex-Justizministerin Katarina Barley, die ins Europäische Parlament wechselt, begannen Beine und Arme der Kanzlerin zu zittern, sodass diese sogar ihren rechten Unterarm mit der linken Hand festhalten und versuchen musste, sich selbst durch leichtes Rudern der Arme zu stabilisieren.

Der Anfall dauerte etwa eine Minute. Allerdings war es nicht der erste, der sie im Laufe von nur einer Woche während eines offiziellen Termins befallen hatte. Erst wenige Tage zuvor war es anlässlich eines Empfangs für den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski zu ähnlichen Szenen gekommen. Anwesende ukrainische Diplomaten schilderten, dass der Zitteranfall der deutschen Bundeskanzlerin bei ihnen Besorgnis ausgelöst habe.

„Wir haben alle nicht sofort verstanden, was dort passiert, aber waren schwer besorgt“, zitiert „Bild“ ein Delegationsmitglied. „Das Zittern war aber nach zwei Minuten vorüber. In den anschließenden Gesprächen hat die Kanzlerin dann ganz normal weitergemacht, sie wirkte wieder fit.“

Parkinson oder epileptischer Anfall Experten zufolge auszuschließen

Bewegung habe in beiden Fällen die Symptome wieder abklingen lassen, schildert der „Münchner Merkur“. Bislang hatte es in Merkels Amtszeit vereinzelte Schwächeanfälle am Rande offizieller Auftritte gegeben. Im Dezember 2014 musste sie während eines ZDF-Interviews zur Stärkung mit Schokolade und Wasser ins Nebenzimmer. Im Juli 2015 war die Rede von einer Kreislaufschwäche, die sich während einer „Tristan“-Aufführung in Bayreuth ereignet hätte. Es hieß allerdings später, es sei lediglich ein Stuhl unter ihr zusammengebrochen. Im Juni 2017 wirkte sie bei einem Besuch in Mexiko-Stadt angeschlagen.

Während es bis dato noch keine offizielle Stellungnahme über eine mögliche Ursache des Schwächeanfalls gibt, machen eine Reihe von Spekulationen und mehr oder minder fundierten Ferndiagnosen die Runde.

Unter anderem von Wassermangel, Unterzuckerung oder einem hypoglykämischem Schock war die Rede, aber auch von möglichen gravierenderen gesundheitlichen Anomalien wie etwa Parkinson. Diese Krankheit schließen jedoch Ärzte gegenüber der „Bild“ aus, da diese eine deutlich andere äußere Symptomatik bezüglich des Zitterns zeige. Auch ein epileptischer Anfall könne ausgeschlossen werden. Allerdings erscheine es als naheliegend, dass sich der Körper durch Kontraktionen gegen einen unmittelbar bevorstehenden, drastischen Blutdruckabfall gestemmt habe.

Kanzlerin bräuchte „zwei Wochen Urlaub“

Der ehemalige Planungschef im Kanzleramt, Wolfgang Nowak, erklärte gegenüber der „Welt“, er wittere „fremdbestimmten Stress“ als Ursache für die gesundheitliche Situation Merkels. Dieser rühre unter anderem vom Brexit, von französischen Budgetwünschen auf EU-Ebene oder von der Debatte um angeblichen Rechtsradikalismus bei Polizei und Bundeswehr her. Der Anblick der Kameras beim Empfang im Schloss Bellevue habe sie zusätzlich unter Stress gesetzt, da sie darum gewusst habe, dass ein neuerlicher Zittervorfall „das Sommerloch füllen“ würde.

Merkel, so Nowak, bräuchte „zwei Wochen Urlaub“. Dieser sei jedoch in Anbetracht der Terminplanung derzeit nicht machbar.

Auch ausländische Medien äußern sich besorgt über den Gesundheitszustand der Kanzlerin. CNN befasste sich sogar mit möglichen Szenarien für den Fall eines gesundheitsbedingten Rücktritts Merkels und schrieb von einem möglichen „neuen Start für Deutschland“.

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, der Bundeskanzlerin gehe es mittlerweile wieder gut. Mittlerweile ist sie im japanischen Osaka zum G20-Gipfel eingetroffen. Dort stehen unter anderem Vier-Augen-Gespräche mit US-Präsident Donald Trump, Russlands Staatschef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem Programm. Am Sonntag wird die Kanzlerin zurückkehren – um direkt anschließend einen EU-Gipfel zu besuchen.



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