Umfrage: Mehrheit für Abzug von Bundeswehrsoldaten aus der Türkei – Von der Leyen dagegen

Die deutsche Bevölkerung spricht sich klar für den Abzug oder die Verlegung deutscher Soldaten aus der Türkei aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage "WeltTrend". Bundesverteidigungsministerin Von der Leyen ist gegen einen solchen Schritt.
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Bundeswehr Kampfjet in Incirlik, Türkei.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times15. März 2017

Die große Mehrheit der Deutschen spricht sich für den Abzug oder die Verlegung deutscher Soldaten aus der Türkei aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Umfrage „WeltTrend“, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag der „Welt“ durchführte. Insgesamt 79,6 Prozent aller Befragten sprachen sich grundsätzlich dafür aus, dass die stationierten Soldaten die Türkei verlassen.

Menschen mit dieser Ansicht teilen sich wiederum in zwei Gruppen auf: 40,8 Prozent würden die Bundeswehrsoldaten „in ein anderes Land verlegen“. 38,8 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wollen sie „nach Deutschland abziehen“. Nur 14,8 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Bundeswehr in der Türkei bleibt.

64 Prozent unter den AfD-Sympathisanten befürworten einen Abzug nach Deutschland. Bei Menschen, die sich der Linken zugeneigt fühlen, sind es 59,9 Prozent. Die Bundeswehr beteiligt sich seit mehr als einem Jahr von Incirlik aus am internationalen Einsatz gegen den IS in Syrien und im Irak.

Die Basis liegt am Rande der Großstadt Adana rund 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Rund 270 deutsche Soldaten sind derzeit dort stationiert. Sie kümmern sich um die bis zu sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge, die über Syrien und dem Irak zum Einsatz kommen.

Diese haben seit dem ersten Aufklärungsflug im Januar 2016 mehr als 800 Einsätze geflogen. Der zunächst auf ein Jahr befristete Einsatz wurde im November vom Bundestag bis Ende 2017 verlängert. Bei der Umfrage handelt es sich um eine dauerhaft laufende Befragung. Zum Stand der Ergebnisermittlung der Online-Umfrage wurden unter allen Wahlberechtigten in Deutschland 5.000 Teilnehmer im Zeitraum von 13. März 2017 bis 14. März 2017 berücksichtigt. Der statistische Fehler des Gesamtergebnisses beträgt 2,5 Prozent.

Von der Leyen gegen Abzug der Bundeswehr aus der Türkei

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wendet sich trotz der Krisen gegen eine Abkehr der Nato von Ankara. „Die Türkei macht es uns nicht leicht in der Nato. Aber keiner sollte glauben, dass eine Türkei außerhalb der Nato uns besser zuhört und einfacher ist im Umgang als eine Türkei in der Nato“, sagte von der Leyen der Nachrichtenagentur AFP.

„Gerade weil wir ein Bündnis sind, können wir mit der Türkei über unsere Grundvorstellungen von Demokratie und offener Gesellschaft leichter – auch kontrovers – diskutieren“, sagte sie.

Dies sei unabdingbar, sagte die Ministerin weiter, denn die Türkei bleibe aufgrund der geografischen Lage immer Nachbar. Die Mitgliedschaft im „Wertebündnis“ Nato sei zudem ein wichtiges Zeichen für diejenigen in der Türkei, die die Pläne ihrer Regierung kritisch sähen.

„Die vielen Türken, die im bevorstehenden Referendum keine Machtausweitung des Präsidenten wollen, dürfen wir auch nicht im Stich lassen“, sagte die CDU-Politikerin.

Der Streit zwischen Deutschland – aber auch den Niederlanden – und der Türkei hatte sich unter anderem an Wahlkampfauftritten türkischer Politiker entzündet. Dabei geht es um die für April angesetzte Abstimmung in der Türkei über eine Verfassungsänderung, die die Macht von Staatschef Recep Tayyip Erdogan massiv ausweiten würde.

Erdogan und andere Politiker hatten Deutschland und die Niederlande in der Auseinandersetzung auch mit Nazi-Vergleichen attackiert. Danach waren in Deutschland Forderungen nach einem Abzug der Bundeswehr vom türkischen Stützpunkt Incirlik laut geworden.

Von der Leyen lehnte dies klar ab. „Das wäre weniger ein Zeichen an die Türkei, als ein Schritt, der unserer Koalition gegen den IS das Leben schwerer macht“, sagte sie AFP. Die Bundeswehrsoldaten seien ja nicht wegen der Türkei in Incirlik, sondern Teil des Kampfes gegen die Dschihadistenmiliz IS, „der zur Zeit in Rakka und in Mossul in eine entscheidende Phase geht“.

Ein Rückzug würde Deutschland aus der laufenden Offensive gegen den IS herausnehmen. „Das würde uns selbst schwächen und wäre keine kluge Entscheidung“, so die Ministerin. (afp)



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