Vom Frosch, der wieder ein Prinz werden darf

Titelbild
Foto: ©Disney Enterprises, Inc.
Von 8. Dezember 2009

Walt Disney kehrt nach sechs Jahren Abstinenz und etlichen Exkursen in die Welt der Computeranimation zurück zu seinem eigentlichen Metier: Mit „The princess and the frog“ (deutscher Titel: „Küß den Frosch“) geht ein komplett von Hand gezeichnetes Meisterwerk an die Kinokassen.

„Es war der schönste Tag meines Lebens“, beschreibt Andreas Deja, Chefanimator in den Disney Studios, den Tag, als das Top-Management bekannt gab, man produziere trotz wirtschaftlicher Flaute und computeranimierter Filme weiterhin Zeichentrickfilme.

Ein Leichtes sei das keinesfalls gewesen, führte Deja bei einer Spezialaufführung des Filmes „The princess and the frog“ vor Fachpublikum in Berlin aus: Im Zuge der Computerisierung der Branche war die workflow-pipeline, mit der drei bis vier Trickfilme gleichzeitig produziert werden konnten, zusammengebrochen. Es gab noch genug Zeichentische für eine einzelne Produktion; der Mitarbeiterstab war zurückgefahren worden. Erstaunlicherweise sei es das kleinere Problem gewesen, neue, zeichnerisch begabte und begeisterte Künstler zu finden, die an eine Zukunft des gezeichneten Films glaubten.

Der aus Dinslaken stammende Andreas Deja lebt und arbeitet seit knapp 30 Jahren für die Walt Disney Studios in Hollywood und erinnert sich an Hoch und Tiefs: Als er in den 80er Jahren in die Staaten kam, nahm er zunächst an Demonstrationen der Trickfilmgewerkschaft vor den Toren der Disney Studios teil  – gegen die Auslagerung der Arbeit nach Fernost.

Andreas Deja (links), Chefanimator bei Walt Disney diskutiert mit deutschen Junior-Animatoren auf einem INDAC-Event zu dem neuen Film "The Princess and the Frog" im Cinemaxx am Potsdamer Platz in Berlin.Andreas Deja (links), Chefanimator bei Walt Disney diskutiert mit deutschen Junior-Animatoren auf einem INDAC-Event zu dem neuen Film "The Princess and the Frog" im Cinemaxx am Potsdamer Platz in Berlin.Foto: Sally Lin

Von Bösewichten und wahrer Liebe

Später, in den goldenen Jahren unter Michael Eisner, die eingeleitet worden waren von einer Disneyadaption des Hans-Christian-Andersen-Klassikers „Die kleine Meerjungfrau“, machte Deja sich einen Namen als Zeichner des bösen Zauberers Dschafar in „Aladdin“ und des neidischen und machtgierigen Löwen Skar in „Der König der Löwen“. Jedoch nicht nur Bösewichte liegen dem sympathischen Künstler. So glänzte er auch, indem er dem Göttersohn Herkules in der gleichnamigen Disneyverfilmung Leben einhauchte. In dem neuesten Disneyfilm verleiht er der schrulligen Zauberin Mama Odie handwerklich perfekt ihr gezeichnetes Dasein: Inspiriert von Miss Marple-Darstellerin Margaret Rutherford wirkt die kauzige Voodoopriesterin für ihre 197 Jahre und trotz Erblindung erstaunlich rüstig und lebensfroh.

In der Tat wird der Film durch seine starken Haupt- und liebenswerten Nebencharaktere getragen.

Da wäre Louis, der Trompete spielende Alligator, dessen ständige Versuche, bei Jazzcombos auf vorbeifahrenden Raddampfern mitzuspielen, zu Louis‘ Frustration weniger auf Gegenliebe als vielmehr auf Schreie und Gewehrschüsse stoßen. Oder das in einen Stern verliebte Glühwürmchen Ray, das in der Originalversion mit einem herrlichen Cajun-French daherkommt und mit seiner riesigen Familie der französischen Cajun-Musik frönt.

Die Geschichte des Froschkönigs wird in der im New Orleans der 1920er Jahre spielenden Disneyadaption geschickt weiterentwickelt, das Grimmsche Märchen dient als Auslöser für ein verhängnisvolles Missverständnis des in einen Frosch verwandelten Prinzen Naveen, der in der auf einem Maskenball als Prinzessin verkleideten Tiana eine echte Prinzessin sieht und sie bittet ihn zu küssen. Für die hart an ihrem Traum vom eigenen Restaurant arbeitende Tiana erweist sich der Froschkuss als fatal: Prinz Naween wurde von einem bösen Voodoo Zauberer verwünscht und Tiana wird selbst in einen Frosch verwandelt.

Die Filmgeschichte bleibt dem klassischen Disneymuster treu: Arbeite hart an dir und folge deinen Träumen. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zahlen sich trotz Mühen aus und selbstlose Liebe führt zum Ziel. „Dig a little deeper!“ („Schürf ein bißchen tiefer!“) singt Mama Odie ermunternd in ihrem Gospelsong.

Sowohl musikalisch als auch zeichnerischen bleibt der Film vielschichtig und farbenfroh, ein Fest für die Sinne. Disney ist einmal mehr eine Redefinition des eigenen Genres gelungen, in dem die Bösewichte bestraft und die Guten belohnt werden und die wahre Liebe siegt.

Ab 10. Dezember kommt „Küß den Frosch“ in die deutschen Kinos  und wer seine Liebe für anrührende Zeichentrickfilme (wieder)entdeckt hat darf sich freuen: Bei Walt Disney werden wieder regelmäßig und am Stück Zeichentrickfilme erstellt. Als nächstes ein neues abendfüllendes Abenteuer von Winnieh the Pooh, danach wieder klassischer Märchenstoff: Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“.

Trailer: Küss den Frosch

Info

Andreas Deja wurde 1957 in Danzig geboren. Als er ein Jahr alt war wanderten seine Eltern nach Dinslaken in Nordrhein-Westfalen aus. Im zarten Alter von zehn Jahren nahm ihn Disney’s Adaption des „Dschungelbuch“ derart gefangen, das er kurzerhand beschloss Trickfilmzeichner zu werden.

Mit Hilfe seines Englischlehrers schrieb er einen Brief an die Disney Studios mit der Frage, wie man Trickfilmzeichner wird. Er bekam daraufhin ein Antwortschreiben mit Hinweisen und Tips.

Von seinen Eltern wurde sein Berufswunsch nicht wirklich ernst genommen. 15 Jahre später absolvierte Deja erfolgreich sein Grafik Design Studium an der Folkwang-Hochschule in Essen und bewarb sich kurzerhand bei Disney. Als Antwort bekam er einen Vorvertrag und ein Flugticket in die USA zum Vorstellungsgespräch.

Andreas Deja animiert nunmehr seit knapp 30 Jahren für die Walt Disney Studios und zeichnet verantwortlich für populäre Charaktere wie König Triton in „Arielle, die Meerjungfrau“, den Zauberer Daschafar aus „Aladdin“, den Löwen Scar aus „Der König der Löwen“ sowie den Hauptdarsteller Herkules in der gleichnamigen Verfilmung. Im neuesten Disynefilm verleiht er der Voodoopriesterin Mama Odie ihren skurril sympathischen Charakter.

Seit 1987 ist Deja Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences und damit Jurymitglied bei der Verleihung der Oscars. http://www.indac.de/

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 47/09

Foto: ©Disney Enterprises, Inc.


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