„Verletzung der Menschenwürde“: Kritik an Veröffentlichung von Fotos des Anschlags von Nizza

Kurz vor dem ersten Jahrestag des Terroranschlags von Nizza hat die Veröffentlichung von Fotos der Tat für heftige Kritik gesorgt. Die Pariser Staatsanwaltschaft forderte, die aktuelle Ausgabe des Magazins "Paris Match" wegen Verletzung der Menschenwürde aus dem Verkauf zu nehmen.
Titelbild
Rosen an einem Absperrband in Nizza: Ein Attentäter war hier in eine feiernde Menschenmenge gerast. Foto: Andreas Gebert/dpa
Epoch Times13. Juli 2017

Ein Jahr nach dem Anschlag in Nizza hat das französische Magazin „Paris Match“ mit der Veröffentlichung von Überwachungsbildern vom Tatort eine Welle der Empörung ausgelöst.

Die Pariser Staatsanwaltschaft forderte am Donnerstag in einem Eilantrag, die aktuelle Ausgabe der Illustrierten zu verbieten. Das zuständige Gericht müsse den Verkauf der Ausgabe stoppen und die Verbreitung der Bilder „in allen Formaten“ unterbinden, vor allem im Internet. Das Gericht befasst sich am frühen Nachmittag (14.00 Uhr) mit dem Fall.

Zwei Opferverbände hatten die Staatsanwaltschaft am Mittwoch aufgefordert, gegen „Paris Match“ vorzugehen. Die Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben umgehend Ermittlungen ein, unter anderem wegen des Verrats von Ermittlungsgeheimnissen.

Der Nationale Verband der Opfer von Anschlägen und Massenunfällen (Fenvac) und die Vereinigung Promenade des Anges, in der sich Hinterbliebene des Nizza-Attentats zusammengeschlossen haben, kritisierten, mit der Veröffentlichung habe das Magazin die Würde der Opfer und ihrer Angehörigen verletzt. Es gehe „Paris Match“ nur um Sensationsgier und Voyeurismus.

Auch Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi kritisierte die Veröffentlichung der Bilder als „unerträglich und abstoßend“. Den Hinterbliebenen werde damit neuer Schmerz zugefügt.

Der Chefredakteur von „Paris Match“, Olivier Royant, erklärte dagegen, die Zeitschrift habe ein Jahr nach dem Anschlag die Opfer „würdigen“ wollen. Bilder vom Abend des Attentats seien im Laufe des vergangenen Jahres von vielen Medien abgedruckt und gezeigt worden, verteidigte sich Royant. Es handele sich zudem um Aufnahmen aus größerer Entfernung, eine Identifizierung der Opfer sei darauf nicht möglich.

In Nizza war vor einem Jahr am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, ein Tunesier mit einem Lastwagen in die Menschenmenge auf der bekannten Promenade des Anglais gerast. Er tötete 86 Menschen und verletzte mehr als 430 weitere. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich.

Aus Respekt vor den Anschlagsopfer wird Nizza in diesem Jahr auf das traditionelle Feuerwerk vom 14. Juli verzichten. Stattdessen sollen am Abend nach einem Gedenkkonzert Luftballons aufsteigen und 86 Scheinwerfer in den Himmel strahlen – einer für jeden Toten. (afp)



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