China: Milliardär startet Schlammschlacht wegen Korruptionsvorwürfen

Titelbild
Hu Shuli, Chefredakteurin des für seine Korruptionsenthüllungen gefürchteten Blattes Caixin, wurde von einem Milliardär mit wüsten Vorwürfen bombardiert.Foto: ChinaFotoPress / Getty Images
Von und 31. März 2015

Chinas Kampf gegen die Korruption erreicht einen neuen Höhepunkt: Ein Milliardär liefert sich mit der „gefährlichsten Frau Chinas“ eine wahre Schlammschlacht in den Medien.

Guo Wengui, Hauptanteilseigner der Pekinger Konzerne Zenith Holdings und Pangu Investment ging nach unangenehmen Enthüllungen über seine Person zum Gegenangriff über: Alles Verleumdung, was das Finanzmagazin Caixin letzte Woche über ihn verbreitet habe, schrieb er auf der offiziellen Firmenwebsite und seinem Weibo-Account. Und als ob dies nicht genug wäre, verbreitete er, der sich gerade in sicherer Entfernung in den USA befindet, noch ein paar wüste Geschichten über die Caixin-Chefin Hu Shuli. Auch sie sei in Wirtschaftsskandale verwickelt, die Geliebte eines seiner Feinde und außerdem ein unersättliches Sex-Monster. Die Chinesen waren schockiert: Was geht hier vor? Warum führt ein Mann, der laut Forbes den Rang 74 der chinesischen Business-Elite einnimmt, einen derart schmutzigen Feldzug?

Hu Shuli und Caixin wiesen die Anschuldigungen wie zu erwarten zurück: Alles Verleumdung. Man habe die Polizei eingeschaltet und werde rechtliche Schritte unternehmen.

Hierzu muss man wissen, das Hu und ihr Magazin Staatschef Xi Jinping und seinen Korruptionsjägern sehr nahe stehen. In den vergangenen zwei Jahren hatte das Blatt immer wieder durch gezielte Enthüllungen die Jagd auf korrupte Persönlichkeiten eröffnet (daher Hus Spitzname „gefährlichste Frau Chinas“). Guo war am 25. März von dem Medium beschuldigt worden, mit Ex-Geheimdienst-Chef Ma Jian krumme Immobiliendeals abgewickelt zu haben. Ma Jian wurde im Januar selbst wegen Korrruption verhaftet, was angesichts seiner Position eine Sensation war. Mehr dazu unter: „Geheimdinest-Chef Ma Jian verhaftet“

Die Vorwürfe

Guo arbeitete laut Caixin seit Ende der 90er-Jahre in der Pekinger Immobilienbranche. Er kaufte und verwaltete mehrere Projekte im Olympiadorf, darunter auch den Komplex „Pangu Plaza“. Wiederholt kam es bei solchen Projekten zu Zahlungsschwierigkeiten und von Guo gekaufte Häuser gingen an die Pekinger Regierung zurück. Irgendwie gelang es Guo jedoch immer, durch mächtige Leute im Hintergrund die Sache zu seinen Gunsten ausgehen zu lassen, sodass er die von ihm gewünschten Immobilien letzten Endes zu Spottpreisen erstand.

Auf Guos Konto ging in diesem Zusammenhang auch die Klage gegen den Pekinger Vize-Bürgermeister Liu Zhihua, der 2006 noch während der Vorbereitung zu den Olympischen Spielen verhaftet und 2008 zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt wurde (wegen der für chinesische Verhältnisse lächerlichen Veruntreuung von 7 Millionen Yuan). Guos Geschäftstaktiken bedingten auch, dass es mit mehreren seiner engen Partner zum Bruch kam, diese dann zu seinen Feinden wurden oder gar im Gefängnis landeten. Um Ärger zu entgehen, begab er sich selbst mehrfach in die USA, wo er auch aktuell residiert, laut eigenen Angaben aus medizinischen Gründen. Sein Geschäft in China läuft weiter, als wäre nichts gewesen. Angesichts dessen vermuten Beobachter, dass Guo mächtige Freunde hat, die ihn beschützen.

Dies dürfte einerseits der entmachtete Geheimdienst-Chef Ma Jian und dessen noch mächtigerer Hintermann, Vizepräsident Zeng Qinghong (76) gewesen sein, der selbst die rechte Hand von Chinas Ex-Diktator Jiang Zemin (88) ist.

Machtkampf 2.0

Nui Lei, der anonyme und vielbeachtete Blogger aus dem Kreis von Xi Jinping schrieb dazu: „Dies ist kein oberflächlicher Streit, es ist ein Kampf auf höherer Ebene. Hu Shuli und Guo haben eigentlich nichts miteinander zu tun – es gibt jedoch eine geheimnisvolle Substanz, die beide verbindet. Der öffentliche Streit der beiden deutet auf eine tiefgreifende Veränderung der politischen Landschaft Chinas hin.“ Er schätzt, dass der Machtkampf zwischen den Lagern von Xi und Jiang noch ein bis zwei Jahre dauern wird, bis er eine Zwischenbalance findet.

Chinesische Beobachter vermuten, dass dies erst der Anfang war und in Zukunft noch mehr haarsträubende Geschichten nebst erfundenen „Zeugen“ von den verfeindeten Lagern aufs Tapet gebracht werden.



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