Die „narrativen Illusionen“ durchschauen – Früher nannte man sie Propaganda

Eine Diskussion mit James Scott über Operationen zur Einflussnahme in der Gesellschaft und über psychologische Kriegsführung. Scott ist Experte für Internetsicherheit und Informationskriegsführung, der den US-Kongress und die Nachrichtendienste zu diesen Fragen berät.
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James Scott, Experte für Internetsicherheit und Informationskriegsführung, am 4. April 2018 in New York.Foto: Benjamin Chasteen/The Epoch Times

Die Medien sind nicht mehr auf einzelne Länder oder Regionen begrenzt. Wenn jemand im Iran ein Video im Internet veröffentlicht, können es Menschen auf der ganzen Welt sehen. Und selbst eine beiläufige Aussage auf Twitter kann weltweit empfangen werden.

Die Reichweite und die Macht der Medien sind nicht unbemerkt geblieben. Wichtige Akteure wie Regierungen, Geheimdienste, große Unternehmen und Interessengruppen nutzen Methoden der psychologischen Kriegsführung, um Ideen und Konzepte für eine gesteuerte, kollektive Wahrnehmung durch die Medien zu entwickeln.

Um diese Situation und die Methoden besser zu verstehen, habe ich mich mit James Scott unterhalten. Scott ist Experte für Internetsicherheit und Informationskriegsführung, der den Kongress und die Nachrichtendienste zu diesen Fragen berät und beim Aufbau des „Institute for Critical Infrastructure Technology’s Center for Cyber Influence Operations Studies“ mitgewirkt hat.

Das Ziel psychologischer Kriegsführung ist es, die Art und Weise, wie Menschen Informationen wahrnehmen, zu verändern. Dies geschieht durch eine Vielzahl von Methoden: So werden in Bezug auf ansonsten wahre Informationen falsche Schlüsse gezogen; es werden Bilder verwendet, um bestimmte Vorstellungen zu Themen zu erzeugen; oder man macht sich verschiedene Arten von Nachrichtenartikeln und Propaganda zunutze, um die dadurch hervorgerufenen emotionalen Erinnerungen mit einem bestimmten Thema zu verknüpfen.

Laut Scott haben die meisten Großmächte ihre Operationen zur psychologischen Kriegsführung digitalisiert. Die Vereinigten Staaten würden in diesem Bereich jedoch hinterherhinken. „Alle, außer uns, haben das verstanden“, sagte er.

In der heutigen Gesellschaft hat sich die Dynamik der Loyalität verändert. Scott beschreibt den Zustand der modernen Gesellschaft als einen Ort der „digitalen Stämme“, die von den „Häuptlingen“ verschiedener ideologischer Richtungen angeführt würden.

Das ist der YouTube-Kanal. Das ist die Twitter-Person, der Sie folgen. Das ist der Hashtag, dem Sie folgen. Es ist nicht der Senat“, so Scott. „Ich denke, der Kongress sieht jetzt, wie irrelevant er ist. Die Polizei begreift allmählich, wie wenig Kontrolle sie hat.“

Während Loyalitäten ins Wanken geraten, wird die größer werdende Kluft von ausländischen Mächten und Gruppen ausgefüllt, die daran interessiert sind, ihre jeweilige Agenda voranzutreiben. Viele Gruppen führen einen ideologischen Krieg.

Vieles davon geht auf kommunistische Bewegungen und Studentenaufstände zurück, die verschiedene Interessengruppen zu Themen bildeten, die heute die Gesellschaft durchdringen.

Im Vietnamkrieg erklärte der Vietcong, dass er zwei Kriege geführt habe: einen der Kugeln und einen der Worte. Indem sie den Krieg der Worte gewannen, hätten sie letztendlich den Gesamtsieg davongetragen.

Wie man Gesellschaften destabilisiert

Die Sowjetunion brachte derweil verschiedene Taktiken der ideologischen Subversion voran, die darauf basiert, eine Gesellschaft zu destabilisieren, indem die öffentliche Wahrnehmung gegenüber allen Institutionen angegriffen wird, durch die eine Gesellschaft funktioniert, sowie durch Infiltration dieser Institutionen, um sie von innen heraus zu destabilisieren und ihre Agenda zu fördern.

Selbst in der heutigen Kommunistischen Partei Chinas wird diese Taktik fortgesetzt. Vor kurzem sickerte ein Dokument durch, das Chinas Zensurbehörde „Staatliche Verwaltung für Presse, Publikation, Radio, Film und Fernsehen“ (SAPPRFT) an die Massenmedien herausgegeben hatte. Es enthält interne Richtlinien darüber, wie historische Figuren Chinas dargestellt bzw. nicht dargestellt werden dürfen, und welche Informationen erlaubt sind und welche nicht.

Durch diese Vorgaben soll die Illusion aufrechterhalten werden, die das chinesische Regime in seinen verschiedenen Bewegungen geschaffen hat. So etwa in der Kulturrevolution, in der die chinesische Geschichte und Kultur zerstört wurden, um das derzeit herrschende kommunistische System zu installieren.

Alle diese Systeme funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Wenn die Interpretation der Geschichte verändert wird, verändert sich auch die Interpretation der Werte der Menschen.

Diejenigen, die das Regime erfolgreich einer Gehirnwäsche unterzogen hat, können dann eingesetzt werden, um die breite Öffentlichkeit zu terrorisieren. So können die etablierten Ideen einer Gesellschaft erschüttert und von innen heraus zerstört werden.

Laut Scott kommt hier die Memetik in den heutigen Bewegungen der psychologischen Kriegsführung ins Spiel. Die Memetik untersucht, wie Ideen in eine Gesellschaft eingeführt werden, wie sich diese im Laufe der Zeit verändern und wie sie schließlich eine Kultur beeinflussen.

Wenn man das Mem kontrolliert, kontrolliert man die Idee. Wenn man die Idee kontrolliert, kontrolliert man das Glaubenssystem. Wenn man das Glaubenssystem kontrolliert, kontrolliert man die Geschichte. So steuerst du die Bevölkerung“, meint Scott.

„In diesen Tagen ist das nicht nur die kommunistische Revolution“, sagte Scott. Sogar Großunternehmen, Werbeagenturen und Interessenvertretungen hätten von der subversiven Taktik der kommunistischen Bewegungen gelernt. „Sie haben diese Methoden für ihre eigenen Zwecke übernommen.“

Sogar die Werbung „basiert auf Propaganda und psychologischer Kriegsführung“, so Scott. Dies ist mit dem Werk Edward Bernays verknüpft, dessen Buch „Propaganda“ die Idee hervorbrachte, dass die Öffentlichkeit nichts weiter als eine unvernünftige Menge mit Herdeninstinkt sei. Diese Methoden würden noch heute von Werbemedien und Regierungen verwendet.

Bernays habe den Gedanken des „Konsumfetischismus” und der „Nutzung von Propaganda, um Psychologie zu einer Waffe gegen das Selbst zu machen“ eingeführt, erklärte Scott.

Angesichts der Gesamtsituation der Welt und aller beweglichen Teilchen, die versuchen würden, die Wahrnehmung, die Wünsche und die Psychologie der Menschen für ihre eigenen Zwecke zu verändern, sagt Scott: „Es ist deprimierend, darüber nachzudenken. Aber man versucht, positiv zu sein.“

Gleichzeitig stellte er ein leises Erwachen fest. Die Leute würden anfangen, die verschiedenen Tricks unter Ausnutzung ihrer politischen Neigungen, durch Fake News und Manipulation spezieller Interessen zu durchschauen.

Ich glaube, wir erleben eine Art Renaissance des Denkens“, sagte Scott.

Er verglich diesen Entwicklungsverlauf mit dem, was sich auch im Bereich der technologischen Entwicklung abspielt, wo durch die Erweiterung der Automatisierung und ähnlicher Technologien bereits die Arbeitsplätze von Arbeitern ersetzt wurden. In der Folge könnte das die Welt in eine noch größere Kluft zwischen Arm und Reich führen.

„Das gleiche werden wir jetzt mit der Psychologie haben“, sagte Scott.

„Sie werden Leute haben, die initiativ vorgehen, um der Normalisierung der anormalen und narrativen Illusionen nicht nachzugeben“, sagte er. „Aber dann hat man auch Leute, die sich dessen nicht bewusst sind und die einfach zurückgelassen werden.“

Quelle: The Epoch Times

Fortsetzung erscheint am 4. Juli um 10 Uhr

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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