Chinas berühmter Künstler Ai Weiwei berichtet von 81 Tagen Haft

Titelbild
ARCHIV - Der chinesische Künstler Ai Weiwei vor seiner Haustür in Peking am 22. Juni 2011, dem Tag seiner Freilassung.Foto: AP Photo/Ng Han Guan

Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei, der seit seiner Freilassung aus willkürlicher Haft im Juni Redeverbot hat, berichtete zum ersten Mal über Einzelheiten, die er während seiner Haft in China erlebte. Die zufällige Begegnung in einer Bank in Peking mit Ju Baiyu, einer Journalistin aus Hongkong, hatte dazu geführt, dass seine Aussagen in der Zeitung „Apple Daily“ am 2. August erschienen. Seit seiner Entlassung am 22. Juni hatte Ai nicht mit der Presse gesprochen oder sprechen können.

Während der 81 Tage, die Ai Weiwei in Haft verbrachte, wurde er 52 Mal verhört, heißt es in dem Zeitungsbericht. Ai Weiwei erwähnte weder Einzelheiten über die Verhörmethoden, noch ob er körperlich gefoltert oder mit Folter bedroht wurde. Stattdessen konzentrierten sich seine Bemerkungen auf die psychischen Qualen, unter denen er in der Haft gelitten hat.

„Ich verlor jede Verbindung zur Außenwelt und ging unter in einer Welt der Finsternis. Ich hatte Angst, dass meine Existenz lautlos verschwinden würde; niemand wusste, wo ich mich befand und niemand würde es je erfahren. Ich war wie eine kleine Sojabohne; einmal auf den Boden gefallen, rollt sie in die Ecke und in einen Spalt hinein. Nicht imstande, irgendwelche Geräusche zu machen, gerät sie für immer in Vergessenheit“, so Ai mit dem für ihn typischen Elan.

In dem Artikel heißt es weiter, dass Ai jeden Tag um 6:30 Uhr geweckt und dann von zwei Sicherheitsbeamten verhört worden sei, diese Beamten hätten bei dem Verhör eine „Gesprächsmethode“ angewandt.

Ferner habe Ai gesagt, er fühle sich „beruhigt und froh“ über die Reaktion der Medien und der Öffentlichkeit hinsichtlich des Unfalls des Hochgeschwindigkeitszuges in Wenzhou. In den letzten Wochen wurde Chinas kommunistische Verwaltung von Internetbenutzern schwer attackiert und beschuldigt, den Vorfall zu vertuschen und Lügen zu verbreiten. Viele der Internetbenutzer vermuten, dass Korruption und der allgemeine Mangel an Transparenz zu der Katastrophe führten.

In den vergangenen Jahren zeigte sich Ai Weiwei immer wieder betont als Teilnehmer an „Grass-Roots“ -Ermittlungen von politisch bezogenen Katastrophen, einschließlich des Skandals um mit Melanin verseuchte Milch und der Anzahl der Schüler, die bei dem Erdbeben in Sichuan im Jahr 2008 ums Leben kamen. Bei dem Erdbeben stürzten Hunderte von Schulgebäuden ein, dagegen blieben Gebäude der Kommunistischen Partei Chinas unversehrt. Das führte viele Eltern zu der Vermutung, dass der Tod ihrer Kinder auf die anhaltende Korruption in der Regierung zurückzuführen sei. Aber die Gruppen, die versuchten, den Vorfall zu untersuchen, wurden schikaniert und gewaltsam aufgelöst.

Ai wurde am 3. April 2011 auf dem Pekinger Flughafen festgenommen und erst am 22. Juni gegen Kaution freigelassen, nach 81 Tagen Haft. Am 27. Juni befahl die Pekinger Stadtverwaltung Ai Weiwei, rund 12 Millionen Yuan (1.3 Millionen Euro) an vermeintlich geschuldeten Steuern und zusätzlichen Strafgebühren zu zahlen.

Bei der zufälligen Begegnung in der Bank hatten die Journalistin Ju Baiyu und Ai Weiwei vereinbart, sich später in Ai Weiweis Haus zu treffen. Als Ju ihn jedoch besuchen wollte, wurde sie von Beamten der „Inneren Sicherheit“ [d.h. der Polizei] abgewiesen.

 

Originalartikel auf Englisch: Ai Weiwei describes Mental Torment in Captivity

 

 



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