DGAP: Merz sollte mit Vorschlägen kommen
Merz telefoniert heute mit Trump: Mehr Freihandel statt Zölle
Merz und Trump haben sich persönlich noch nie getroffen – doch heute wird telefoniert. Merz will den US-Präsidenten bad persönlich kennenlernen. Seine Business-Erfahrung könnte dabei helfen.

Friedrich Merz am 6. Mai 2025 in Berlin.
Foto: Carsten Koall/Getty Images
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) will in einem Telefonat am Donnerstag versuchen, US-Präsident Donald Trump davon zu überzeugen, zugunsten von mehr Freihandel auf Zölle zu verzichten.
„Die Erfahrung, die wir in Europa gemacht haben mit offenen Grenzen, mit freiem Handel, ist, dass dies am Ende allen nutzt“, sagte Merz dem TV-Sender „Welt“.
Die Beziehungen zwischen Wirtschaftsnationen seien kein Nullsummenspiel. Wenn die Bedingungen gut seien, könnten alle davon profitieren. „Ich will versuchen, ihm zu erklären, dass wir gerne den Handel erleichtern würden und nicht weiter erschweren“, so Merz.
Baldiger Besuch geplant
Eine Neuauflage des gescheiterten Transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP zwischen der EU und den USA strebt der Kanzler nicht an. „TTIP war zu seiner Zeit richtig. Es ist schade, dass es gescheitert ist. Wir werden es nicht nochmal neu auflegen können, so wie es damals war“, sagte Merz.
Der Kanzler kündigte an, noch vor den internationalen Gipfeln in diesem Jahr Trump näher kennenlernen zu wollen. „Ich möchte, dass wir uns vorher treffen, dass wir uns auch persönlich gut kennenlernen und dass wir dann so viele Gemeinsamkeiten wie möglich suchen und sie auch gemeinsam nutzen“, sagte er.
Merz und Trump haben sich persönlich noch nie getroffen
Jackson Janes von der US-Denkfabrik German Marshall Fund in Washington beobachtet seit mehr als vier Jahrzehnten die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland. Merz sei ein überzeugter Transatlantiker und habe ungeachtet der jüngsten Spannungen um die Sicherheitspolitik und die AfD „die Chance, das wichtige Verhältnis neu auszuformen und zu definieren“, betont Janes.
Er sieht eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die Merz sich gegenüber Trump zunutze machen könnte. Der Kanzler sei zwar ganz neu im Job, habe aber „eine ganze Menge Business-Erfahrung“, sagt Janes. Dies gelte unter anderem durch Merz‘ Arbeit für die US-Investmentgesellschaft Blackrock. Zudem könne er auf gemeinsame politische Ziele verweisen, etwa bei der Grenzkontrolle und der Einwanderung.
Vorschlag: 250.000 Arbeitsplätze in den USA schaffen
Für bessere transatlantischen Beziehungen hat Janes noch einen Vorschlag: Zum 250. Jahrestag der US-Verfassung am 4. Juli 2026 könne Merz Trump die Schaffung von 250.000 Arbeitsplätzen in den USA zusagen.
Den Einwand, das könne der Kanzler nicht ernsthaft tun, lässt Janes nicht gelten. Dies sei eben eine „große Geste“ im Trumpschen Sinne und die symbolhafte Sprache, die der US-Präsident verstehe.
In Deutschland wird Merz immer wieder mangelnde Regierungserfahrung vorgeworfen. Janes sieht es als Pluspunkt, dass Merz weitgehend „unbelastet durch eine politische Vergangenheit“ ist. Das könnte Trump gefallen, der von sich selbst behauptet, er sei nicht Teil des politischen „Sumpfes in Washington“.
Wie Merz sei Trump zudem „kein großer Fan von Angela Merkel“, sagt Janes weiter. Deshalb sei es glaubwürdig, wenn Merz sage, er komme „mit einem neuen Besen“, um Scherben im transatlantischen Verhältnis wegzufegen.
DGAP: Merz sollte mit Vorschlägen kommen
Rachel Tausendfreund von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin rät Merz, ungeachtet des Debakels um seine Wahl im Bundestag keine Schwäche gegenüber Trump zu zeigen. Er könne im Stil des US-Präsidenten argumentieren, er sei nicht bei allen beliebt, weil er eben „ein starker Typ ist mit starken Meinungen“.
Tausendfreund sieht aber auch einige Unsicherheitsfaktoren bei dem CDU-Mann: „Ich bin nicht so sicher, ob Merz willens ist, Trump zu schmeicheln und seine Spielchen zu spielen“, sagt die DGAP-Expertin.
Merz selbst hat angekündigt, „offen“ mit Trump zu reden, was die Unterstützung der US-Regierung für die AfD angeht, und ihn zu „ermuntern, die Innenpolitik in Deutschland Innenpolitik sein zu lassen“. Tausendfreund hält dies für keine gute Idee: „Darüber würde ich keinen Streit suchen“, sagt die Forscherin.
Besser wäre es aus ihrer Sicht, sich auf die großen Themen wie Handel und Sicherheitspolitik zu konzentrieren. Dabei solle Merz „nicht als Bittsteller, sondern mit Vorschlägen“ zu Trump kommen. Er könne etwa darauf abheben, was die Europäer künftig alles eigenständig für ihre Verteidigung leisten wollten und warum das „ein guter Deal für die USA“ sei.
Dafür müsse Deutschland aber auch bereit sein, mehr zu tun, etwa in der Debatte um europäische Friedenstruppen zur Absicherung eines US-vermittelten Friedens in der Ukraine, sagt Tausendfreund.(afp/dts/red)
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