Ost-Aleppo: Anti-Regierungsrebellen kämpfen erbittert gegen syrische Regierungstruppen

Die syrische Regierung und ihre Verbündeten wollten das Viertel Scheich Said "um jeden Preis" einnehmen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. "Denn wenn sie es erobern, können sie alle restlichen Rebellengebiete angreifen."
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Syrische Soldaten während des Kampfes um Aleppo.Foto: epa/Archiv/dpa
Epoch Times3. Dezember 2016

Bei ihrem Vormarsch im nordsyrischen Aleppo haben die Regierungstruppen am Freitag weitere Geländegewinne erzielt und die Hälfte des von bewaffneten Gruppen gehaltenen Ostteils der Großstadt zurückerobert.

Im südostlichen Viertel Scheich Said setzten sich die aufständischen Kämpfer erbittert zur Wehr. Im Zuge einer Vereinbarung mit der syrischen Regierung verließen rund 2000 Menschen, darunter Aufständische und ihre Familien, den Ort al-Tal nördlich von Damaskus, um sich woanders anzusiedeln.

Die von der islamistischen Fateh-al-Scham-Front (ehemalige Al-Nusra-Front) unterstützten Anti-Regierungskämpfer drängten die Regierungssoldaten in Scheich Said zurück. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge kontrollierten die Rebellen später wieder 70 Prozent des großen Bezirks im Süden von Ost-Aleppo. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle steht den Rebellen nahe. Sie beruft sich auf ein Netz von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite aber nur schwer zu überprüfen.

Die syrische Regierung und ihre Verbündeten wollten das Viertel Scheich Said „um jeden Preis“ einnehmen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. „Denn wenn sie es erobern, können sie alle restlichen Rebellengebiete angreifen.“ In Vorbereitung auf harte Straßenkämpfe trafen der Organisation zufolge am Freitag hunderte syrische Elitekämpfer in Aleppo ein. Wegen des schlechten Wetters gab es zwar weniger Luftangriffe, wie ein AFP-Reporter berichtete, doch war von vielen Seiten weiterhin Artilleriefeuer zu hören.

Die heftigen Kämpfe um Aleppo trieben seit Samstag etwa 50.000 der geschätzten 250.000 Menschen im Osten in den von der Regierung kontrollierten Westteil der Stadt oder in den von kurdischen Kämpfern kontrollierten Sektor zwischen beiden Stadtteilen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte anlässlich eines Treffens mit seinem US-Kollegen John Kerry in Rom, humanitäre Hilfskonvois erhielten sicheres Geleit auf dem Weg nach Aleppo. Russland, wichtigster Verbündeter der syrischen Führung, habe die UNO darüber informiert, dass es keine Probleme mit den Hilfstransporten gebe, sagte Lawrow. Nötig sei dafür eine Absprache mit der syrischen Regierung. Zugleich waren russische Minenräumer in den befreiten Viertel im Osten Aleppos unterwegs, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte.

Die syrische Armee hatte Mitte November eine Großoffensive zur vollständigen Rückeroberung Aleppos gestartet.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte bei einer Libanon-Reise 50 Millionen Euro an zusätzlicher Hilfe für die Flüchtlinge im Großraum Aleppo zu. Steinmeier versprach nach dem Besuch in einem Flüchtlingslager im Libanon zusätzliche Gelder, die an verschiedene Hilfsorganisationen gehen sollen. „Wir dürfen nicht aufgeben, in den Bemühungen, eine Entschärfung dieses Krieges hinzukriegen“, sagte er.

Unterdessen beklagte das UN-Kinderhilfswerk Unicef das Leid der geflüchteten Kinder aus Ost-Aleppo. Die UNO ging von 31.500 Flüchtlingen binnen einer Woche aus, darunter rund 19.000 Kinder. Angesichts des nahenden Winters sei deren Versorgung ein „Wettrennen gegen die Zeit“.

In Istanbul protestierten am Freitag rund tausend Menschen gegen die Regierungsoffensive auf Aleppo. Auf Schildern waren Slogans wie „Stoppt das Massaker“ und „Unsere Brüder sind belagert“ zu lesen. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die gegen Assad kämpfenden Rebellen. (afp)



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