Studie entlarvt: So umwirbt US-Waffenlobby 6-jährige Kinder als Zielgruppe

Die US-Waffenindustrie versucht verstärkt Kinder als Zielgruppe zu gewinnen: Mit bunten, „kindgerechten“ Revolvern und Gewehren, die jedoch genauso tödlich sein können, wie ihre erwachsenen Pendants.
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So sah es aus auf der Waffenmesse der NRA "Great American Outdoor Show" 2014.Foto: Screenshot VPC
Epoch Times21. Februar 2016

Die größte Kundengruppe der US-Waffenlobby sind eigentlich weiße Männer. Doch weil diese Zielgruppe altersbedingt schrumpft, müssen neue Märkte erschlossen werden. Deshalb versuchen Hersteller nun mehr und mehr, Schusswaffen an Kinder zu vermarkten, berichtet das Violence Policy Centre (VPC). Das Institut, welches über Waffen in Amerika aufklärt, veröffentlichte dieser Tag einen 54-seitigen Bericht darüber, wie die Waffenlobby die Sechs- bis Zwölfjährigen umwirbt.

Bunte Farben, pink für Mädchen, leichte Materialien wie Plastik und weniger Rückstoß – so sehen in Amerika „kindgerechte“ Waffen aus, Gewehre und Pistolen für 6-jährige. Die Waffenlobby ermutigt Eltern, ihren Nachwuchs so früh wie möglich mit Schusswaffen vertraut zu machen und so heißt auch der Titel der Studie "Start them young".

Die Waffengegner belegen diese Strategie mit zahlreichen Beispielen: Werbung, Zeitungsartikel und Zitate. Die Waffenlobby National Rifle Association (NRA) setze auf spezielle Materialien für ihre „Junior Members“, es gebe sogar „Von Kids für Kids“ geschriebene Artikel im nachwuchsorientierten Magazin „Junior Shooters“, so das VPC.

Dessen Geschäftsführer und Studienautor Josh Sugarmann gibt zu Bedenken: "Stellen Sie sich den öffentlichen Aufschrei vor, wenn die Alkohol- oder Tabakindustrie kindgerechte Versionen ihrer Erwachsenen-Produkte einführen würde. Oder was los wäre, wenn sie den Plan erarbeiten würden „Jugendbotschafter" auszuschicken, die Spielkameraden zum Mitmachen bei diesen Erwachsenenaktivitäten animieren. Doch die Schusswaffen-Industrie (…) tut all dies und noch mehr in ihrem immer aggressiveren Bemühen, Waffen an Kinder zu vermarkten. "

In den USA gibt es je nach Bundesstaat stark unterschiedliche Regelungen zum „Führen“ von Schusswaffen. Da in den meisten Bundesstaaten Waffen frei verkäuflich sind, wird eine Waffenbesitzkarte weder ausgestellt, noch ist sie für den Waffenbesitz Voraussetzung. Nur in einigen Bundesstaaten und Gemeinden bestehen Ausnahmen von dieser Regel.

Im Juli 2014 forderte ein Vertreter der NRA sogar Schießunterricht für Kinder als Pflichtfach in der Schule.

Immer wieder Tote und tragische Unfälle

Durch Waffen in Kinder- und Teenagerhänden kommt es in den USA täglich zu Todesfällen: Selbstmord, Totschlag, tragischen Unfällen und zuweilen geplanten Amokläufen. Laut Statistik sterben in den USA durchschnittlich jeden Tag sieben Kinder oder Teenager auf solche Weise. 2013 erschoss ein Fünfjähriger sein zweijähriges Schwesterchen. Präsident Barack Obama versuchte mehrfach, die Waffengesetze zu verschärfen, scheiterte aber stets am Widerstand im Kongress.

Erst Anfang Februar wurde in Tenessee ein 11-Jähriger des Mordes an einem achtjährigen Mädchen für schuldig befunden: Sie hatte sich geweigert, ihn mit ihrem Welpen spielen zu lassen, worauf der Junge das Mädchen mit der Schrotflinte seines Vaters erschoss. Er wird bis zu seinem 19. Lebensjahr in Haft sitzen. Seine fünf Geschwister wurden zu Verwandten oder in Pflegeheime gegeben. Der Junge war durch seinen Vater Schusswaffen-Sicherheit trainiert worden und häufig beim Jagen gewesen, berichtete VPC.

Wie normal es erachtet wird, Grundschulkinder mit Waffen hantieren zu lassen, illustriert ein Beispiel, das durch internationale Medien ging: Im August 2014 tötete ein 8-jähriges Mädchen einen Schießtrainer in einem Abenteuerpark nahe Las Vegas. Er hatte dem Kind eine israelische Uzi-Maschinenpistole gegeben und diese auf Automatik gestellt. Das Mädchen drückte ab und der enorme Rückstoß der Salve verdrehte ihre Hand. Der 39-jährige Trainer, selbst Familienvater, wurde tödlich in den Kopf getroffen. Der Schieß-Park setzte darauf hin das Eintrittsalter von 8 auf 12 Jahre und die Mindestkörpergröße auf 152 cm herauf, so Spiegel Online. (rf)

Aufklärungs-Video von VPC

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