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Aller Warnungen zum Trotz: Huawei erhält 5G-Verträge bei 47 europäischen Providern

Die Warnungen vor der 5G-Technik des chinesischen Technologieriesen Huawei werden in Europa weitgehend ignoriert.

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Huawei-Büro in den Niederlanden.

Foto: iStock

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Lesedauer: 6 Min.

Der chinesische Telekomriese Huawei hat weltweit 91 Verträge mit Mobilfunkprovidern zum Aufbau von Mobilfunknetzen der fünften Generation (5G) geschlossen. Das teilte Huawei-Manager Ryan Ding auf einer Hausmesse des Konzerns in London mit.
Über die Hälfte der Verträge – nämlich 47 Kontrakte – stammen von europäischen Mobilfunkanbietern. 27 Verträge seien mit Providern in Asien unterzeichnet worden.
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump warnt seit Monaten, vor einer Beteiligung von Huawei am Aufbau von 5G-Netzwerken außerhalb Chinas. Huawei ist eng mit der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei verbandelt und werde im Zweifelsfall Spionage- oder Sabotagebefehle der chinesischen Führung umsetzen, so der zentrale Vorwurf.
Huawei könne heimlich über eigentlich für Sicherheitsbehörden vorgesehene Schnittstellen auf Netze zugreifen, betont die US-Regierung. Auch zahlreiche Experten warnen vor der Spionagegefahr durch Huawei.

Großbritannien verzichtet auf Huawei-Ausschluss

Zuletzt hatte Großbritannien darauf verzichtet, Huawei ganz grundsätzlich von der Vergabe von 5G-Verträgen auszuschließen. Die Regierung von Boris Johnson legte lediglich fest, dass Anbieter, die als „risikobehaftet“ gelten, nicht in Kernnetzen und in der Nähe von wichtigen Anlagen wie Flughäfen oder Atomkraftwerken eingesetzt werden dürfen – und maximal gut ein Drittel der Infrastruktur versorgen können.
Huawei-Manager Ding machte bei seinen Angaben keinen Unterschied zwischen Kernnetz-Versorgung und Anlagen in der Fläche. Experten verweisen in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Abgrenzung zwischen Kernnetz und Peripherie immer schwerer falle, weil mit dem Trend des sogenannten Edge-Computings immer mehr Datenverarbeitung in den Randbereichen der Netze stattfinde.
5G soll dank extrem schneller Reaktionszeit eine Kommunikation praktisch in Echtzeit ermöglichen. Das gilt als wichtige Voraussetzung zur Fernsteuerung von Industrieanlagen oder Roboterautos. Daher ist es notwendig, die Laufzeiten (Latenz) in den Netzen zu reduzieren.

Ist Huawei „Technologieführer“?

Zu den Huawei-Kunden in Europa gehört unter anderen die spanische Telefónica-Gruppe, die in Deutschland mit der Marke O2 präsent ist. Außerdem hatten Sunrise in der Schweiz und KPN in den Niederlanden eine Zusammenarbeit mit Huawei beim Thema 5G kommuniziert. Auch in Deutschland wird seit Monaten darüber diskutiert, ob Huawei vom 5G-Ausbau ausgeschlossen werden soll. Vodafone und Deutsche Telekom haben in ihren 4G-Netzen auch Huawei-Technik verbaut, setzen aber auch Anlagen der Huawei-Wettbewerber Nokia und Ericsson ein.
Huawei-Manager Ding bezeichnete in London sein Unternehmen als „Technologieführer“. Wettbewerber lägen hier hinter Huawei zurück. Vertreter von Ericsson und Nokia haben diese Behauptung allerdings schon in den vergangenen Monaten in Frage gestellt und auf wichtige 5G-Patente verwiesen, die von den Europäern gehalten würden.
Ding betonte, 5G biete den Providern die Möglichkeit, sich vom reinen Preiskampf zu verabschieden, der bislang den Wettbewerb von 4G dominiere. „Bei 5G können sich die Provider mit neuen Funktionen differenzieren.“ Dabei verwies er auf Innovationen wie mobile Virtual-Reality-Anwendungen oder die Aussicht auf Video-on-Demand-Dienste in höchster Auflösung (UHD).

Warnungen vor Huawei

Der Bundesnachrichtendienst hat bereits 2011 davor gewarnt, „dass bei einem Einsatz von Komponenten der Firma Huawei in sensitiven Bereichen deutscher Behörden und Unternehmen die Risiken einer nachrichtendienstlichen Ausspähung steigen“. Aus diesem Grund sei dem Unternehmen 2013 die Aufnahme in eine Arbeitsgruppe des „Nationalen IT-Gipfels“ verwehrt worden, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“.
Laut dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sei Huawei „nicht irgendein privates Unternehmen, sondern dahinter steht die Kommunistische Partei Chinas. Ich halte es für sicherheitspolitisch gefährlich, uns in eine Abhängigkeit von dieser Partei zu begeben. Wir wissen, dass China ein totalitärer Staat ist, in dem modernste IT-Technik verwendet wird, um die eigenen Staatsangehörigen zu bewerten und zu überwachen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass China kein westlicher Partner ist, sondern ein von der KP totalitär regierter Staat ist, der in keiner Weise unsere demokratischen Werte teilt.“

Huawei und das chinesische Militär

Zudem berichtete „Bloomberg“ im Sommer 2019, dass Mitarbeiter des chinesischen Technologieunternehmens Huawei gemeinsam mit Chinas Militär an Forschungsprojekten gearbeitet haben. Dies weist auf eine enge Bindung zwischen Huawei und den Streitkräften der Partei hin – etwas das Chinas größter Smartphone-Hersteller bislang bestritten hat.
Offenbar haben sich Huawei-Mitarbeiter und chinesische Militär-Angehörige gemeinsam an mindestens zehn Forschungsprojekten beteiligt – von Künstlicher Intelligenz (KI) bis hin zu Funkkommunikation. Der Techriese, die Zentrale Militärkommission – das oberste Organ der Streitkräfte – und die „National University of Defense Technology“ standen – oder stehen – in enger Verbindung. In ihren Projekten ging es vor allem, um das Sammeln und Analysieren von Daten – das betraf menschliches Verhalten online, sowie das Auswerten von Satellitenbildern und geografischen Daten.
Das sind aber nur einige Projekte, die der Öffentlichkeit durch Studien zugänglich gemacht worden sind und die Aufschluss darüber geben, wie die Mitarbeiter von Huawei und die der chinesischen Armee bei der Erforschung einer Reihe potenzieller Militär- und Sicherheitsanwendungen zusammengearbeitet haben. Viele Forschungsprojekte gelangen nicht an die Öffentlichkeit, da sie unter strengem Verschluss gehalten werden.
„Bloomberg“ bezieht die Informationen über die oben genannten Forschungsarbeiten zwischen Huawei und Chinas Militär aus einschlägigen chinesischen Fachzeitschriften und Online-Forschungsdatenbanken, die hauptsächlich von chinesischen Wissenschaftlern und Branchenspezialisten genutzt werden. Die Autoren der Abhandlungen identifizieren sich als Huawei-Mitarbeiter. Der Firmenname Huawei wurde laut „Bloomberg“ mehrmals in den Dokumenten aufgeführt. Die von der Zeitung analysierten Schriftstücke stammen aus dem Jahr 2006. (so/dpa)

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