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Alleskönner Rosskastanie

Mehr als Deko: Nicht essbare Herbstfrüchte mit überraschender Wirkung

Klein, rund und braun glänzend – die Rosskastanie ist viel mehr als nur Bastelmaterial aus Kindertagen. Wer sie genauer betrachtet, entdeckt in ihr einen echten Alltagshelden für Haushalt, Körperpflege und Gesundheit.

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Rosskastanien wurden früher oft als Glücksbringer verschenkt.

Foto: iStock/Thunderstock

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Lesedauer: 7 Min.


In Kürze:

  • Rosskastanien sind die heimische Waschnuss.
  • Erfahren Sie, wie Sie Rosskastanienwaschmittel selbst herstellen.
  • Rosskastanien haben sich auch in der Naturkosmetik und als Heilmittel bewährt.

 
Der Herbst beschenkt uns reichlich mit Wald- und Nussfrüchten. Während essbare Herbstfrüchte wie Bucheckern oder Esskastanien als besondere Delikatesse gelten, lohnt es sich auch, nicht essbare Herbstfrüchte wie die Rosskastanie zu sammeln. Denn sie überzeugt nicht nur durch ihre Schönheit und als Dekomaterial, sondern vor allem als nachhaltiges Wasch- und Hausmittel im Alltag.

Vorteile der Rosskastanie als Naturwaschmittel

Viele haben Rosskastanien schon als Kinder gesammelt, für die Wildtierfütterung oder um daraus kleine Männchen und Tierfiguren zu basteln. Doch Rosskastaniensamen können weit mehr: Aus ihnen lässt sich ein natürliches Wasch- und Reinigungsmittel herstellen, das im Haushalt vielseitig einsetzbar ist. Auch in der Naturkosmetik und zur Pflege von Haut und Venen haben sie sich längst bewährt.
Umweltschonend, hautfreundlich und günstig
Die Rosskastanie zählt zur Familie der Seifenbaumgewächse und enthält waschaktive Saponine, die ähnlich wie Seife schäumen, sobald man sie mit Wasser aufschüttelt. Diese natürlichen Tenside werden im Kreislauf der Natur vollständig abgebaut und sind somit besonders umweltfreundlich. Waschmittel aus Rosskastanien nutzt lokale Ressourcen, reduziert Verpackungsmaterial und Abfall und ist völlig chemiefrei.
Es ist nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders hautverträglich. Daher eignet es sich besonders zum Waschen von Kinderkleidung oder für Menschen mit Hautproblemen wie Juckreiz oder Neurodermitis. Überdies schont es Farben und Textilien und ist auch für feine Wäsche aus Wolle und Seide geeignet.
Darüber hinaus spart dieses Naturwaschmittel Geld, denn das Sammeln der Kastanien in Wäldern oder Parkanlagen ist kostenlos. Es ist einfach herzustellen, sehr ergiebig und die Kastanien können mehrmals verwendet werden. Bereits eineinhalb Kilogramm Kastanien können den Jahresbedarf an Waschmittel für eine Person decken.
Enzyme & Gerbstoffe: Natürliche Kraft für Flecken und Farben
Neben Saponinen enthält die Rosskastanie auch Enzyme und Gerbstoffe. Die Enzyme verstärken die Waschleistung der Saponine und helfen so bei der Fleckenentfernung. Wäsche mit Flecken sollte man einfach etwas länger in der Rosskastanienlauge einweichen oder zusätzlich etwas Lauge in das Vorwaschprogramm geben. Bei hartnäckigen Flecken lohnt es sich, mit Gall- oder Kernseife vorzubehandeln. [1]
Die enthaltenen Gerbstoffe schützen die Farben vor dem Ausbleichen. Gleichzeitig haben sie eine antibakterielle, schweißhemmende, juckreizstillende und pilzhemmende Wirkung auf die Haut. Die verschiedenen Säureverbindungen in der Rosskastanie machen die Wäsche zudem angenehm weich, sodass ein Weichspüler überflüssig wird. [1]

Naturwaschmittel aus Rosskastanien herstellen:

  1. Rosskastanien sammeln und waschen. Rosskastanien können von Mitte September bis November gesammelt werden. Wichtig ist, nur saubere und unbeschädigte Kastanien zu sammeln. Anschließend die Kastanien, falls nötig, waschen und abtrocknen lassen.
  2. Die Kastanien mit einem Messer in kleine Stücke schneiden. Für Weißwäsche zuvor die braune Schale entfernen.
  3. Wer einen Hochleistungsmixer oder Multizerkleinerer besitzt, pulverisiert anschließend die Kastanien damit. Je besser die Kastanien zerkleinert sind, desto schneller bildet sich die Lauge. Falls diese Geräte nicht zur Verfügung stehen, die Kastanien mit dem Messer möglichst klein hacken.
  4. Das Granulat entweder sofort verwenden oder zur Aufbewahrung dünn und locker auf Blechen ausbreiten und an der Luft in einem warmen Raum wie dem Heizraum oder im Dörrgerät oder Backofen bei 40 bis 70 °C trocknen. Während des Trocknens mehrfach wenden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Nach vollständiger Trocknung das Granulat erneut fein zu Pulver vermahlen.
  5. In Gläsern mit Schraubdeckel verschlossen trocken aufbewahren.

Waschmittel aus Rosskastanien hat die Reinigungskraft eines Universalwaschmittels.

Foto: iStock/Helin-Loik-Tomson

Wäsche waschen mit Rosskastanien-Flüssigwaschmittel:

  1. 50 Gramm getrocknetes oder 80 bis 100 Gramm frisches Kastanienpulver/-granulat in ein verschließbares Glas geben und mit einem Liter Wasser auffüllen.
  2. Glas verschließen, schütteln und eine Stunde bis zu einem Tag lang stehen lassen.
  3. Die Lauge durch ein feines Sieb abseihen und 50 Milliliter Apfelessig als natürlichen Wasserenthärter hinzufügen.
  4. Das Flüssigwaschmittel direkt zur Wäsche in die Trommel oder in das Waschmittelfach füllen und die Wäsche wie gewohnt damit waschen.
  5. Das Kastanienpulver kann noch zwei bis dreimal für leicht verschmutzte Wäsche verwendet werden, da die Waschkraft bei jedem Waschvorgang etwas abnimmt. Die Reste kompostieren.
Rosskastanien waschen duftneutral. Zum Beduften der Wäsche können Duftsäckchen aus Lavendel, Rose oder Salbei in den Wäscheschrank gelegt werden, die gleichzeitig Motten und Ungeziefer fernhalten. Damit weiße Wäsche schön strahlend weiß bleibt, ist die Zugabe von Natron oder Sauerstoffbleiche empfehlenswert.
Das Flüssigwaschmittel ist bis zu drei Tagen im Kühlschrank haltbar.

Rosskastanie als Universalmittel im Haushalt

Kastanienlauge eignet sich hervorragend als umweltfreundlicher Allzweckreiniger für den gesamten Haushalt, sei es in Küche, im Bad, auf Böden, Fenstern oder beim Abwasch. Wahlweise können der Lauge einige Tropfen reines ätherisches Öl wie Zitrone oder Orange hinzugefügt werden. Das verleiht nicht nur einen angenehm frischen Duft, sondern verbessert auch die Reinigungskraft. Darüber hinaus lässt sich Kastanienlauge als natürliche Pflanzenseife zur Bekämpfung von Blattläusen oder anderem Ungeziefer einsetzen.

Rosskastanien in der Naturkosmetik

Wer auf Naturkosmetik setzt, kann Kastanien als natürliche Basis zur Herstellung von sanftem und hautschonendem Duschgel, Shampoo oder von Flüssigseife verwenden, die ein strahlendes Aussehen der Haut fördern. Studien zeigen, dass die enthaltenen Saponine, die als Aescin bezeichnet werden, stark entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Rosskastanien schützen mit ihren antioxidativen Eigenschaften zudem die Haut vor Schäden durch freie Radikale.

Nicht zuletzt gilt ein Ölauszug aus Rosskastanien als bewährtes Hausmittel zur unterstützenden Behandlung von Besenreisern und Krampfadern. Die in der Kastanie enthaltenen Wirkstoffe fördern die Durchblutung und können Schwellungen in den Beinen spürbar lindern. Auch innerlich kann Rosskastanie angewendet werden: Spezielle Extrakte sind in Apotheken erhältlich und werden zur Stärkung der Venenfunktion eingesetzt.

Quellen:

[1] Nedoma, Gabriela (2015): Naturwaschmittel Rosskastanie, Aesculus Verlag, Wolkersdorf

Renate Hofmarcher begeistert sich für Themen wie gesunde Ernährung, Heilkräuter und essbare Wildkräuter. Sie beleuchtet in ihren Artikeln sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch traditionell überliefertes Wissen zu diesen Themen. Zudem schreibt sie gerne über praktische Gartentipps.

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